Ein ständiges Kommen und Gehen der "Backbuden"
21.1.2012, 11:00 UhrNürnbergs Immobilienexperten sind sich uneins, ob dahinter eine geniale Geschäftsidee steckt oder schlichtweg ein fehlendes Expansionskonzept.
Die „Backbude“ an der Lorenzer Straße hat geschlossen. Direkt neben dem Bäcker Feihl hatte sich die Filiale der Selbstbedienungskette positioniert – und nach wenigen Monaten die Segel gestrichen. Eine Strategie, die laut Uwe Fraass von Conzepta – City Immobilien typisch für die hinter den „Backbuden“ stehende SB Frankenback GmbH ist. „Das Unternehmen hat Immobilienmaklern eine zusätzliche Prämie von 30000 Euro angeboten, wenn sie ihm drei Objekte vermitteln.“ Makler, die derzeit wenig zu tun haben, nähmen so ein Angebot nur zu gern an. „Und wenn der Laden nach zwei bis drei Monaten nicht richtig läuft, wird er eben wieder dichtgemacht“, so Fraass.
Dabei laute die Devise bei neuen Läden eigentlich: 1000 Tage muss man durchstehen, um zu wissen, ob ein Standort funktioniert. „Man muss den Kunden erst die Möglichkeit geben, den Laden zu entdecken“, sagt auch ein anderer Nürnberger Immobilienexperte, der nicht namentlich genannt werden möchte. Es fehle dem Unternehmen an einem einheitlichen Konzept, an welche Standorte man gehen möchte.
Uwe Fraass sieht das anders: „Vielleicht ist das ja eine geniale Strategie.“ Kritisch sieht er jedoch die Personalpolitik des Unternehmens: „Wenn ein Laden nach wenigen Monaten zumacht, hängen da ja auch immer Mitarbeiter dran. Das ist keine saubere Vorgehensweise.“
Nicht wenige „Backbuden“ sind in ehemalige Filialen der Bäckereikette „Der Beck“ gezogen. Ein Zufall? Ein Blick ins Handelsregister verrät, dass Dominik Beck Einzelprokurist der SB Frankenback GmbH ist. Der Sohn des Unternehmerehepaares Siegfried und Petra Beck hat bereits Anfang 2004 den Trend hin zu Selbstbedienungs-Bäckereien gewittert.
Damals leistete das „Backwerk“ in dieser Branche Pionierarbeit. „Meine Überlegungen gingen dahin, dass so etwas sicher auch irgendwann nach Franken kommt.“ Statt der Konkurrenz den Markt zu überlassen, wollte Beck selbst einen Fuß in die Tür bekommen.
Er versuchte, seine Eltern von der Idee zu überzeugen – diese seien aber nicht allzu begeistert gewesen: „Wie wohl alle handwerklich arbeitenden Bäcker sind meine Eltern keine Fans der Discount-Läden.“ So gründete Dominik Beck die SB Frankenback GmbH auf eigene Faust. Ins operative Geschäft mische er sich jedoch kaum ein, dafür hat er den Geschäftsführer Dietmar Mauser eingesetzt. „Ich habe hier beim ,Beck‘ auch genug zu tun“, so Beck.
Mit „Der Beck“, der Coffee-Shop-Kette „Mr. Bleck“, dem „Casa Pane“ und der SB Frankenback GmbH hat sich Familie Beck in Franken ein regelrechtes Imperium aufgebaut. Juristisch sind die „Backbuden“ aber strikt von der „Der Beck GmbH“ getrennt. Auch bei den Produkten gebe es keinerlei Überschneidungen: „Der ,Beck‘ stellt den kompletten Teig in Tennenlohe selbst her, für die ,Backbuden‘ beziehe ich die Teiglinge von entsprechenden Produzenten.“ Alles andere wäre undenkbar, stünden doch zwei ganz unterschiedliche Konzepte mit verschiedenen Preissegmenten hinter den beiden Unternehmen: „Der Verbraucher lässt sich nicht verschaukeln.“ Zudem sähen seine Eltern es nicht gern, wenn ihr Name mit den Discount-Backstuben in Verbindung gebracht würde, so Dominik Beck. Wohl auch aus diesem Grund hält er sich aus dem Geschäft weitestgehend heraus – auch sein Name taucht auf der Internetseite der SB Frankenback GmbH nicht auf.
Zur Expansionsstrategie des Unternehmens erklärt Dominik Beck, die Einrichtung der „Backbuden“ lasse es zu, dass man sie relativ unkompliziert ausbauen und wiederverwenden könne, wenn ein Laden nicht läuft. „So kann man mit Hilfe kurzfristiger Mietverträge Standorte testen.“
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