Die Banken knausern mit Krediten
28.05.2005, 00:00 Uhr Ein Ausweg aus dieser Problematik, die für einige Firmen Existenz bedrohend geworden ist, wird in der gegenwärtigen Krisenzeit immer bedeutender. Immerhin gibt es in Deutschland nach Schätzung des Sparkassen- und Giroverbandes rund 3,3 Millionen Mittelständler, die etwa 70 Prozent aller Arbeitsplätze und sogar 80 Prozent der Ausbildungsplätze bereitstellen.
Genau diese Firmen haben oft schlechte Karten, wenn sie bei den Banken um dringend benötigtes Investitionskapital nachfragen.
Christian Heddergott von der Berliner Unternehmensberatung Jucho & Partner verdeutlicht den Ursprung des Problems: „Deutsche Banken haben Unmengen nicht bedienter Kredite. Daher haben sie die Vergabe neuer Kredite um 30 Prozent verringert. Also wie kommt eine Firma an Geld, wenn die Banken ihnen keines geben?“ Für Jucho & Partner liegt die Lösung in einem neuartigen Finanzprodukt, das sie selbst entwickelt haben. Direkte Anleihen ermöglichen es Mittelständlern, das Geld nicht von den Banken, sondern von Privatanlegern zu holen. Die Konditionen sind dabei durchaus attraktiv. Während traditionelle Anleihen durchschnittlich etwa 3,7 Prozent Ertrag bringen, zahlen fünfjährige Mittelstandsanleihen normalerweise zwischen sieben und neun Prozent Zinsen.
Firmenanleihen können riskant sein
So attraktiv solche Renditen auch sind, warnt Heddergott, so riskant können direkte Firmenanleihen sein. Denn wenn die Firma Pleite geht, dann ist auch das Geld der Anleger weg. Und das Risiko ist schlecht abschätzbar, weil die klassischen Rating-Agenturen wie Moody‘s oder Standard & Poors diesen kleinen Anleihen ebenso wenig Aufmerksamkeit widmen wie das Bundesamt für Finanzdienstleistungen.
Dennoch hat Jucho & Partner im vergangenen Jahr zwei Mittelstandsanleihen erfolgreich auf den Finanzmarkt gebracht. Eine Anleihe des Fleischwarenfabrikanten Zimbo erbrachte innerhalb von drei Monaten 15 Millionen Euro, und eine Anleihe des Ernst Klett Verlages brachte in nur einem Monat sogar die doppelte Summe in die Firmenkasse. Beide Anleihen haben eine Laufzeit von fünf Jahren und zahlen sieben Prozent Zinsen.
Der Bundesverband deutscher Banken bekräftigt zwar, sich nicht aus der Mittelstandsfinanzierung zurückgezogen zu haben. „Ganz im Gegenteil. Die privaten Banken sind auch in Zukunft ein verlässlicher Partner für den Mittelstand“, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Massenberg. Die Diskussion dürfe sich nicht auf Kredite beschränken. Der Mittelstand müsse sich nach Massenbergs Worten weiter für externes Kapital öffnen.
Für die Banken sind Anleihen wie die von Zimbo oder Klett zu klein. „Die Banken geben sich mit keiner Anleihe ab, die kleiner ist als 50 Millionen €“, sagt Heddergott. Jucho und Partner könne Anleihen in der Größe von 7,5 bis 50 Millionen € organisieren. Leon Mangasarian, dpa
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