Circus Barelli fühlt sich von der Stadt schikaniert

07.08.2009, 00:00 Uhr
Circus Barelli fühlt sich von der Stadt schikaniert

© Gerullis

Das Liegenschaftsamt hatte ihn vor kurzem aufgefordert, einen Teil der Fläche an der Laufamholzstraße, auf der sich der Zirkus niedergelassen hat, zu räumen. Dieser Teil, auf dem sich Kassenhäuschen und Vorzelt befinden, gehört der Stadt, der Rest der großen Wiese einem Discounter. Zudem hat die Noris-Arbeit im Auftrag des Amtes die Plakate abgehängt, mit denen Barelli wirbt.

Für Barelli sind diese Maßnahmen reine Schikane. «Warum geht die Stadt so mit uns um? Wir tun niemandem etwas, wir sind anständige Leute, auch wenn wir in Wohnwagen leben. Warum lässt man uns nicht in Ruhe? Wir liegen niemandem auf der Tasche.» Die Stadt, meint der 52-Jährige, solle sich schämen. Er sei auf die Plakate angewiesen, um auf seinen Zirkus aufmerksam zu machen. Teure Anzeigenkampagnen könne er sich nicht leisten. Zudem habe er viele Plakate auf privatem Grund aufgehängt, jeweils mit Einwilligung der Eigentümer. Barelli will noch bis zum 23. August bleiben. «Wir machen hier unsere Sommerpause, weil wir unseren Tieren bei diesen Temperaturen keine Reisestrapazen zumuten wollen.» Vorstellungen gibt es trotzdem, aber mit einer kleineren Mannschaft und einem anderen Programm (Karten zwischen 5 und 20 Euro) als während der Saison. Seit Ende Juni gastiert der Zirkus wieder in Nürnberg. Deswegen kann Harry Barelli nicht nachvollziehen, warum der Stadt erst jetzt auffällt, dass er

sich teilweise auf ihrem Boden niedergelassen hat.

«Wir sind von Anwohnern mit Beschwerden konfrontiert worden», sagt Bernd-Peter Glöckner, stellvertretender Leiter des Liegenschaftsamtes, auf NZ-Anfrage. So sei man erst auf Barelli aufmerksam geworden. Die Behörde könne nicht permanent alle Grundstücke kontrollieren. Dennoch warnt Glöckner davor, Opfer und Täter zu verwechseln: «Barelli kann nicht einfach ein Grundstück annektieren. Wir sind ja nicht im Wilden Westen, wo jeder seinen Claim absteckt.»

Auch bei den Plakaten sei die Stadt im Recht. Barelli habe die Genehmigung gehabt, bis zum 2. August 100 Stück aufzuhängen. Erstens sei dieser Zeitraum abgelaufen, und zweitens habe der Zirkus wesentlich mehr Plakate aufgehängt, als erlaubt waren. Eine weitere Plakatierung bis zum 23. August, wenn der Zirkus Nürnberg verlässt, sei auch deshalb nicht möglich, weil ab 15. August die politische Plakatierung vor der Bundestagswahl beginnt. Zudem müsse Barelli laut der Satzung über öffentliche Anschläge die Stadt selbst dann um Erlaubnis bitten, wenn das Plakat auf privatem Grund hängt, sofern die Öffentlichkeit betroffen ist (etwa wenn Plakate an der Außenseite eines Zauns angebracht werden). Die Entfernung durch die Noa werde Barelli in Rechnung gestellt.

Den städtischen Grund muss der Zirkus aber nun doch nicht räumen, hier zeigt sich das Liegenschaftsamt versöhnlich: «Wir werden den Zirkus wohl bis zum 23. August dulden», sagt Glöckner. Allerdings werde hierfür eine Miete im niedrigen dreistelligen Bereich fällig. Barelli ist bereit, zu zahlen, obwohl seine finanzielle Lage alles andere als rosig ist. Das seit 1980 bestehende Familienunternehmen – Barellis drei erwachsene Kinder wirken in den Vorstellungen mit – kämpft ebenso wie viele andere Zirkusse ums Überleben. Manche berühmte Kollegen haben bereits aufgegeben, so zum Beispiel Barum und Althoff. Allein die Futterkosten für die 85 Tiere schlagen bei Circus Barelli täglich mit 1500 Euro zu Buche. Harry Barelli macht sich große Sorgen, wie er auf Dauer seine Familie und seine Tiere ernähren kann.

Der gesundheitlich angeschlagene Seniorchef wird aber weiterkämpfen: «Wir wollen unseren Zirkus nicht aufgeben, auch wenn wir von der Hand in den Mund leben. Wir hoffen jeden Tag, dass es besser wird.» Er appelliert an die Nürnberger, sich die Show anzusehen: «Der Zirkus darf nicht sterben.»

Vorstellungen noch bis 23. August: Do. (18 Uhr), Fr., Sa. (jeweils 15, 20 Uhr), So. (11, 15, 18 Uhr).

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