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10. Januar 1972: Unter Bäumen wandern und Feste feiern

10.1.2022, 07:21 Uhr
10. Januar 1972: Unter Bäumen wandern und Feste feiern

© Skizze: Büro Grebe

Im Auftrag des Verschönerungsvereins unter dem Vorsitz von Christian Woesch, der sich vor allem um den Aussichtsturm und die Gestaltung der nächsten Nachbarschaft kümmern will, haben Landschaftsarchitekt Reinhard Grebe und sein Mitarbeiter Dieter Kaus einen Ausbauplan ausgetüftelt, dessen Verwirklichung vom Naherholungsverein Nürnberg und Umgebung getragen wird. Die Planer schlagen vor, neue Wanderwege (darunter einen geologisch-landschaftskundlichen Lehrpfad) anzulegen, die Hochfläche mit weiteren Freizeiteinrichtungen zu bestücken, aber auch Standorte für Restaurants oder Hotels auszuweisen, die durch private Initiative entstehen könnten.

Die Qualität entscheidet

"Nicht die Quantität, sondern die Qualität entscheidet den Erholungswert." Dieser Gedanke leitete die Fachleute, als sie nicht nur den "Nürnberger Hausberg", sondern auch die Gemeinden an seinem Fuße unter die Lupe nahmen. Denn eine befriedigende Ortsentwicklung ist für den Weiterbestand des Moritzberg-Raumes als Naherholungsgebiet weit bedeutsamer als der Bau von Parkplätzen und Fußwegen. Die Empfehlungen von Grebe und Kraus für Diepersdorf, Leinburg, Unterhaidelbach/Pühlhof, Weihersberg, Pötzling, Gersdorf, Gersberg, Reuth, Weigenhofen, Haimendorf und Rockenbrunn wurden bereits mit den Bürgermeistern, zum Teil auch mit der Ortsplanungsstelle der Regierung, erörtert.

Mehr jedoch interessiert die Nürnberger, wie es 15 Kilometer östlich künftig aussehen soll. Die Planer möchten zu allererst die landschaftliche Vielfalt (von den Bachläufen bis zu den typischen Eichenhainen) sichern, weil nur dann möglichst viele Erholungswünsche (vom Wandern bis zum Wintersport) erfüllt werden können. Sie wollen Landschaftsschäden (Beispiel: die Talaufschüttung am Nordwestende von Leinburg) beseitigen und zahlreiche Wege anlegen.

Kilometerweit um den Berg

Zum geplanten Netz gehören ein sieben Kilometer langer Waldrandweg rund um den Berg, ein Rundweg am Hochflächenrand, Wege am Westhang und mehrere Rundwanderwege, die von den Orten oder Parkplätzen ausgehen. Insgesamt müßten 8,5 Kilometer Wege neu gebaut, fünf Kilometer vorhandene Wege überarbeitet, die Moritzbergauffahrtstraße (für den Wirtsbetrieb) und die Zufahrt zum Rundfunkhaus ausgebaut und in zwei Etappen zusätzlich zu den 190 Parkplätzen in zwei Abschnitten weitere 310 angelegt werden. Für den Ausbau der Hochfläche gibt es bereits gute Ansatzpunkte mit dem Buchen-Hochwald samt den vielen Waldwiesen, dem aufgestockten Aussichtsturm, dem alten Baumbestand neben der Kapelle und der Gastwirtschaft mit dem "Gärtla".

Zur Ergänzung schlagen Dipl.-Ing. Grebe und Ingenieur Kaus vor: 1. Planie, Modellierung und Einsaat der Wiesen westlich des Turms und der abfallgefüllten Mulden, um Spielflächen zu gewinnen. 2. Neutrassierung des Weges von der Liegewiese zum Turm. Abbruch der steilen Treppe und bessere Einfügung in den Hang. 3. Anlage eines oder mehrerer Grillplätze für kleine Feste. Dazu könnte der Wirt Bier aus kleinen Fässern, Würstchen und Brennmaterial bereithalten. 4. Ausbau von Kinderspielplätzen mit einfachsten Mitteln (Schaukeln und Kletterseile an den Bäumen, Holzwippen). An Ideen mangelt es also nicht. Bleibt nur zu wünschen, daß der Naherholungsverein, der Verschönerungsverein Moritzberg, die Gemeinden und die Forstverwaltung in den kommenden Jahren das Geld dafür erübrigen können. Eine wesentliche Voraussetzung für den Ausbau der Hochfläche ist jedoch schon vorhanden. Freiherr Fürer von Haimendorf, Besitzer der meisten Grundstücke beim Aussichtsturm, hat sich bereit erklärt, seine Flächen für eine stärkere Nutzung durch die Öffentlichkeit bereitzustellen.

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