«Ab Februar wird abgerissen und aufgeräumt»
19.12.2007, 00:00 Uhr Sachverständige hatten das Grundstückskonglomerat auf 8,26 Millionen Euro geschätzt. Der bei der Versteigerung erzielte Preis liegt bei 70 Prozent des Verkehrswerts. Mohammad Abousaidy hatte für die Grundstücke 1989 rund 15 Millionen Euro bezahlt.
Der von Schmelzer tatsächlich an die Bank überwiesene Betrag dürfte bei rund zehn Millionen Euro liegen: Gerichtsgebühren und die steuerliche Bemessung richten sich nach dem Preis, für den der Zuschlag bei der Versteigerung erteilt wurde. Der Nürnberger Immobilienentwickler blieb mit seiner Firma der einzige Bieter in der von der Eurohypo Bank angestrengten Zwangsversteigerung. Das Verfahren 4K 17/94 wurde von der Rechtspflegerin Elfriede Christl zügig durchgezogen.
Bei der Vorstellung der Grundstücke wurde deutlich, wie hoch der Schuldenberg war, nachdem Mohammad Abousaidy mit seinem 125 Millionen schweren Bauprojekt nach den Plänen des Architekten Helmut Jahn gescheitert war. Nicht erst nach dem Bürgerentscheid gegen den Augustinerhof 1996, sondern schon seit 1993 hatte die damalige Frankfurter Hypothekenbank, heute Eurohypo, den Zugriff auf die Grundstücke, weil sie unter Zwangsverwaltung standen. Im Laufe der Jahre häufte sich ein Schuldenberg aus Zinsen, fehlender Tilgung und Nebenkosten von fast 45 Millionen Euro auf, weil die Grundstücke nicht verkauft werden konnten. Es gab eine Vielzahl von Vorschlägen, doch kein Interessent traute sich am Ende, die Bebauung zu schultern.
«Was abgeschreckt hat, ist die Komplexität des Grundstücks, die Nachbarschaft, der Aufwand an Kommunikation», so Schmelzer zu der Frage, warum es keine anderen Bieter neben ihm gegeben habe. In den letzten Monaten hätten mehrere internationale Immobilienfonds Interesse an dem Augustinerhofareal gehabt. Ein Konzept will der Immobilienentwickler erst nach der Kommunalwahl am 2. März vorlegen, damit es nicht zum Thema des Wahlkampfs wird: «Alles ist im Fluss.» Schmelzer steht einem klassischen Architektenwettbewerb eher distanziert gegenüber. Es sollen aber mehrere Architekten eingeladen werden, um Vorschläge zu machen. Es soll auch öffentliche Diskussionen wie bei den Sebalder Höfen geben. «Fest steht nur, dass nicht das ganze Areal mit einem Hotel bebaut wird.»
In den nächsten Wochen soll Basisarbeit betrieben werden. Schmelzer: «Ab Februar wird abgerissen und aufgeräumt.» Beim weiteren Vorgehen sei entscheidend, was im Wasser ist. Bei archäologischen Funden könne der Baubeginn schnell um ein Jahr verzögert werden. «Das ist jetzt für die Stadt ein Thema», sagt Schmelzer und hofft auf ein Entgegenkommen.
Altstadtfreunde lehnen Flachdächer ab
«Für die Familie von Abousaidy ist das eine Katastrophe», so Schmelzer. Die Stadtspitze freut sich über die Entwicklung. Für OB Ulrich Maly hat Schmelzer schon mehrfach gezeigt, dass er solche große Projekte erfolgreich anpacken kann: «Er muss aber Bauvarianten bieten und Diskussionen zulassen.» Wirtschaftsreferent Roland Fleck ist optimistisch, dass «Schmelzer einen attraktiven Anker für die Innenstadt entwickeln wird.»
Inge Lauterbach, Vorsitzende der Altstadtfreunde, sieht es ebenfalls positiv, dass ein Einheimischer zum Zug kommt: «Die Bebauung muss aber mit der Altstadt verträglich sein. Das heißt, keine Flachdächer wie auf dem Café Central oder bei den Sebalder Höfen.» Wie hohe Satteldächer mit moderner Architektur verbunden werden können, weiß Schmelzer nicht: «Da lasse ich mich überraschen.»
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