Lars-Erik Wahlberg stellt in Nürnberg aus

14.5.2013, 09:52 Uhr
Lars-Erik Wahlberg stellt in Nürnberg aus

© privat

Aus dem mittelschwedischen Eskilstuna ist der Maler und Objektkünstler Lars-Erik Wahlberg (Jahrgang 1964) angereist, um seine ungewöhnliche Nürnberger Ausstellung selbst zu installieren. Thema seiner Arbeiten ist das Alltagsleben in seiner Heimat- und Geburtsstadt, dem einstigen Hauptsitz der schwedischen Stahl-Industrie. Dort klagen die Bewohner seit einiger Zeit über eine wirtschaftliche Krise, welche offenbar die alten Strukturen der Klassengesellschaft wieder deutlicher sichtbar werden lässt.

Wahlberg trauert einerseits bildnerisch um die "verlorene Stadt" seiner Kindheit, andererseits rüstet er sich aber auch für die Reise nach Utopia, in eine neue, bessere Heimat. Seine Bilder und Objekte dokumentieren die Suche nach "etwas, das allen in die Kindheit scheint, und worin noch niemand war", wie Ernst Bloch es formulierte. Mithilfe einer originellen Zeichenschrift erzählt Wahlberg, wie er dazu gekommen ist.

Unerreichbare Träume

In des Künstlers Umgebung ist das Leben der meisten Menschen beschränkt auf die Arbeit in der Fabrik und auf die Freizeit im Reihenhäuschen. Ihre Hoffnungen und Träume orientieren sich entweder an der Heilsbotschaft der Kirche oder an den trügerischen Glücksversprechen der Werbung.

Für sie unerreichbar sind jedoch die hermetisch abgeriegelten Schlösser der Reichen. Der Erzähler möchte raus aus dieser Welt. Flugzeug, Fesselballon, Raumkapsel und UFO sind Symbole seiner Sehnsucht nach dem Anderen, dem Neuen und Fortschrittlichen. Diese Grundelemente seines Denken und Fühlens bestimmen seine Kunst.

Plüschtiere werdenTeil der Kunst

Wahlbergs Umgang mit den zeichnerischen und malerischen Mitteln ist sehr frei, aber auch präzise und ökonomisch. Chiffrenartige Formen mit einfachen Umrisslinien und klare, helle Farbflächen werden häufig mit Fundstück-Collagen und rätselhaften Inschriften kombiniert. Vieles bleibt lediglich angedeutet, alles scheint spontan und fast beiläufig niederge-schrieben. Handwerklicher sind allenfalls die (seine Bildthemen dreidimensional variierenden) Objekte, in die der Künstler gerne Spielzeug – vor allem Plüschtiere – einbaut.

Dass bei ihm alles Teil einer individuellen Gesamtschau ist, unterstreicht Lars-Erik Wahlberg durch die Wandzeichnungen, mit welchen er in der Galerie ein Gespinst aus Verbindungslinien zwischen den einzelnen Exponaten geschaffen hat. Diese elegant ornamentalen Bleistiftstriche sind wie ein Navigationssystem, das den Betrachter durch die bezaubern-den, anrührenden, heiter-melancholischen Versatzstücke einer künstlerischen Autobiographie geleitet. Unbedingt sehenswert!

BunsenGoetz-Galerie, Kressenstraße 11: "Last Call for Passenger Wahlberg!" Bis 1. Juni, Mi. und Fr. 11–20 Uhr, Do. 11–21 Uhr, Sa. 11–16 Uhr. Weitere Infos finden Sie hier.
 

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