Sardinien: Inseln, die der Bär bewacht

14.10.2017, 08:00 Uhr
Sardinien: Inseln, die der Bär bewacht

© Christian Röwekamp / dpa

Dort liegt auch das kleine Weingut "Siddùra", das auf einem Boden aus Granit, Sand und Lehm die Vermentino-Traube kultiviert. Die lockere und trockene Beschaffenheit der Erde sowie die sanfte Hanglage sorgen für einen einzigartigen Geschmack, der mehrfach prämiert wurde. Besitzer des Weinguts ist der Münchner Modeunternehmer Nathan Gottesdiener. Inmitten der sardischen Macchia erwarb er ein altes Landhaus und ließ 180 Hektar Land aufbereiten, um hier seine Reben zu kultivieren. "Zunächst haben die Dorfbewohner beäugt, was der Deutsche hier so macht", erinnert sich die Österreicherin Gabriela Gruber, die sich hier um den Verkauf des Weins kümmert, "aber als sie sahen, mit wie viel Liebe er das alte Grundstück auf Vordermann brachte, wich ihre Skepsis der Bewunderung". Heute profitiert die ganze Region von der Bekanntheit der vollmundigen Siddùra-Weine. Während die erste Lese 2011 nur 3 000 Flaschen ergab, werden heuer 150 000 Flaschen abgefüllt.

Ein Getränk der etwas anderen Art bekommt man weiter nördlich an der Küste - bei Paolo Sardo, der im unteren Bereich des Resorts Valle dell’Erica eine kleine Strandbar betreibt. Sie liegt in einer romantischen Bucht und ist ein herrlich ruhiges Plätzchen ganz ohne großes Tamtam. Hier mixt der Sarde nun seit vier Jahren einen selbst erfundenen Drink, der auch seinen Namen trägt: Cocktail Sardo. Hinein müssen zwei Myrtenliköre, der Mirto Bianco und Mirto Rosso, Zitronensaft und für den herben Geschmack ein regionales Bier namens "Ichnusa". Besonders zum Sonnenuntergang schmeckt der Drink köstlich, wenn man die gegenüberliegenden Inseln des Maddalena-Archipels langsam im Dunst der Abendsonne verschwinden sieht.

Blick geht bis Korsika

Größere Ausflugsschiffe steuern die mehr als 60 Inseln des Nationalparks an, die den nördlichsten Ausläufer Sardiniens bilden. Wobei nur sieben von ihnen bewohnt sind. Zu klein und schroff sind die anderen, die fast wie kleine Felsen aus dem karibikblauen Wasser ragen. Seit 1994 fallen sie unter den Schutz eines eigens gegründeten Nationalparks. Hier findet man: smaragdgrünes Wasser in Abwechslung mit den türkis schimmernden seichteren Stellen, Seesterne, Korallen und vorbeiziehende Delfinschwärme.

Sardinien: Inseln, die der Bär bewacht

© Roland Dusik

Von der Isola Santo Stefano aus geht es mit dem Schiff in wenigen Seemeilen zum Capo d’Orso - dem Bärenkap - zurück ans Festland. Über der kleinen Halbinsel nahe des Hafenstädtchens Palau erhebt sich der große Granitfelsen in Form eines Bären. Der Ort ist so imposant, dass er in der Geographia von Ptolemäus erwähnt wurde. Und auch Homer ließ seinen Helden Odysseus während dessen abenteuerlicher Reise durchs Mittelmeer am Bärenkap vorbeisegeln.

Wer sich zu Fuß auf eine Entdeckungstour durch diese unwirkliche Landschaft mit den vielen durchlöcherten Felsen macht, die hier Tafoni heißen, und es bis auf den Gipfel der Klippe hinaufschafft, kann bei gutem Wetter bis nach Korsika schauen.

Mehr Informationen:
Italienische Zentrale für Tourismus, www.enit.de

Anreise: Die Gallura erkundet man an besten mit dem Mietwagen, der am Flughafen von Olbia problemlos geliehen werden kann.
Übernachten: Malerische Buchten schmücken das Delphina-Resort Valle dell‘Erica im Norden Sardiniens. Hier liegen zwischen alten Olivenbäumen und Wacholdersträuchern die beiden 5-Sterne-Hotels „Erica“ und „La Licciola“ mit traumhaften Ausblick auf das Maddalena-Archipel: www.hotelvalledellerica.com/de
Speisen: Ein Besuch des Bärenkapps lässt sich optimal mit einem Besuch des vielgerühmten Fischlokals „Il Paguro“ verbinden, das dem Capo d’Orso Hotel Thalasso & Spa angeschlossen ist. Hier speist man fangfrischen Fisch und weitere, teils außergewöhnliche, Meeresspezialitäten. Unter anderem stehen auf der exklusiven Speisekarte: Rote Garnelen mit Wachtelei auf Erbsenschaum, Bottarga (getrockneter Rogen der Meeräsche) auf Fenchel-Spuma oder grüne Tagliatelle in Seeigel-Sauce, garniert mit zarten Ricotta-Flocken und Zitronenzeste.
Strände: Der „Spiaggia del Relitto“ auf der Insel Caprera im Maddalena-Archipel ist ein Bilderbuchstrand mit den Überresten eines gestrandeten Schiffs - inmitten einer seichten Bucht mit weißem und rosa schimmernden Granitsand. In „Porto Pollo“ finden hingegen Wind- und Kitesurfer ideale Bedingungen vor. Surfer’s Paradise!

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