Tagesausflug in die Berge trotz Corona? So ist die Lage in den Urlaubsgebieten

Matthias Niese

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11.12.2020, 14:21 Uhr
Auf Schneeschuhtour in den veschneiten Bergen - ein Trend, der gerade durch Corona befeuert wurde.

© Matthias Niese Auf Schneeschuhtour in den veschneiten Bergen - ein Trend, der gerade durch Corona befeuert wurde.

Fichtelgebirge

Der Chef der Tourismuszentrale Fichtelgebirge, Ferdinand Reb, glaubt nicht daran, dass sein kleines oberfränkisches Mittelgebirge nun überrannt wird. "Wohnmobilstellplätze und Unterkünfte sind erstens geschlossen, und zweitens glauben wir, dass sich viele Menschen an die Auflagen der Regierung halten und so wenig wie möglich unterwegs sind. Angst vor dem Einschleppen des Virus haben die Menschen hier nicht, denn die meisten halten sich an die Auflagen der Bundesregierung und bleiben bevorzugt zu Hause. Deswegen machen wir derzeit auch keine konkreten touristischen Angebote. Wir freuen uns aber, wenn Besucher, sobald es wieder erlaubt ist, zum Langlaufen, Schneeschuh- und Winterwandern zu uns kommen."

Die Betriebe seien gut vorbereitet und hätten strenge Hygienekonzepte ausgearbeitet. Denn schon in der Zeit vor dem Lockdown light seien viele neue Besucher ins Fichtelgebirge gekommen und hätten erkannt, wie schön es dort sei und wie viel Mehrwert sie für ihr Geld erhalten hätten. So könne es nach dem aktuellen Lockdown gern weitergehen.


Ansturm auf die Berge: Darum sorgt sich der Alpenverein


Ostbayern mit Bayerischem Wald und Oberpfälzer Wald

Der stellvertretende Vorstand des Tourismusverbandes Ostbayern, Wolfgang Scheinert, rechnet angesichts der Größe seiner Region nicht mit einem flächendeckendem Ansturm. "An sonnigen Schneetagen kann es sicher an ein paar Orten voll werden, insgesamt gibt es doch genügend Ausflugsziele. Und da sich alles in freier Natur abspielen wird ist die Lage doch eher entspannt." Manche Tourist-Informationsbüros hätten zwar geöffnet, allerdings gebe es durch den Lockdown derzeit keine Urlaubsangebote.

Unternehmungen an der frischen Luft seien aber natürlich individuell machbar. "Wir appellieren aber an alle Tagesausflügler, respektvoll miteinander, auf dem Weg sowie in und mit der Natur umzugehen und machen auf Ausflugsziele abseits der Hotspots aufmerksam", so Scheinert. Man solle sich daher vorab etwa auf www.ostbayern-tourismus.de informieren, welche Möglichkeiten es gibt. Dabei helfen auch folgende Websites:

- Oberpfälzer Wald - Winterwandern
- Lamer Winkel - Schneeschuhwandern
- Lamer Winkel - Winterwandern:
- Bayerischer Wald insgesamt - Schneeschuhwandern
- Bayerischer Wald insgesamt - Winterwandern

Winterwanderungen im Waldnaabtal im Oberpfälzer Wald, Schneeschuhwanderungen und Winterwanderungen im Lamer Winkel oder auch im Zellertal mit seinen Orten Arnbruch und Drachselsried, im Viechtacher Land oder in Sankt Englmar und in vielen weiteren Orten sind gerade für Gäste aus dem Raum Nürnberg als Tagestour möglich.

Chiemsee-Chiemgau

Stephan Semmelmayr, Geschäftsführer des Chiemgau Tourismus e.V., sieht das ähnlich: "Wir sind eine Urlaubsregion, deshalb sind Besucher willkommen. Wir haben ein großes Verbandsgebiet, und wenn nicht alle zum gleichen Hotspot fahren, ist das alles handelbar.
Vor allem, weil es strenge Vorgaben vom Staat gibt, die uns, wenn wir sie alle einhalten, auch entsprechend schützen." Bei geschlossenen Gasthäusern fehle natürlich ein Stück vom Angebot. Aber an vielen – vor allem an den stark frequentierten – Orten gebe es heiße Getränke und Essen bis hin zu Plätzchen zum Mitnehmen und draußen essen. Die Touristen-Informationsbüros hätten überwiegend geöffnet - außer an den Wochenenden und Feiertagen.

"Wir empfehlen, auf weniger frequentierte Ziele auszuweichen. Dazu ist auch der Ausflugsticker von Tourismus Oberbayern-München geeignet. Und wir empfehlen das, was die Staatsregierung vorschlägt, kombiniert mit gesundem Menschenverstand: Aufeinander aufpassen" so Semmelmayr. Der Druck auf das Chiemgau sei auch schon im Sommer groß gewesen, die Leute wollen raus, das sei verständlich. Nicht jeder wohne im Grünen. Natürlich müsse dabei der Schutz der Natur – im Chiemgau stehen mehr als 20 Prozent der Fläche unter Naturschutz – gewahrt bleiben.


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Falls der Druck anhalte, werde man noch stärker über die Lenkung von Besucherströmen nachdenken müssen. "Wir haben sehr viele Rückmeldungen bekommen von Gästen, die eigentlich nach Südtirol gefahren wären. Corona bot uns die Gelegenheit, bei vielen Gästen erstmals vorstellig zu werden. Wir hatten auch sehr viele neue Golfer hier. Aber jetzt zu erwarten, dass diese Klientel nicht wieder in den Flieger steigt, wenn das wieder möglich ist, wäre zu viel verlangt", glaubt Semmelmayr.

Chiemgau-Tourismus Pressesprecherin Claudia Kreier ergänzt: "Wir sind ja ein Flächen-Landkreis, also zumindest die Spaziergänger können sich gut verteilen. Es ist im Moment schwierig, Tipps zu geben. Jeder muss sich selbst vor der Anreise informieren und sich darüber im Klaren sein, dass es an manchen Tagen bei der Parkplatzsuche eng werden kann. Und eventuell auf den Besuch am Wochenende verzichten. Alle, die auf Wochentage ausweichen können, sind sicher gut beraten. Das ist der beste Tipp zur Entzerrung, den man im Augenblick geben kann."

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