Beth Ditto: „Es war nie ein Drama, lesbisch zu sein“

27.5.2012, 17:41 Uhr
Beth Ditto: „Es war nie ein Drama, lesbisch zu sein“

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Beth, stimmt die Meldung, dass du unbedingt einen Song für Madonna schreiben willst?

Beth Ditto: Ja, dieser Wunsch ist immer noch sehr stark vorhanden. Und wenn ich schon mal dabei wäre, würde ich sie auch gerne stylen. Ich würde dafür sorgen, dass Madonna sehr chic aussieht. Sie soll nicht immer so durchgedreht und aufgemotzt herumlaufen. Sondern lieber mal etwas Klassisches tragen.

Die neue Gossip-Single „Perfect World“ kommt einer Madonna-Nummer recht nahe. Das Stück erinnert an „Papa don’t preach“.

Ditto: Wirklich? Das ist so ein süßer, zuvorkommender Vergleich. Vielen Dank dafür. „Perfect World“ ist für meinen Geschmack die größte Hymne auf dem Album. Ich habe das Lied nach dem Ende meiner vorherigen Beziehung geschrieben. Wir waren immerhin neun Jahre lang zusammen, am Ende sprachen wir nicht einmal mehr miteinander, und das Fazit lautet: Die Welt ist einfach nicht perfekt. Es war schade, aber es war so.

Gossip haben ihre musikalischen Wurzeln eigentlich in der Punkszene von Portland. Kann man dennoch sagen, dass „A Joyful Noise“ noch stärker in Richtung Pop geht als die früheren Alben?

Ditto: Nicht unbedingt. Wir experimentieren einfach gerne. Wir sind keine Snobs. Manche Songs benötigen mehr Synthesizer, andere schreien nach harten Gitarren. „Melody Emergency“ zum Beispiel ist eine Nummer, auf der es Brace tierisch krachen lässt an seiner Gitarre.

Der Produzent des Albums heißt Brian Higgins, er arbeitet unter dem Künstlernamen Xenomania und ist Fachmann für Popmusik. Die Kombination ist schon überraschend, oder?

Ditto: Für Außenstehende dürfte sie das sein. Die Arbeit mit ihm war superschnell und superunkompliziert.

Beth Ditto und Gossip sind jetzt Superstars. Wie kommst du damit klar?

Ditto: Daheim in Portland interessiert sich keine Sau für uns, wir haben in den USA null Erfolg. Das ist einerseits Mist, andererseits super. Wenn ich zu Hause bin, habe ich meine Ruhe.

Warum habt ihr in den USA keinen Erfolg?

Ditto: Zu fett, zu lesbisch, zu vorlaut, was weiß ich.

Hast du Regeln für den Umgang mit Ruhm?

Ditto: Ich google mich niemals selbst, nehme so wenig Drogen wie möglich, am besten also gar keine. Und ich gehe heim ins Bett, wenn ich müde bin.

Du bist lesbisch, dick und hast eine große Schnauze. Hast du dich mit deiner Rolle als Ikone direkt zu Beginn deiner Karriere angefreundet?

Ditto: Ich bin immer noch dabei, mich mit dieser Rolle vertraut zu machen. Ich fühle mich etwas gehemmt in dieser Funktion, was bei mir wirklich nicht oft vorkommt. Insgesamt fange ich an, diese Vorbildsache ein bisschen ernster zu nehmen. Die Qualität meines Lebens ist so viel höher, weil sich in der Generation vor mir die Homoaktivistinnen und die Feministinnen wirklich den Arsch aufgerissen und hart gekämpft haben, damit es vorwärts geht und wir als Menschen mit gleichen Rechten wahrgenommen werden. Für mich war es nie ein großes Drama, lesbisch zu sein, für meine Familie auch nicht. Für die nächste Generation soll es noch selbstverständlicher sein. Niemand soll sich mehr verstecken müssen.

Bist du eigentlich schon so selbstbewusst zur Welt gekommen?

Ditto: Ich wuchs mit zwei Schwestern auf, der Ton bei uns ist rau. Ich war immer schon eine laute, fast lächerlich selbstbewusste Person. Schon als Kind war es immer ich, die in der Schule den Ärger abkriegen sollte, aber dann doch nicht abkriegte. Weil ich nämlich mit einer tollen Gabe gesegnet bin: Ich kann mich aus jeder noch so ausweglosen Situation rausquatschen. Und irgendein Witz findet sich immer.

Hilft das starke Selbstvertrauen bei der Musikkarriere?

Ditto: Bis heute bin ich nicht sicher, ob ich wirklich eine gute Sängerin und Musikerin bin. Aber ich habe nie daran gezweifelt, dass ich eine einwandfreie Persönlichkeit habe. Ich fand mich immer stark und wuchs zum Glück mit einer Mutter auf, deren Haltung sich folgendermaßen zusammenfassen lässt: „Beth, diese blöden Leute werden dich weder töten noch aufessen. Also brauchst du auch keine Angst vor ihnen zu haben.“ Diese Haltung habe ich weitgehend übernommen.

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