Schausteller am Volksfest setzen auf Qualität
24.8.2012, 06:46 UhrGemütlichkeit statt Hallenatmosphäre. So könnte man das neue Konzept bezeichnen, das die Besucher anlocken soll. Das verkleinerte Festzelt wurde um 90 Grad gedreht und hat einen ausladenden Biergarten erhalten, der in etwa nach Südwesten ausgerichtet ist. Stände und Buden sowie zahlreiche Bäumchen vermitteln ein anheimelndens Marktplatzgefühl – was viele Bürger auf dem Hauptmarkt so schmerzlich vermissen.
Wer es aufregender mag, der wird zu Füßen der Kongresshalle ebenfalls umfassend bedient. 20 Fahrgeschäfte, wie Booster oder Cyber Space, Frisbee oder Techno Power warten mit Kräften bis zur vierfachen Erdbeschleunigung auf, verspricht Lorenz Kalb, der Chef des süddeutschen Schaustellerverbands. Das gilt vor allem für die Neuheit G-Force, eine rotierende Schaukel, die sich in einem Radius von 120 Grad in die Lüfte erhebt.
Immer mehr Wert legen die Schausteller aber auf das Rahmenprogramm (siehe dazu Kasten unten). Dazu gehören bewährte Elemente wie die Ladies’ Night, die drei Hochfeuerwerke oder die Oldtimer-Parade ebenso wie neue Angebote. Dienstags ist zum Beispiel Country-Tag, in den Besucherstraßen ist ein Volksfestlauf geplant, und am „Magic Friday“ können Besucher Magisches und Zauberhaftes aus Hand- und Fußakrobatik erleben.
Besonders spannend verspricht der neue Themenabend am Donerstag, 30.August, zu werden, der sich der chinesischen Partnerstadt Shenzhen widmet. Das Erlanger Konfuzius-Institut realisiert ein vielfältiges Bühnenprogramm, mit spektakulären Drachen- und Löwentänzen sowie einen fröhlichen uigurischen Tanz. Die aus Shenzhen stammende Wahl-Nürnbergerin Wang Huanhuan spielt auf der chinesischen Wölbbtrett-Zither „Guzheng“. Und der Musiker Zhao Jusheng, der eigens aus China anreist, interpretiert traditionelle Stücke auf der „Suona“, einem chinesischen Holzblasinstrument.
Ein weiteres Pfund, mit dem die 162 Volksfest-Betriebe in Zeiten galoppierender Preise und sinkender Umsätze wuchern möchten, ist der Faktor Qualität. Gammelfleisch sei am Dutzendteich ein Fremdwort. Brot bzw. Brötchen würden einige Betreiber direkt auf dem Volksfest herstellen, sagt Karlheinz Hartnagel. Der Schatzmeister des süddeutschen Schaustellerverbands betreibt selbst zahlreiche Imbissbuden – unter anderem eine mobile Brezenbäckerei, in der das bayerische-fränkische Produkt „ohne Teiglinge“ und „handwerklich in Handarbeit“ hergestellt wird.
Dabei sitzt offenbar so manchem Betrieb der Kostendruck im Nacken. Lorenz Kalb berichtet von teueren Tüv-Prüfungen für Fahrgeschäfte, zertifizierten Trinkwasser-Schläuchen, die pro laufendem Meter 15 Euro kosteten, von Elektrikern, die für den nach jedem Umzug fälligen Test einer Sicherung (FI-Schalter) bis zu 70 Euro kassierten. Dazu kämen ständige Besuche durch Zoll, Feuerwehr, Lebensmittelkontrolle und Co. Jeder Betrieb „wird rund 100-mal im Jahr kontrolliert“, sagt Kalb. Das würde man sich für einige Lokal im Stadtgebiet wünschen.
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