28. Januar 1970: Gewerkschaft baut Haus am Kornmarkt
28.1.2020, 08:14 UhrGewerkschaft baut nach Dittrich-Plänen ein modernes Haus am Kornmarkt Viel Beton für Metall Reine Baukosten betragen 7,2 Millionen DM – Eckpfeiler an der städtebaulich wichtigen Westseite der Stadt – Ein Haupttrakt mit Büroräumen in sechs Obergeschossen
Die Industriegewerkschaft Metall läßt sich von Professor Gerhard G. Dittrich am Kornmarkt ein repräsentatives Haus bauen. Im Herzen der Altstadt – einen Steinwurf weit vom alten Domizil an der Kartäusergasse entfernt – entsteht für 7,2 Millionen Mark der Neubau, gegliedert in einen sieben-geschossigen Haupttrakt und in einen zweistöckigen Beton-Kubus. Zusammen mit den schon vorhandenen Geschäftsgebäuden, der Mauthalle und dem Germanischen Nationalmuseum wird der Gewerkschaftssitz dem künftigen Kurt-Schumacher-Boulevard zwischen Hallplatz und Jakobsplatz das Gepräge geben.
1971 Schlüsselübergabe
Anfang April beginnt der Erdaushub. Ob allerdings die Rechnung des Architekten aufgeht, der noch im Laufe des Jahres 1971 dem Hausherrn die Schlüssel übergeben möchte, steht noch dahin. „Trotz vieler Verbesserungen ist es ein altes Haus geblieben“, beklagte Senator Otto Kraus, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, die schlechten räumlichen Verhältnisse in dem 1908 errichteten Gebäude am Kartäusertor, die letzten Endes zu einem der Bedeutung der Nürnberger Gewerkschaften entsprechenden Ersatz geführt haben. Nachdem die jahrelangen Grundstücksverhandlungen schließlich mit einem Geländetausch mit der Stadt – sie plant anstelle des alten Gewerkschaftshauses ein Schulzentrum – geendet hatten, bekam Professor Dittrich grünes Licht für die Planung.
500 qm für Läden
Auf den Reißbrettern seines Büros entstand ein Entwurf, der sowohl gewerkschaftlichen Platzansprüchen wie der städtebaulichen Forderung nach einem westlichen Abschluß des Kornmarktes gerecht wird. Zumal sich dort bereits ein lebhaftes Geschäftsleben entwickelt hat, entstehen im Erdgeschoß des Neubaus zahlreiche Läden, für die 500 Quadratmeter reserviert worden sind. Die gewünschten Büroräume – außer der IG Bau-Steine-Erden und der Gewerkschaft ÖTV ziehen 13 Einzelgewerkschaften des DGB ein – faßte der Planer in den oberen Stockwerken des „Hochhauses“ zusammen, während die erste Etage des Haupttraktes wie des kleineren Baukörpers allein sozialen Zwecken dient. Sämtliche Jugend- und Fortbildungsräume haben Verbindung zur Kantine, von der aus der Saal bewirtschaftet werden kann. Mit dieser Anordnung können Tages- und Abendbetrieb klar getrennt bleiben.
Ein Schönheitsfehler
Allerdings haftet dem Entwurf ohne Verschulden des Architekten ein Schönheitsfehler an. Der Saal kann höchstens 225 Besucher aufnehmen und scheint zu klein geraten. Senator Otto Kraus hätte selbst gern ein Fassungsvermögen von 400 bis 500 Menschen durchgesetzt, aber die Frankfurter Hauptverwaltung der IG Metall war in diesem Fall hart geblieben. Weil weitere Parkplätze in einem zweiten Untergeschoß einen Millionenaufwand erfordert hätten, blieb es auch bei 100 Stellplätzen in einer Tiefgarage und im Hof.
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