Schoppershof im Wandel der Zeit
2.9.2013, 07:00 UhrGenau genommen liegt sie gar nicht richtig in Schoppershof, die gleichnamige U-Bahnstation. Denn ein Ausgang und der Fahrstuhl zum Bahnsteig gehören zum Stadtteil Rennweg. Doch die scharfen Distriktgrenzen der Behörden interessieren den Bürger nicht.
Schoppershof ist für ihn überall, Rennweg wird dabei manchmal geflissentlich übersehen. Doch was macht den Stadtteil im Nordosten überhaupt aus? Denkt man an Schoppershof, fällt einem sicher die wuchtige Bismarck-Schule an der Welserstraße mit ihrem wilhelminisch-behelmten Turm ein. Ein Wahrzeichen des Viertels, das von überall gut zu sehen ist.
Doch nach einem Zentrum sucht man hier lange. Einige sagen, das Tuchersche Schloss an der Elbinger Straße sei es. Doch die Familie Tucher, die das alte Anwesen teilweise bewohnt, will von einem Mittelpunkt nichts wissen.
Mehr noch will sie im Verborgenen bleiben. Kürzlich gingen die Tore dann doch auf: „400 Besucher waren hier, als die Bauernhausfreunde eine öffentliche Führung durch die Anlage organisierten“, sagt die Sekretärin der Schlossverwaltung. Mit so einem großen Interesse habe hier niemand gerechnet. So idyllisch sich der kleine Barockgarten vor dem Schloss auch ausnimmt, von der Welserstraße her dröhnen die Motoren bis zum Schlösschen, dessen Vorgängerbauten in beiden Markgrafenkriegen zerstört wurden.
Einkaufen statt Schlittschuhfahren
Als Ersatz für ein belebtes Zentrum im Stadtteil gilt wohl ein moderner Klotz, der vor exakt zehn Jahren an der Äußeren Bayreuther Straße hochgezogen wurde: die Einkaufsstadt Mercado mit 42.000 Quadratmetern Nutzfläche und rund 80 Läden.
Doch schon nach einer Dekade stehen Modernisierungen an. Im September ist es so weit, der Komplex soll optimiert werden, wie es beim Immobilieneigentümer, der Credit Suisse Asset Management Immobilien Kapitalgesellschaft, heißt. Nach aktuellen Untersuchungen gilt die Einkaufsstadt als eines von drei B-Zentren in Nürnberg (wie das Frankencenter und der Aufseßplatz).
Rühmlich ist die Entstehungsgeschichte des Bauwerks eher nicht. Lange Zeit war es in der Bevölkerung heftig umstritten. Nicht zuletzt, weil hier das alte Linde-Stadion stand und weggerissen wurde.
Rückblick: In einem Vertrag mit der Stadt hatte sich die Firma Linde 1935 bereiterklärt, an dieser Stelle ein Eisstadion zu errichten, es dem Eissport zur Verfügung zu stellen und 50 Jahre lang zu unterhalten.
Voraussetzung: dass im Gegenzug keine zweite Eisbahn in der Stadt gebaut wird. Sieben Jahre nach dem Krieg übergab die US-Armee das legendäre Eisstadion wieder der Allgemeinheit. Doch Jahr für Jahr nagte der Zahn der Zeit am Eispalast, spätestens mit dem Aufstieg des 1980 gegründeten EHC in die höchste Eishockey-Spielklasse wurden die grundlegenden Mängel sichtbar.
Schwerer Abschied vom „Nuttengrill“
Nachdem der 50-Jahres-Vertrag 1985 ausgelaufen war, nahm die Stadt noch ein letztes Mal Geld in die Hand und sanierte die Arena für drei Millionen Mark. Bald war aber klar, dass sich weitere Investitionen in die alte Bausubstanz nicht mehr lohnten.
2001 rollten schließlich die Abrissbagger an und machten die legendäre Arena dem Erdboden gleich. Sie begruben an dieser Stelle zugleich einen innerstädtischen Standort des Sports. Seit 2003 gibt es allerdings eine Nachfolgerin: die Eis-Arena am Dutzendteich.
Schwer zu verwinden war für viele auch der Abschied vom Linde-Bad, das hinter dem Eisstadion lag. Im Volksmund wurde das Freibad mit dem Charme der 30er Jahre zärtlich-direkt „Nuttengrill“ genannt.
Doch woher stammt der Name des Stadtteils überhaupt? In lokalen Geschichtswälzern steht, dass er auf das Geschlechte der Familie Schopper zurückgeht. Das aktuelle Nürnberger Telefonbuch weist derzeit fünf Vertreter mit diesem Nachnamen aus. Ob darunter auch Nachfahren des Stadtteilgründers Götz Schopper sind, dem im 14. Jahrhundert einige Äcker vor dem Laufer Tor gehörten?
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