Nürnberger Volksfest litt unter Wetterkapriolen
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Der Kindertraum erwartet die kleinen Gäste gleich am Haupteingang. Pony, Mickey Mouse oder Rakete: Die bunten, mit Helium gefüllten Luftballons locken die kleinen Kunden an. Sylvia Mark aus Erlangen hat mit ihrem Team bei Wind und Wetter ausgeharrt – und ist mit dem Frühlingsfest trotz der unfrühlingshaften Temperaturen zufrieden: „Unterm Strich bin ich positiv überrascht. Ich habe keine Einbußen, meine Bilanz ist gut.“
Die Wetterkapriolen haben trotzdem für Mehrarbeit gesorgt: „Mit nur einer Naturgewalt kann ich leben: Wenn es aber Wind und gleichzeitig Regen gibt, dann genügt ein Schirm als Schutz nicht.“ So mussten die bunten Ballons immer wieder in einem nahen Lastwagen gelagert werden.
Einige Meter weiter füllen sich die Bänke im Außenbereich des Biergartens „Frankendorf“. Eine Band spielt auf, die Bedienungen haben zu tun, die Stimmung ist gut. „Das ist ein schöner Abschluss für das Frühlingsfest“, meint Inhaberin Andrea Dinkel. Und, wie ist das Geschäft bei ihr gelaufen? „Wetterbedingt“, sagt sie und zeigt ein kleines Lächeln.
Kurioses Frühlingsfest
Von einem „kuriosen Fest“ spricht denn auch Lorenz Kalb. Der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustelleverbandes bilanziert: „Das war sehr vom Wetter gesteuert, auf eine Erhebung der Besucherzahlen haben wir dieses Jahr verzichtet.“ Insgesamt sei es ein „sehr mäßiges“ Volksfest gewesen. Für die Polizei war es eine friedliche Veranstaltung — erfreulich sei der Rückgang der Eigentumsdelikte.
Lorenz Kalb ergänzt: „Es ist nicht zu verleugnen, dass es auch Verlierer gegeben hat.“ Vor allem die Eisbuden, die Wasserfahrgeschäfte und die nicht beheizten Biergärten hätten unter dem Wetter gelitten. Der Frust ist mitunter groß: So mancher Schausteller will auf Anfrage der Lokalredaktion lieber nichts sagen.
Schaustellerin Beatrice Dölle dagegen meint offen: „Es war einfach zu kalt und zu nass. Für uns ist das fatal, weil man viele Kosten hat.“ Sie betreibt mit ihrem Mann ein offenes Fahrgeschäft, die Bungee-Kugel „Hot Shot“. Doch man müsse damit leben, dass man vom Wetter abhängig ist: „Wir sind Schausteller in der sechsten Generation, wir kennen das.“
Schausteller mit blauem Auge davongekommen
Pragmatisch gibt sich auch Oscar Bruch, dessen Riesenrad „Expo Star“ zum ersten Mal auf dem Volksfest zu finden ist: „Das Wetter war gruselig, aber wir sind mit einem blauem Auge davongekommen.“ Die Nürnberger seien treu, zeigt er sich erfreut: „Wegen der wenigen Besucher ist uns aufgefallen, dass wir immer wieder Stammgäste begrüßen konnten: Viele sind mehrmals zu uns gekommen.“
Ein Volksfestbesuch ohne Eis, das ist für so manchen Gast undenkbar. Julia Müller vom Stand „Eis Müller“ berichtet: „Unsere Bilanz ist gut: Die Leute wollen raus und kommen zu uns.“ Gut, die Nachfrage nach gebrannten Mandeln und Popcorn sei an den Regentagen natürlich größer gewesen: „Doch der harte Kern unserer Kundschaft kauft Eis – der Eismohr ist eben typisch fürs Volksfest.“
Sweatshirt, Jacke und Schal: Darauf kann David Schneider am letzten Volksfesttag verzichten. Im Shirt steht der 23-jährige Schausteller vor der Achterbahn „Berg & Tal“, blinzelt in die Sonne und sagt: „Das ist T-Shirt-Wetter – leider ein bisschen spät.“ Sein Vater Fredy Schneider, der Inhaber des Fahrgeschäfts, resümiert: „Einen kleinen Gewinn konnte ich zur Bank bringen.“ Prinzipiell hätten die Organisatoren mit den Ständen und Fahrgeschäften eine gute Auswahl getroffen: „Ich bin schon sehr zufrieden mit den Nürnbergern.“
Und manchmal sei ein Blick über den Tellerrand hilfreich, wie Fredy Schneider ergänzt. Einige Mitglieder seiner großen Familie sind während des Frühlingsfestes auf anderen Volksfesten vertreten gewesen. „Die waren in Bremen, Dortmund und Osnabrück: Da muss ich sagen, dass wir in Nürnberg mit Abstand am besten abgeschnitten haben.“
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