Musical "Christa" feiert eine erfolgreiche Premiere

26.11.2011, 12:00 Uhr
Musical

© Roland Fengler

Manchmal wünscht man sich, das Leben wäre ein Musical: Gut siegt über Böse, die Liebe macht keine Umwege und überwindet alle Grenzen.

Es ist eine Geschichte vom Kontrast zwischen Wunsch und Wirklichkeit, die das noch junge Musical-Netzwerk Nürnberg in seinem Erstlingswerk „Christa – ein Nürnberger Weihnachtsmusical“ erzählt.

Mitten im Elend des Dreißigjährigen Krieges und einer Pestwelle findet der protestantische Pfarrer Johannes die 17-jährige Christa im kalten Nürnberg. Er nimmt die junge Frau zu sich. Damit verändert sich sein Leben. Christa setzt sich für die Schwachen, für Liebe und für Menschlichkeit ein und riskiert dabei ihr Leben. Ein Kampf gegen Intrigen, Vorverurteilung und Missgunst beginnt.

Drei Jahre arbeitete das Netzwerk an dem Stück, dessen Text und Musik aus der Feder des Fürther Künstlers Andreas Rüsing stammen. Die Idee zu „Christa“ ist ihm im Jahr 2006 auf dem Christkindlesmarkt gekommen. Eine Ergänzung zum Markt sollen die insgesamt 30 Aufführungen sein. Deswegen überrascht es nicht, dass zentrale Elemente der Nürnberger Vorweihnachtszeit Eingang in die Inszenierung gefunden haben. So spricht Christa im Engelskostüm auf dem Hauptmarkt zu den Menschen, und Zwetschgenmännle erwachen zum Leben. Regisseurin Anne Klinge verzichtet auf ein aufwendiges Bühnenbild, sie beschränkt sich auf wenige Requisiten, historische Kostüme und Projektionen. Alles ist stimmig – so wenig wie möglich, so viel wie nötig. So lenkt nichts in der gelungenen Inszenierung ab von der überzeugenden sängerischen und musikalischen Leistung.

Auffallend an Rüsings Kompositionen ist die Vielseitigkeit: Klassische Musical-Rhythmen verbinden sich mit sakralen Elementen, kurz schimmert sogar Klezmer durch. Die Melodien sind eingängig, vor allem „Das Weihnachtslied der Kinder“, der „Zwetschgenmännlatanz“ und das Lied der Freudenmädchen Veronika und Barbara nisten sich schon nach dem ersten Hören als Ohrwürmer ein.

Erfrischend schwungvoll sind die Kompositionen im Ganzen. Der Wechsel zwischen getragenen, dramatischen Szenen und fröhlichen Stücken macht die gut zweistündige Vorstellung kurzweilig. Dazu tragen auch die humorvollen Zwischenspiele der fränkelnden Haushälterin des Pfarrers, des intriganten Gegenspielers Leuthold und des bestechlichen Landstreichers bei.

Nach der Premiere fällt es schwer, einzelne Darsteller hervorzuheben, denn „Christa“ ist vor allem eine Ensemble-Leistung. Doch ohne Zweifel glänzen einige Stimmen besonders, darunter die von „Christa“-Hauptdarstellerin Cassandra Schütt, Angelika Erlacher als Hure Veronika, Karsten Kenzel als Johannes, Johannes Reichert als Leuthold und Tamas Mester als Streuner. Und man braucht schon ein Herz aus Stein, um nicht dem Charme des Kinderchors zu erliegen.

Wie fast alle Kinder des Chores ist auch Hauptdarstellerin Cassandra Schütt eine Nürnberger Schülerin. Sie hatte sich beim Casting im Januar eigentlich für den Chor beworben. Als sie jedoch „Ein Mensch zu sein“ aus „Arielle die Meerjungfrau“ gesungen hatte, war für die Jury schnell klar, dass sie in der 17-Jährigen ihre Hauptdarstellerin gefunden hat. Ihre klare Stimme, gepaart mit einer zarten, ätherischen Jugendlichkeit und mit ihrer Bescheidenheit machen sie zur Idealbesetzung für die Rolle.

Dass sich die Produzenten entschieden haben, Rüsings Musik von einer zehnköpfigen Band live spielen zu lassen, verleiht der Aufführung einen besonderen Reiz.

„Christa“ ist eine vergleichsweise kleine Produktion mit einem Budget von 200000 Euro. Mit viel ehrenamtlicher Arbeit und Leidenschaft von Profis, vielversprechenden Nachwuchsdarstellern und Laien ist ein Kunstwerk entstanden, das sich – geht es nach dem Netzwerk – zu einer festen Institution entwickeln soll.

Ob das gelingt, hängt auch davon ab, ob sich Touristen dafür begeistern lassen. Eine Zusammenarbeit mit der Congress- und Tourismuszentrale gibt es bereits.

Die Zuschauer der Premiere, die am Donnerstag stattfand, bejubelten das Stück. Es ist sicher nichts für Menschen, die das Wort Gutmensch mit Vorliebe abwertend gebrauchen. Wer aber bereit ist, sich auf ein schönes Märchen einzulassen, wird an dem Musical seine Freude haben.

Nächste Vorstellungen: am heutigen Samstag sowie Sonntag. Alle Termine (bis 30. Dezember, jeweils ab 20 Uhr im Heilig-Geist-Saal, Hans-Sachs-Platz 2) und Angebote unter www.christa-musical.de oder bei der CTZ (23360). Karten unter 231-4000, an Vorverkaufsstellen und der Abendkasse (eine Stunde vorher). Es gibt zudem einige 15-Uhr-Vorstellungen. NZ-Abonnenten erhalten mit der ZAC-Karte am Ticketcorner, Mauthalle (216-2298) 20 Prozent Rabatt. Die Stadtführer haben einen Rundgang konzipiert, der zu den Schauplätzen des Musicals führt. Sie starten ab 1.Dezember donnerstags um 18.30 Uhr am Schuldturm; Karten: in der Touristinfo und bei der CTZ.
 

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