MS Astor: Kreuzfahrtdirektor für alle Fälle

Jeanette Seitz

Nordbayerische Nachrichten Herzogenaurach/Höchstadt

E-Mail

28.4.2018, 08:00 Uhr
MS Astor: Kreuzfahrtdirektor für alle Fälle

© Jeanette Seitz

Das Schiff mit maximal 578 Passagieren steuert sogar Grönland an - sein Trumpf sind also kleinere Häfen in außergewöhnlichen Destinationen. Rund 280 Crewmitglieder kümmern sich derweil um die Gäste und das Schiff. Bordsprache ist auf der kleinen MS Astor in der Sommersaison von April bis September nur Deutsch, einfach, weil es dann keine internationalen Gäste gibt.

Familiär geht es zu: Bei der Ankunft fühlen wir uns mitten aufs Traumschiff versetzt und erwarten, vor dem Schiff gleich von Chef-Stewardess Beatrice begrüßt zu werden. Auch im Inneren herrscht Traumschiff-Atmosphäre: dunkel getäfelte Treppenaufgänge, gedeckte Farben, klassische Liegen an Deck. Ein Rundgang durch die MS Astor zeigt: Wer auf althergebrachte Kreuzfahrt-Tradition steht, ist hier richtig. Binnen kürzester Zeit kennt das Personal die Gäste beim Namen, und oft gibt es ein großes Hallo, wenn Stammgäste wieder da sind.

Der 39-Jährige Sultan-Sade, der in Fürth geboren wurde und in Nürnberg aufwuchs, hat die besten Voraussetzungen für den Posten als Kreuzfahrtdirektor. Schon als Teenager packte ihn beim Besuch des Musicals "Starlight Express" die Musical-Leidenschaft. 2001 schloss er die Stage School Hamburg als "Staatlich diplomierter Bühnendarsteller Schauspiel, Gesang, Tanz" ab. Es folgten diverse Engagements an verschiedenen Bühnen, unter anderem auch am Stadttheater und an der Comödie Fürth, am Staatstheater Nürnberg sowie im Entertainmentbereich auf Kreuzfahrtschiffen. Daneben führte er Regie, tourte mit dem Musical "Vom Geist der Weihnacht" durch Deutschland, entwarf Showkonzepte für Touristikunternehmen und arbeitete als Eventmanager. Vor fünf Jahren dann gründete er das Metropol-Theater Nürnberg, mit dem er sich bereits einen Namen gemacht hat.

Und zwischendurch arbeitet er immer mal wieder als Kreuzfahrtdirektor und ist für das komplette Entertainment-Programm verantwortlich, koordiniert die Tagesabläufe. "Ich vergleiche das gern mit einem Komponisten, der ein paar Themen vorgegeben bekommt und dann alles in Einklang bringt", sagt Sultan-Sade.

Der Kreuzfahrtdirektor ist zudem ganz nah an den Gästen dran. Seine Stimme erklingt etwa durch die Lautsprecher, denn er weckt die Gäste morgens, informiert über den Tagesablauf oder moderiert die Abendshow. Er lässt sich an Bord blicken, muss für die Gäste sichtbar und ansprechbar sein. Selbst nach den Shows sitzt er manchmal noch in den Bars und plaudert entspannt mit den Gästen. "Da entstehen intensive Gespräche, man nimmt persönlich Anteil. In kurzer Zeit passiert hier viel mehr als an Land", sagt er.

Manchmal braucht auch er seine Ruhe

Immer lächeln, immer freundlich sein - wird ihm das nicht manchmal zu viel? Immerhin sind Kreuzfahrtmitarbeiter sieben Tage die Woche im Dienst. "Sicher braucht man auch mal seine Ruhe, aber dann gehe ich eben in meine Kabine und mache die Türe zu", sagt Sultan-Sade. Ganz in seinem Element ist er auf der Bühne, denn er tritt mit seinem Show-Ensemble auf. Das ältere Publikum zieht er mit bekannten Musical-Melodien und Schlagern in seinen Bann, denn die meisten Passagiere hier sind Senioren.

Diese Zielgruppe schätzt die kurzen Wege und die Ruhe auf dem kleinen Kreuzfahrtschiff. Hier gibt es keinen Riesenpool mit Rutschen und Kindergeschrei, keine Kletterwand, keine Computerspiele, kein Rund-um-die Uhr-Programm. Statt dessen zwei gemütliche Bars, ein Kartenzimmer, eine Bibliothek, einen kleinen Pool draußen, einen drinnen und einen kleinen Wellness-Bereich.

Natürlich auch ein Büffet- und ein Bedien-Restaurant. Dort garantieren zwei Essenszeiten und eine feste Sitzordnung entspannte Mahlzeiten. Durchaus also nicht nur für Senioren geeignet, sondern auch für jüngere, Erholung suchende Gäste, die dem Trubel auf den großen Kreuzfahrtschiffen entgehen wollen. Eine Besonderheit auf der MS Astor: Auf ausgewählten Routen stehen acht Dialysebetten zur Verfügung, auch ein spezieller Dialysearzt ist dann auf diesen Reisen dabei.

MS Astor: Kreuzfahrtdirektor für alle Fälle

© Jeanette Seitz

Ein Ziel dieser Reise geht von Esbjerg in Dänemark etwas ins Landesinnere, in die älteste Stadt des Landes: das vor 1300 Jahren gegründete Wikingerdorf Ribe. Reiseführer Ole Bang ist dort aufgewachsen und liebt sein Ribe, das "viel schöner ist als Esbjerg": Schmale Gassen, liebevoll hergerichtete Häuser mit Blumenschmuck, eine beeindruckende Kathedrale, ein verträumter Hafen.

Sylt kommt später unnahbarer daher, elitärer. Abseits der mondänen Orte wie dem Seebad Westerland oder dem sündteuren Kampen sind aber auch hier bezaubernde Ecken zu entdecken. Etwa die Heidelandschaft im Norden mit den drei Wanderdünen, die älteste Kirche in Keitum oder die Uwe-Düne, die mit 52,5 Metern höchste Erhebung der Insel.

Das kleine Helgoland mit nur 1,4 Quadratkilometern hat einen ganz eigenen Charme. Himmlische Ruhe genießen wir auf dem Rundweg zur bekannten "Langen Anna", dem roten Felsen. Unterbrochen wird die Stille nur vom Geschrei der vielen Basstölpel, die sich auf den Klippen versammeln. Tierisch geht es auch auf der "Düne" zu, die zu Helgoland gehört, aber nur per Shuttleboot erreichbar ist. Dort am Strand tummeln sich bis zu 300 Kegelrobben und auch ein paar Seehunde.

Weitere Informationen:
TransOcean Kreuzfahrten, www.transocean.de, die diese Reise unterstützt haben.

Keine Kommentare