Beulen können lehrreich sein

21.01.2010, 00:00 Uhr
Beulen können lehrreich sein

© Gerullis

Der Film wird kostenfrei an Kinderkrippen verteilt und soll Erzieherinnen ermutigen, den Bewegungsdrang der Kinder zu unterstützen. Dass gerade der Bayerische Gemeindeunfallversicherungsverband (GUVV) und die Unfallkasse Nord ihn in Auftrag gegeben haben, mutet zunächst eigenartig an: Sollte den Versicherern nicht eher daran gelegen sein, das Risiko von Verletzungen möglichst gering zu halten? «Sicherheit in der Kinderkrippe bedeutet nicht null Unfälle», stellt Fred Babel von der Unfallkasse Nord aus Hamburg klar.

Auch Christl Bucher von der GUVV spricht von einem «Recht der Kinder auf Beulen». Die meisten Unfälle in Kindertageseinrichtungen seien auf mangelhafte Reaktionsfähigkeit und fehlendes Koordinationsvermögen zurückzuführen. «Die Kinder stolpern über die eigenen Füße oder stützen sich bei Stürzen nicht mit den Händen ab.» Daher sei Bewegungsförderung zugleich Unfallprävention. «Der Aua-Effekt ist oft sehr lehrreich», so Bucher.

Und kann schwere Unfälle unter Umständen verhindern. «Es sterben mehr Kinder bei Unfällen als an Infektionskrankheiten und Krebs zusammen», sagt Fred-Jürgen Beier, der Leiter des Gesundheitsamtes. Das Risiko kann durch gezielte Bewegungsförderung eingedämmt werden: «Fitte Kinder haben weniger Unfälle als andere», sagt Christel Bucher.

Ein Problem sei häufig, dass Erzieherinnen Angst haben, sie stünden permanent mit einem Bein im Gefängnis. «Das ist aber nicht der Fall», betont Fred Babel. Man brauche als Erzieherin ein gutes Nervenkostüm, weil viele Eltern exzessiv auf kleinere Unfälle reagieren. Juristische Folgen hätten diese aber nicht.

Voraussetzung ist bei alledem ein sicheres Umfeld: «Die Unfallverhütungs-Vorschriften müssen eingehalten werden», so Babel. Nur so könnten schwere Unfälle ausgeschlossen werden. Das hieße zum Beispiel, in der Krippe keine verschluckbaren Kleinteile herumliegen zu lassen. Unvertretbare Risiken seien auch Glastüren ohne Sicherheitsglas oder heiße Töpfe in Reichweite der Kleinen.

Der Film «Kinder sich bewegen lassen» zeigt, wie Kinder zwischen drei und 15 Monaten ihre Beweglichkeit entwickeln, und gibt Anregungen, wie man den natürlichen Bewegungsdrang unterstützen kann. «Kinder wissen meist selbst sehr gut, was sie sich zutrauen können», sagt Filmemacherin und Bewegungstherapeutin Gerburg Fuchs. «Man muss sie nur machen lassen.»

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