Von A wie Adler bis Z wie Zoigl: Spannendes zum Thema Bier
26 Bilder 3.8.2018, 06:37 UhrA wie Adler
Adler als Bierkutsche: Als am 7. Dezember 1835 die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth fuhr, waren ausschließlich Passagiere mit von der Partie. Einige Monate später schlug jedoch die Geburtsstunde des Schienengüterverkehrs, als die Brauerei Lederer zwei Fässchen Bier in die Kleeblattstadt transportieren ließ. Für das erste Eisenbahn-Frachtgut Deutschlands waren zwölf Kreuzer – der Preis von zwei Plätzen in der dritten Klasse – fällig. Erst drei Jahre später kam der endgültige Durchbruch der Ludwigseisenbahn als Warentransportmittel, als für zwei Fürther Metzger ausrangierte Personenwaggons zu Viehtransportern umfunktioniert wurden. © nn-archiv
B wie Brot
Brot, der wahrscheinlich allererste Rohstoff zum Bierbrauen. Vor etwa zehntausend Jahren entstand vermutlich das erste Bier, als ein Stück Brot feucht wurde und zu gären begann. In Vorderasien wurde die Herstellung dieses Ur-Biers verfeinert, und in Ägypten entwickelte es sich schnell zum Grundnahrungsmittel. So erhielten die für den Bau der Pyramiden eingesetzten Arbeiter täglich zwei Krüge Bier, und den Toten wurde das erfrischende Getränk mit ins Grab gegeben. Mundartsänger Fredl Fesl behauptet sogar, dass die Grabstätten der Pharaonen in Wirklichkeit gigantische Lagerstätten, eben die Bieramiden, sind. © dpa
C wie Chiemseer
Chiemseer ist der Name eines Bieres der Chiemgauer Brauhaus GmbH, die ihr Helles aber nicht mehr so nennen darf. Das Oberlandesgericht in München hat einer Klage der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs recht gegeben, die den Markennamen als unzulässig, weil irreführend ansah. Gebraut wird das Bier nämlich in Rosenheim, und das liegt nachweislich nicht am Chiemsee. Ein ähnlicher juristischer Streit tobte vor Jahren zwischen der Neumarkter Glossner-Brauerei und dem Brauhaus Riedenburg. Mit der Folge, dass sowohl das Plankstettener Klosterbier als auch das Mariahilfberger Fastenbier umgetauft werden mussten. In beiden Fällen war nach Ansicht des Gerichts der nötige geografischer Bezug nicht vorhanden. © Tobias Hase / dpa
D wie Darren
Darren ist die Bezeichnung für das Trocknen des Grünmalzes. Nach dem Weichen und Keimen werden die Getreidekörner auf der aus einem engmaschigen Drahtgeflecht oder einem Lochblech bestehenden Darre mittels heißer Luft getrocknet. Das Malz wird nicht nur lagerfähig, sondern erhält auch seinen Geschmack. Die Art des Darrens, die dadurch entstehenden Röstaromen und das Endprodukt – helles oder dunkles Malz – haben entscheidenden Einfluss auf Farbe und Geschmack des Bieres. © Linstädt
E wie Eisbock
Eisbock ist angeblich nur aufgrund des Versäumnisses eines Kulmbacher Braugesellen entstanden. In einer kalten Winternacht soll er Fässer mit Bockbier im Freien stehen gelassen haben, woraufhin der Inhalt gefror. Zur Strafe musste er das Eis aufschlagen und die Flüssigkeit im Inneren austrinken, die jedoch überraschend wohlschmeckend war. Alle Aromastoffe hatten sich dort konzentriert, der Eisbock war erfunden, und inzwischen ist ein Kampf um die stärkste Sorte entbrannt. Aktueller Rekordhalter ist die schottische Brauerei Brewmeister. Ihr hochkonzentrierter Bock namens Armageddon hat einen Alkoholgehalt von 65 Prozent. © nn
F wie Flüssiges bricht Fasten nicht
Flüssiges bricht Fasten nicht - gemäß dieser Devise waren die Mönche einst in der Fastenzeit bestrebt, die stark eingeschränkte Aufnahme fester Nahrung durch gehaltvolle Getränke zu kompensieren. Allerdings benötigten sie dafür die Genehmigung des Papstes und schickten eine Kostprobe des klösterlichen Starkbiers zum Heiligen Stuhl nach Rom. Nach dem wochenlangen Transport über die Alpen schmeckte der Gerstensaft so fürchterlich, dass der Pontifex den Verzehr nicht als Genuss, sondern als gute Möglichkeit zur Buße sah. Also gab er dem Fastenbier seinen Segen, und die Klosterbrüder, die genau darauf spekuliert hatten, lachten sich ins Fäustchen. © dpa
G wie Gambrinus
Gambrinus, der mysteriöse Bier Schöpfer. "Wer hat's erfunden?", könnte man im Stil der Schweizer fragen, denn viele Namen geistern herum, wenn es um die Erfindung des Bieres geht. Die Sumerer machten ihre Fruchtbarkeitsgöttin Nin-Harra dafür verantwortlich, die Ägypter das göttliche Geschwisterpaar Isis und Osiris, während wir Abendländer die Legende von einem ominösen Herrn Gambrinus in die Welt setzten. Einige behaupteten, er sei der Leib-Bierbrauer Karls des Großen gewesen. Andere glauben an eine Verfälschung des Namens Jan Primus – zu deutsch: Johann I., ein flämischer Adeliger. Wieder andere denken an einen anderen Jan Primus, der im 16. Jahrhundert König von Flandern und Brabant war. © Bernd Böhner
H wie Hefe
Hefe gibt dem Bier den Pep. Erst die winzigen einzelligen Organismen sorgen in Verbindung mit Zucker für die alkoholische Gärung und machen den Gerstensaft spritzig und haltbar. Durch die Beigabe von Hefe wird der Malzzucker in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Unterscheiden muss man zwischen unter- und obergäriger Hefe. Die untergärige sinkt - wie der Name schon sagt - auf den Boden des Gärbottichs ab, während obergärige Hefe nach oben wandert und dort abgeschöpft wird. Die unterschiedlichen Sorten mögen es auch unterschiedlich warm. Die untergärige Hefe verrichtet ihre Arbeit am liebsten bei Temperaturen zwischen sechs und zehn Grad Celsius, die obergärige läuft erst bei 15 bis 20 Grad im Gärbottich zur Hochform auf. © Meckler
I wie isotonisch
Isotonisch sind Getränke, wenn ihr Verhältnis von Nährstoffen zu Flüssigkeit dem des menschlichen Blutes entspricht. Dann können sie besonders schnell verdaut werden, weshalb sie vor allem für Leistungssportler interessant sind. Nach dem Training oder dem Wettkampf schätzen aber gerade viele Ausdauerathleten alkoholfreies Bier als Durstlöscher, auch wenn das je nach Sorte leicht hypotonisch bis leicht hypertonisch ist. Die im Gerstensaft enthaltenen Mineralstoffe unterstützen die Regeneration dennoch recht gut. © dpa
J wie Jackson
Jackson, Michael Jackson - Nein, es geht hier nicht um den "King of Pop", sondern um den weltweit wahrscheinlich bekanntesten Experten für Bier. Der auch "Beerhunter" genannte Brite schrieb eine ganze Reihe von Fachbüchern, unter anderem das Standardwerk "The World Guide to Beer", in dem er den deutschen Erzeugnissen viel Raum im Vergleich zu anderen Nationen einräumte. © dpa
K wie Keller
Keller ist normalerweise die Bezeichnung für die unter der Erde liegenden Bauteile eines Hauses, doch in vielen Gegenden Frankens geht man nicht in, sondern auf den Keller. Die ungewohnte Präposition rührt von den Bierkellern, die speziell im Raum Bamberg und im Erlanger Burgberg erstaunlich große Ausmaße haben und in denen ohne zusätzliche Kühlung das ganze Jahr über Temperaturen von etwa acht Grad Celsius herrschen. Über den Kellern wurden schattenspendende Kastanienbäume gepflanzt und Tische und Bänke aufgestellt. Was in Südbayern der Biergarten ist, ist in Franken also der Keller. © ToMa-Fotografie
L wie Lupulin
Lupulin ist ein in den Drüsen der weiblicher Hopfenblüten enthaltener Stoff, der dem Bier unter anderem sein leicht bitteres Aroma verleiht und dessen Haltbarkeit erhöht. Die klebrigen gelbgrünen Körner enthalten neben ätherischen Ölen zahlreiche Bitter- und Gerbstoffe, die auch den Schaum des Bieres stabilisieren und antiseptisch wirken. © dpa
M wie Michaeli
Michaeli (29. September) bis Georgi (23. April) – nur in diesem im Bayerischen Reinheitsgebot aufgeführten Zeitraum konnte wegen der niedrigeren Temperaturen einst Bier gebraut werden. Zudem mussten sich die Brauer meist auf obergärige Biere konzentrieren, die schon bei Außentemperaturen von 15 bis 20 Grad vergoren. Erst als Carl von Linde im Jahr 1876 die erste Kühlmaschine auf den Markt brachte, konnte das ganze Jahr über bei konstanter Temperatur gebraut werden. Und untergärige Sorten produzierten die Brauer nun auch außerhalb der Wintermonate. © nn
O wie Ozapft is!
Ozapft is! — wenn der Münchner Oberbürgermeister nach möglichst wenigen Schlägen die magischen Worte spricht, wissen Fernsehzuschauer in aller Welt: Die Wiesn ist wieder gestartet. Angesichts der medienwirksamen Inszenierung des Oktoberfestes wird allerdings vergessen, dass es zwar Zapfhahn heißt, ein Bierfass aber eigentlich angestochen wird. In Franken heißt‘s deshalb traditio nell "Ogstochn is!", doch die oberbayerische Sprachvariante ist mittlerweile auch in unserer Region allgegenwärtig. © Hans-Joachim Winckler
P wie Panschen
Panschen — eine unter Brauern früher verbreitete Praxis zur Gewinnmaximierung, die aber oft drakonische Strafen noch sich zog. Babylons König Hammurabi verfügte sogar, dass überführte Bierpanscher in ihren Fässern ertränkt werden sollen. Und nach dem Tod müssen deren ruhelosen Seelen in der oberpfälzer Burgruine Stockenfels für ihre Sünden büßen. Brauer und betrügerische Wirte sitzen im Burgbrunnen auf Leitern und Mauervorsprüngen und reichen Eimer für Eimer Wasser hoch, das der oben sitzende Teufel wieder ausschüttet. © oh
Q wie Quinoa
Quinoa ist in Südamerika seit etwa 5000 Jahren als Kulturpflanze bekannt und mittlerweile auch bei uns als vollwertiger Getreideersatz in der vegetarischen und veganen Küche geschätzt. Unter anderem für Menschen, die unter Zöliakie leiden, sind die glutenfreien Körner eine Alternative zu herkömmlichen Zutaten. Seit einigen Jahren ist in Deutschland aus Quinoa gebrautes, glutenfreies Bier erhältlich, dass allerdings deutlich teurer als Sorten aus herkömmlichen Rohstoffen ist. © Lisa Susu Hahn
R wie Radler oder Russe
Radler oder Russe — die beliebten Mischgetränke aus Bier beziehungsweise Weißbier und Zitronenlimonade gibt es seit dem Jahr 1993, als das deutsche Biersteuergesetz entsprechend geändert wurde, sogar fertig gemixt in Flaschen oder Dosen. Zahlreiche Varianten oder alternative Bezeichnungen existieren: Im Ruhrgebiet zum Beispiel unterscheidet man zwischen Radler (Zitronenlimo) und Alsterwasser (Orangenlimo), während im Münsterland die Mixtur mit Orangenlimonade als Wurstwasser bezeichnet wird. Bei anderen Kombinationen wie dem Colaoder dem Bananenweizen scheiden sich die Geister. Ebenso bei der Goasmaß, einer Mischung aus dunklem Bier, Cola und Kirschlikör. © dpa
S wie Schlenkerla
Schlenkerla, die berühmte historische Brauereigaststätte in Bamberg, serviert ebenfalls eine Bierkreation, die nicht jeden Gaumen erfreut. Der charakteristische Geschmack des Rauchbiers, der durch die Verwendung von geräuchertem Malz entsteht, ist nicht nur für ausländische Gäste gewöhnungsbedürftig. Gemäß eines alten Sprichwortes schmeckt erst das dritte Seidla so richtig. Angeblich saß aber sogar schon Bob Dylan im Bamberger Schlenkerla und wusste das zuvor bereits in einem New Yorker Biergarten verkostete "Smoke Beer" sehr zu schätzen. © Jule Dressler
T wie Treber
Treber sind die ausgelaugten Rückstände des Malzes bei der Bierherstellung, die danach vor allem als hochwertiges, weil sehr eiweißreiches Viehfutter verwendet werden. Doch auch für den menschlichen Verzehr sind die ballaststoffreichen und würzigen Biertreber gut geeignet und werden inzwischen unter anderem zu Treberbrot verarbeitet. Auch als Kleingebäck, den sogenannten Treberstangen, oder als Panade für Treberschnitzel hat das einstige Abfallprodukt Einzug in die regionale Küche gefunden. © nn
U wie unfiltriertes Bier
Unfiltriertes Bier ist naturtrüb, da seine trübenden Inhaltsstoffe wie Hefe und Eiweiß noch enthalten sind. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Bier unfiltriert getrunken, dann kamen die ersten Bierfilter auf den Markt, die Hopfenharze und andere Eiweißverbindungen zurückhielten. Die Filtration geschieht oft aus Gründen der Ästhetik, weil die meisten Verbraucher klares Bier bevorzugen. Die Liebhaber naturtrüben Biers dagegen argumentieren, dass bei der Filtration viele Inhalts- und Aromastoffe verloren gehen. © Erich Kraus
V wie Vollmond
Vollmond — nach Ansicht mancher esoterisch angehauchter Zeitgenossen nicht nur die geeignete Zeit, sich die Haare schneiden zu lassen oder seinen Garten zu bepflanzen, sondern auch für das Ansetzen des Biersudes. Einige deutsche Brauereien, auch in unserer Region, produzieren inzwischen Vollmondbiere, die für Skeptiker freilich nur ein Marketinggag sind. Ob während der richtigen Mondphase gebrautes Bier zum Zaubertrank à la Miraculix, dem Druiden aus den Asterix Comic, wird? Zumindest fühlt sich mancher halbstarke Jüngling nach übermäßigem Bierkonsum so richtig stark... © dpa
W wie Wasser
Wasser und dessen Eigenschaften ist für die Qualität und den Geschmack des Bieres wichtiger, als viele Laien meinen. Unter anderem der Härtegrad und der pH-Wert des Brauwassers haben großen Einfluss auf das Endprodukt. Viele Betriebe investieren entsprechend in die Aufbereitung des Wassers, das die Qualität des üblichen Trinkwassers oft übertrifft. Eine ganze Reihe von Brauereien besitzt sogar eigene Brunnen oder Quellen. © CRTA - Zvardon
X wie Xanthohumol
Xanthohumol ist ein prenyliertes Pflanzenpolyphenol, das den Chalkonen zugeordnet wird. Für Nicht-Chemiker: Der bislang ausschließlich im Hopfen nachgewiesene Stoff kann laut Laborversuchen Nervenzellen des Gehirns schützen und dadurch möglicherweise den Krankheitsverlauf bei Alzheimer oder Parkinson verlangsamen. Eine deutsche Privatbrauerei hat deshalb ein patentiertes Verfahren entwickelt, um Bier mit einem erhöhten Xanthohumol-Gehalt zu brauen. © dpa
Y wie Y-Chromosomen
Y-Chromosomen sind für die Bierproduktion nicht notwendig. Tatsächlich war das Brauen lange Zeit Frauensache, und in den Brauhäsern des frühen Mittelaltern waren ausschließlich Frauen anzutreffen. Der Braukessel gehörte deshalb zur Mitgift. Auch die ersten wissenschaftlichen Abhandlungen über die Brauereikunst und den Hopfen schrieb eine Frau, nämlich die heilige Hildegard von Bingen. "Das Bier aber macht das Fleisch des Menschen fett und gibt seinem Antlitz eine schöne Farbe durch die Kraft und den guten Saft des Getreides", schrieb die von 1098 bis 1179 lebende Benediktinerin und Universalgelehrte unter anderem in ihrem medizinischen Werk "Causae et curae". Auch Katharina von Bora, die Gattin von Martin Luther, hatte während ihrer Zeit im Kloster die Bierherstellung von der Pike auf gelernt. Der Reformator war so von den Braukünsten seiner Frau angetan, dass er von unterwegs schrieb, sie möge doch "ein Pfloschen ihres Bieres zu ihm schicken, so oft sie könne". © Margot Jansen
Z wie Zoigl
Zoigl ist ein untergäriges Bier, das vor allem in der nördlichen Oberpfalz verbreitet ist und von Privatpersonen gemeinschaftlich gebraut wird. Die Maische für den Zoigl wird im so genannten Kommunbrauhaus gekocht, und die so gewonnene Würze nehmen die einzelnen Zoiglbrauer mit nach Hause und versetzen sie im Gärkeller mit Hefe. Da dabei jeder Brauer nach seinem eigenen Rezept verfährt, sind Schwankungen im Geschmack üblich und für das Zoiglbier typisch. Sichtbares Zeichen dafür, dass in einem Haus gerade Zoigl ausgeschenkt wird, ist eine aus dem Fenster oder über die Eingangstür gehängte Stange, an der entweder ein Reisigbesen, ein Fichtenbuschen oder ein Zoiglstern angebracht ist. Dieser sechszackige Stern sieht dem Davidstern zum Verwechseln ähnlich und wurde wohl schon im Mittelalter als Handwerkszeichen verwendet. © oh