Bayernatlas: Geodaten für jedermann
08.10.2012, 07:07 Uhr
Das Landesamt für Vermessung und Geoinformation hat dieses Internet-Portal entwickelt, dessen (teilweise) kostenlose Informationsvielfalt seinesgleichen sucht. Die Wasserschutzgebiete im Freistaat sind hier ebenso hinterlegt wie zahllose Gewerbeareale. Der Besucher kann hydrogeologische Karten auswerten, durch Erosion oder Überschwemmung bedrohte Gebiete analysieren, die bayerische Regionalplanung verfolgen oder Bodenrichtwerte abrufen. Insgesamt sind mehr als 100 Fachthemen, rund 1000 Karten, acht Millionen Gebäude und Dutzende Dienste mit dem Geoportal verknüpft oder dort hinterlegt. Das berichtet Vermessungsamts-Leiter Ernst Grünbeck, dessen Mannschaft das umfangreiche elektronische Werk erarbeitet hat.
Die Basis für viele Dienste bildet ein mehrschichtiges Kartenwerk. Dazu gehört die sogenannte Uraufnahme: Diese rund 24000 historischen Flurkarten-Blätter aus der Zeit der ersten bayerischen Grundstücksvermessung (ab 1808) entstanden zum einen, weil Napoleon verlässliche geografische Informationen für seine Kriegsführung brauchte. Zum anderen wollte König Maximilian I. von Bayern nach 1806 das Durcheinander unterschiedlicher Grundsteuer-Systeme vereinheitlichen – und gerechter machen.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts dienten die Flurkarten übrigens als Grundlage für rund 17000 Topografische Aufnahmeblätter. Auf diesen wiederum gründete später die Erarbeitung eines topografischen Kartenwerks von Bayern im Maßstab 1:25000.
Neben der Uraufnahme findet sich eine aktuelle amtliche Karte (eher zur allgemeinen Information). Schließlich haben die Entwickler ein topografisches Kartenwerk eingestellt, das man auf dem Bildschirm wahlweise farbig oder schwarzweiß darstellen lassen kann. Und hier wird es interessant. Diese sogenannte Vektorkarte ist nämlich (fast) beliebig zoombar und kann sämtlichen mit dem Portal verknüpften Datendiensten hinterlegt werden.

Zum Beispiel touristische Informationen. Für den nächsten Familienausflug kann man sich per Knopfdruck Schlösser und Biergärten, Picknickplätze oder Campingareale im Überblick anzeigen lassen, der wahlweise als Landkarte oder als detalliertesLuftbild erscheint. Zudem lassen sich Rad- und Wanderkarten aus dem Portal aufs Smartphone ziehen; der Nutzer kann so individuelle Wander- und Radtouren zusammenstellen.
Oder der amtliche Liegenschaftskataster: Grundstücke und Gebäude werden dort beschrieben und in Karten grafisch dargestellt. Gemeinden und Kaufinteressenten, Banken, Ingenieurbüros oder Immobilienunternehmen können sich mit diesem Werkzeug bequem über die Gegebenheiten in einer Ortslage informieren.
Gut 60 Prozent der Bebauungspläne im Freistaats sind zudem bereits erfasst. Unternehmen oder private Bauherren können hier nicht nur Bebauungsmöglichkeiten und -grenzen ausgesuchter Grundstücke recherchieren, sondern auch schnell feststellen, wo von Erosionen oder Hochwasser gefährdete Bereiche liegen, wie es um die Verkehrs- und Energieanbindung bestellt ist oder wo Landschaftsschutzbereiche liegen.
Energieversorger und Telekommunikations-Firmen dürfte das 3D-Gebäudemodell interessieren, das in zwei Detailstufen eingearbeitet worden ist. Die Stufe eins, ein „Bauklötzchen-Modell“ zeigt geometrisch exakt die Grundrisse sämtlicher Gebäude in Bayern. In der zweiten Stufe werden „Klötzchen“ um die Dachformen mit First- und Traufhöhen ergänzt. Damit kann der Betrachter beispielsweise feststellen, ob sich ein Dach für Photovoltaikanlagen eignet.
Suchmaske macht die Arbeit leichter
Über die Suchmaske „Geodatensuche“ kann man derzeit etwa 140 Fachthemen aufrufen. Die Eingabe „Denkmäler“ beispielsweise ergibt aktuell fünf Treffer – unter anderem mit Informationen zu allgemeinen Denkmaldaten, zu Bodendenkmälern oder Ensembles. Die Kartierungen kann der Nutzer per Mausklick mit der amtlichen Karte oder dem Luftbild verknüpfen. Denkmäler werden farbig markiert; mit einem Rechtsklick in die Markierung kommt man an Detailinformationen.
Das Stichwort „Erosion“ in der Volltextsuche führt zu dem Treffer „Erosionsgefährdung in Bayern. Die Eingabe „Radwege“ bringt vier Treffer zutage, u.a. das Bayernnetz für Radler und eine Umgebungskarte. Mit „Überschwemmung“ findet man eine Kartierung der gefährdeten Gebiete im Freistaat. Ähnliche Ergebnisse erhält der Nutzer zu „Bauleitpläne“, „Straßennetz“, „Geothermie“, Strom usw.
Sehr interessant ist auch die Luftbilddarstellung. Die Fotos sind sehr viel aktueller als bei Google Earth – sie werden alle paar Jahre erneuert.
www.geoportal.bayern.de
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