Nürnberg suchte den Superdribbler

05.06.2010, 00:00 Uhr
Nürnberg suchte den Superdribbler

© Zink

Während die Vorfreude auf das bevorstehende Weltturnier von Tag zu Tag wächst, steht den jungen Fußballern im Franken-Center die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Gleich schaltet die Ampel auf Grün. Jetzt heißt es, den Ball nach vorne zu kicken und loszusprinten. »Am schwierigsten ist das Stoppen«, erklärt der zwölfjährige Dennis Ivanjuk nach mehreren Qualifikationsläufen. Hat er den Ball am Ende der Bahn wieder unter Kontrolle, muss er den Rückweg im Slalom passieren, ehe eine Lichtschranke seine Laufzeit misst.

Auf die Tausendstelsekunde genau lässt sich die Dribbelkunst der Sportler mit dem computergestützten Dribbling-Parcours »speed4« messen: Reaktion, Antritt, Wende und das Durchlaufen einer Hütchenreihe – vier Einzelwerte, die addiert die Gesamtzeit des Sportlers zur Bewältigung des Parcours ergeben.

Während Dennis Ivanjuk die Quali locker gemeistert hat, weiß auch sein Freund Maximilian Scherer, was auf dem Spiel steht. »Mein Ziel ist das Geld«, erklärt der 13-Jährige forsch und schielt bereits mit einem Auge auf die Preisgelder für die drei Schnellsten. Während Maximilian normalerweise für die »U 13« des 1. FC Nürnberg am Ball ist, steht Dennis bei den D-Junioren des SC Feucht im Tor. Dass Torhütern nicht gerade der Ruf begnadeter Dribbler vorauseilt, weiß auch Dennis. »Das ist nur ein Vorurteil«, winkt der Zwölfjährige gelassen ab, um im nächsten Lauf erneut sein Können zu demonstrieren.

Auch Sebastian Schneider hat derweil der Ehrgeiz gepackt. Wie kein Zweiter nimmt der 13-Jährige einen Anlauf nach dem anderen, um die Schallmauer der geforderten 7,5 Sekunden zu durchbrechen. »Bestimmt schon 20 Mal« hat er es versucht und war bislang stets nur knapp gescheitert. Doch die Zeit bis zum Finale läuft ihm langsam, aber sicher davon. Noch einmal will er es versuchen – und tatsächlich, er schafft es. Mit letzter Kraft spurtet er über die Ziellinie und reißt die Arme hoch.

»Leider sind kaum Mädels hier«, beklagt »speed4«-Geschäftsführer Thomas Truxius und mutmaßt: »Heute in der Stadt sind die Mädchen zu schüchtern.« Bei einem Wettbewerb in Niederbayern hätten die Mädchen überhaupt kein Problem damit gehabt, selbst im Dirndl anzutreten.

Vom dargebotenen Niveau der Nürnberger Kicker ist der Organisator dennoch angetan. »Da sind schon einige Gute dabei«, sagt Truxius, um gleich den nächsten Spieler in die Pflicht zu nehmen: »So wird das nichts. Du spielst immer Hacke, Spitze, eins, zwei drei!«

Den deutschen Rekord bei »speed4« hält übrigens Dariusz Wosz. Lediglich 5,288 Sekunden benötigte der ehemalige Bochumer Bundesliga-Profi, dessen gefürchtete Dribblings ihm einst den Spitznamen »Zaubermaus« einbrachten. Den Weltrekord sicherte sich in der Fabelzeit von 5,125 Sekunden – wie sollte es anders sein – kein Geringerer als Lionel Messi.

In die zeitlichen Dimensionen des argentinischen Wirbelwinds dringt an diesem Tag freilich keiner der Nachwuchskicker vor. Und trotzdem blicken die Veranstalter am Ende in eine Reihe zufriedener Gesichter. »Damit hätte ich nicht gerechnet«, sagt Gewinner Marcel Wild mit ungläubigem, aber stolzem Blick.

Mit einer Siegerzeit von 6,144 Sekunden sicherte sich der junge Akteur des SC Feucht ein Preisgeld von 200 Euro. Als Stadtmeister darf er sich darüber hinaus bereits auf das Regionalfinale in München freuen, zu dem auch seine Teamkollegen René Miederer und Justin Opcin reisen, die sich als Zweiter und Dritter im Jahrgang 98, 97 und 96 qualifizierten.

Zwar reichte es für Dennis Ivanjuk und Maximilian Scherer in den Endläufen vor zahlreichen Zuschauern an der Bande nicht für einen Platz unter den ersten Drei. Zum Regionalfinale wollen die beiden aber dennoch fahren – als Unterstützung für Dennis’ kleinen Bruder Lars Ivanjuk, der in der jüngeren Altersklasse Rang zwei belegte.

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