Dem Knoblauchsland geht die Ernte baden

19.08.2010, 10:53 Uhr
Dem Knoblauchsland geht die Ernte baden

© Roland Fengler

Gerade hat Gerhard Völkel Nachrichten gehört. Das Wetter wird besser. Zumindest bis Sonntag. Ab Montag gehts wieder bergab mit den Temperaturen. Die Landwirte pflanzen und ernten, sagt der Nürnberger Kreisobmann des Bauernverbands. Aber die Erträge sind geringer, die Qualität schlechter.

Das bestätigt auch Christine Lettau. Sie verkauft auf dem Hauptmarkt Gemüse der Familie Engelhardt aus Buch. Sie könne alles anbieten, sagt sie. Fragt sich nur, wie lange noch. Bohnen, Gurken, Brokkoli, Salate, Kartoffeln - verfault, ersoffen, verdorben in und auf den feuchten Äckern. "Wir konzentrieren uns auf die Belieferung des regionalen Markts", sagt Michael Brückner vom Gemüseerzeugerverband.

Doch für die Exporte nach Tschechien, Rumänien, Ungarn bleibt momentan nichts übrig - auf den Ertragseinbruch folgt der Verdienstausfall. Auch die Qualität leidet unter der Feuchtigkeit und der fehlenden Wärme. Die Salatköpfe sind kleiner, der letzte Wachstumsschub fehlt einfach. Selbst manchen Selleriepflanzen, die von ihrer Heimat, der englischen Küstenregion, viel Nässe und Kälte gewohnt sind, wirds zu viel "Aber einen Vorteil hat der Regen: Der Boden ist ausgewaschen, die Sachen also quasi Dünger-frei", sagt Brückner.

Dem Knoblauchsland geht die Ernte baden

© Roland Fengler

Schon der Hagel im Frühjahr kam den Landwirten teuer zu stehen: Fünf Millionen Euro kosteten sie die Ausfälle, sagt Völkel. "Nach dem langen Winter traf es die erste Ernte." Die Bauern baten um politische Unterstützung, doch ihre Hoffnung auf zinsverbilligte Darlehen wurden enttäuscht. Auch die vermehrte Bewässerung während der Trockenperiode und die Ernteausfälle jetzt haben ihren Preis - doch wie hoch der ist, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht beziffern.

"Wir können einfach nicht mehr über einen langen Zeitraum planen, sondern müssen flexibel reagieren", sagt der Kreisobmann. Will heißen: Sofort säen und ernten, sobald das Wetter ein wenig besser und wärmer ist. Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig. Denn der deutsche Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif geht davon aus, dass dieses "schwierige Jahr" (Völkel) keine Ausnahme bleiben wird. In einem Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk sagte er: Als Folge der globalen Erderwärmung seien die Wetterphänomene eine "Blaupause für das, was uns in den nächsten Jahrzehnten ins Haus steht".