«Bei Krediten gibt es keine Altersgrenze“
08.09.2006, 00:00 Uhr
Die NZ hat deshalb bei den Nürnberger Banken nachgefragt: Ist es für ältere Menschen schwieriger, an einen Kredit zu gelangen? «Es gibt keine Einschränkungen für Ältere“, versichert Klaus Lichtenwalter, Regionalfilialleiter für Nürnberg bei der Commerzbank - eine Aussage, der auch die anderen befragten Institute zustimmen. «Bei uns ist die Vergabe eines Kredits grundsätzlich nicht vom Alter abhängig. Allein die Bonität ist ausschlaggebend“, sagt zum Beispiel Tobias Scharch, Pressesprecher der Dresdner Bank. Michael Lermer, Sprecher der Deutschen Bank, betont ebenfalls, dass das Alter der Kunden keine Rolle spiele: «Wie bei jeder Kreditvergabe wird auch bei Rentnern der Einzelfall geprüft, etwa ob schon andere Verbindlichkeiten bestehen und wie hoch die Einnahmen und Ausgaben des Antragstellers sind.“
Hanne Schweitzer vom Kölner Büro gegen Altersdiskriminierung sieht dies kritischer, zumal das kürzlich verabschiedete Antidiskriminierungsgesetz diese Art von Benachteiligung unberücksichtigt lässt: «Es ist dort leider nur verankert, dass Menschen bei einem Massengeschäft nicht wegen ihres Alters benachteiligt werden dürfen. Das Kreditgeschäft fällt nicht darunter.“
Die Banken räumen freilich durchaus ein, dass es Fälle geben könne, bei denen die Lebenserwartung im Beratungsgespräch thematisiert wird: «Wenn - überspitzt gesagt - ein 102-Jähriger eine über 30 Jahre laufende Baufinanzierung haben will, dann fragen wir schon mal nach, wie er sich das vorstellt. Das ist denke ich auch legitim. Ein Kredit ist ja kein Geschenk“, sagt Lichtenwalter.
Stammkunden haben es dabei generell leichter als Neukunden: «Wir schauen natürlich, welche Erfahrungen wir mit Kunden gemacht haben“, berichtet Klaus Meyer, Vetriebsleiter der Volks- und Raiffeisenbank in Nürnberg. Auch Hans Rötzer, Direktor der Nürnberger Niederlassung der HypoVereinsbank, stimmt hier zu: «Bei Menschen, die wir über Jahrzehnte begleitet haben, fällt uns der Entschluss, einen Kredit zu geben, leichter als bei Neukunden, die womöglich alleine stehen.“
Die familiäre Situation der Senioren ist den Banken wichtig - denn Erben können Bürgen sein: «Wir versuchen zukünftige Erben in das Kreditgeschäft miteinzubeziehen, die im Zweifelsfall weiterzahlen“, sagt etwa Meyer. Manchmal erübrigt sich jedoch die Einbindung der Angehörigen, wie er erklärt: «Bei einem 69-Jährigen, der über erhebliche Mieteinnahmen verfügt, können wir auch ohne einen geeigneten Bürgen einen Kredit von 15 000 bis 20 000 Euro vergeben. In diesem Fall ist ja absehbar, dass er schnell zurückgezahlt wird.“
Auch die Art des Darlehens bilde einen wichtigen Faktor bei der Entscheidung über eine Kreditvergabe: Ein hoher Konsumentenkredit sei eben noch einmal etwas anderes als eine kurzfristige Zwischenfinanzierung. Wobei es ohnehin eher ein «seltener Vorgang“ (Lichtenwalter) sei, wie die Banken sagen, dass ein 75-Jähriger sich über Kredit eine Kreuzfahrt oder andere Luxusgüter finanzieren will. Eher komme es schon vor, berichtet Tina Schmidt, stellvertretende Pressereferentin der Sparkasse Nürnberg, dass ein Senior sich seine Wohnung kaufen will, um bei einer eventuellen Umwandlung in eine Eigentumswohnung nicht auf die alten Tage noch einmal umziehen zu müssen.
Wenn die Rahmenbedingungen passen, helfen die Sparkasse und auch andere Banken dabei. Zumal Rentner gegenüber Arbeitnehmern den Vorteil eines gesicherten Einkommens haben, wie Schmidt sagt: «Schließlich können sie nicht mehr arbeitslos werden.“ Und sich zu sehr von der geringeren Lebenserwartung der Älteren beeinflussen zu lassen, sei ohnehin gefährlich, wie Scharch zu bedenken gibt: «Auch Jüngere können sterben, etwa bei einem Verkehrsunfall.“ Gewisse Risiken könne man nie einschätzen. Jennifer Rappe/Marco Puschner
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen