In Leutasch kracht beim Yoga die Lederhose

02.09.2017, 08:00 Uhr
In Leutasch kracht beim Yoga die Lederhose

© David Johansson/Biss PR

Mein Körper ist in einer Art Dreieck gefangen und ich muss an meine Bandscheibenvorfälle denken. Nicht an die Liebe. "Am Ende Deiner Tage wirst Du nach der Liebe gefragt werden", orakelt der Yogalehrer verschwörerisch. "Nie wieder Yin-Yoga", denke ich mir und hoffe, dass die anderen Yoga-Klassen mehr nach meinem Geschmack sind. Es sollte spannend bleiben.

"Komm zum Om", mit dieser Einladung hatte die Olympiaregion Seefeld in Tirol Yogafans und Naturliebhaber ins idyllische Leutaschtal gelockt. Die Tourismus-Zentrale Seefeld will damit auch die noch leeren Betten der zahlreichen Hotels und Pensionen in der Vor- und Nachsaison zu füllen.

Die großen Traditionshäuser hatten die Wintersportler im Blick und verließen sich auf ihre Stammgäste. Das konnten sie auch, denn das idyllische Leutasch-Tal mit seinen knapp 280 Kilometern gespurter Loipen ist wohl jedem passionierten Langläufer ein Begriff. Doch der Schnee auf dem 1200 Meter gelegenen Hochplateau wird von Jahr zu Jahr weniger, darum setzt man inzwischen auch auf "Snowfarming". Dabei werden rund 7000 Kubikmeter Schnee vom Vorjahr unter Hackschnitzeln konserviert und in der nächsten Saison wieder ausgebracht. Darüber hinaus ist eine gigantische Beschneiungsanlage in Betrieb - die Schneekanonen feuern den ganzen Winter hindurch.

"Höchste Zeit zum Umdenken", fand Wolfgang Neuner-Pfeiffer. Mit seiner Frau Maria führt er seit zehn Jahren die Pension "aufatmen" in Leutasch. Yoga, Meditation, vegetarisches Essen, Nachhaltigkeit und Naturerlebnisse sind das Konzept der ehemaligen Frühstückspension.

Das ganze Jahr über gibt es Yoga-Retreats, Workshops und Seminare im urigen Ambiente der Pension inmitten der grandiosen Bergwelt. Bei den Yoga- und Naturerlebnistagen wird in mehreren Hotels gleichzeitig drei Mal am Tag ein Yoga- und Meditationsprogramm angeboten, an dem die Gäste - egal in welchem der teilnehmenden Hotels oder Pensionen sie untergebracht sind - teilnehmen können. Auch Tagesausflügler können sich spontan in das Programm einklinken. Die teilnehmenden Hotels fahren die Gäste kostenlos zu den gewünschten Programmpunkten und zurück.

Das kann in Stress ausarten, wenn man so viel wie möglich vom Programm mitnehmen möchte. Und die Gefahr besteht! Denn neben Yoga in zahlreichen Stilarten werden jeden Tag Meditationen, Kochworkshops, Vorträge, Kräuterwanderungen und vieles mehr geboten. Ein Teil der Häuser, darunter das Fünf-Sterne-Haus Klosterbräu, in dem ebenfalls das ganze Jahr hindurch Yoga angeboten wird, liegt mitten in der Gemeinde Seefeld. Die übrigen Hotels und Pensionen hingegen im rund 20 Minuten von Seefeld entfernten Leutasch-Tal.

Plötzlich denkt man an gar nichts mehr

Die teilnehmenden Hotels verfügen neben einem ansprechenden Ambiente meist auch über ein Spa-Angebot. Mit dem Biohotel Leutascherhof ist ein Hotel dabei, dass kompromisslos auf eine Gourmet-Küche mit rein biologischen Zutaten setzt. Und viele der Yoga- und Meditationslehrer genießen internationales Renommee wie etwa der Yoga-Therapeut Remo Rittinier oder die Luna-Yoga-Begründerin Adelheid Ohlig.

Schweigend nehmen wir eine leichte Steigung in Angriff, die uns vom Ortskern zum Waldrand und weiter ins Gaistal führt. Wir sind auf einer Meditationswanderung. Dazu sollen 15 Teilnehmer den Mund halten und sich auf ihren Atem konzentrieren. "Seht es als kleines Experiment", sagt Wanderführer Wolfgang Neuner-Pfeiffer. "Schaut einfach, was passiert." Alle fixieren ihre Füße - und gehen los.

Über 650 Kilometer Wander-, Berg- und Klettersteigtouren gibt es in dieser Region. Doch bei uns geht es heute nicht um Leistung. Wir laufen barfuß über eine feuchte Wiese, durchstreifen hügelige Auen, die an irische Landschaften erinnern, und machen eine Pause in frischem Bergwiesenheu.

In Leutasch kracht beim Yoga die Lederhose

© Stephan Elsler/Tourismusverband Seefeld

Von Zeit zu Zeit halten wir inne und machen gemeinsam ein paar Dehn- und Achtsamkeitsübungen. Nach einer Stunde erscheinen mir die verschiedenen Grüntöne der Wiesen und Wälder und das wolkenlose Blau des Himmels noch viel intensiver. Ich schmecke die warme Sommerluft, die nach Erde, Heu und Blumen duftet. Und dann ertappe ich mich dabei, einmal wirklich gar nichts zu denken und völlig selbstvergessen der Natur zu lauschen. Mission erfüllt. Kein Wunder in dieser Kulisse.

Die majestätische Bergwelt im rund 16 Kilometer langen Leutasch-Tal mit seinen 24 Weilern durfte ihren ursprünglichen Charme behalten. Alpinsport gibt es hier nicht. Kein einziger Skilift verunziert die Landschaft, die Bergwiesen sind voller Kräuter und Blumen. Zwei Pfarrkirchen und rund 20 Kapellen sowie zahlreiche alte Kraftorte gibt es, und auch der Jakobsweg führt vorbei.

Die traditionellen Fachwerkhöfe mit ihren tiefgezogenen Dächern, Kühe auf den Weiden und eine angenehme Schnörkellosigkeit der Einheimischen findet zeichnen das Tal aus. Auch wegen des trägen Internets fernab der Zivilisation hat man bald das Gefühl, dass man bei sich selbst angekommen ist..

Mehr Informationen:
Olympiaregion Seefeld
www.seefeld.com
die diese Reise unterstützt haben.

Die nächsten Yoga- und Naturlerlebnistage finden vom 19. bis 22. Dezember 2017 unter dem Motto Namasté statt.

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