Fußgänger sind schwer zu bändigen
03.08.2011, 07:41 Uhr
Für Besucher, die vom Hauptbahnhof Richtung Innenstadt wollten, war der direkte Weg Richtung Handwer-kerhof schon immer verlockend. Ein Grasstreifen in der Mitte der insgesamt sechsspurigen Fahrbahn verschaffte ihnen bisher eine Verschnaufpause. Doch mit der Baustelle, der geänderten Verkehrsführung und den neu aufgestellten Absperrungen wirkt die Wendespur auf Fußgänger wie ein Übergang. Auch Autofahrer, die vom Rathenauplatz kommen, nutzen diese Spur – aus Zeitgründen oder weil sie den Schilderwald Richtung Frauentorgraben falsch interpretieren.
Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) hat den vermeintlichen Übergang nun mit zwei Verbotsschildern versehen. „Wir beobachten, ob die Fußgänger darauf reagieren und den regulären Weg über die Ampeln bzw. die Unterführung durch die Königstorpassage nehmen“, sagt SÖR-Pressesprecherin Ulrike Goeken-Haidl.
Auch die VAG hofft, dass durch die Verbotsschilder weniger Fußgänger den Buswendekreis nutzen. „Die Durchfahrtverbotsschilder für Pkw, die wir vor einiger Zeit aufgestellt hatten, haben bei den Autofahrern Wirkung gezeigt“, sagt Peter Ebneth, der bei der VAG für die Sonderverkehrsregelungen rund um die Großbaustelle verantwortlich ist. Auf drei Reisende, die in diesem Moment schwer bepackt mit Rucksack und Koffer auf dem Wendekreis ausharren, und denen viele weitere Passanten folgen, scheint das Schild allerdings wenig Eindruck zu machen.
„Wir sind enttäuscht, dass im Zuge der Umbauten nun wieder keine Fußgängerampel eingerichtet werden soll“, bedauert Bernd Baudler vom Nürnberger Kreisverband des Verkehrsclub Deutschland (VCD). Seit Jahren fordere der VCD eine offizielle Querungsmöglichkeit vom Bahnhof zur Haltestelleninsel und weiter zum Königstor. „Der Platz muss für ankommende Besucher als ,Tor zur Stadt‘ aufgewertet werden“, so Baudler. Auch ÖDP-Stadtrat Thomas Schrollinger unterstützt die Idee des überirdischen Übergangs.
Vor allem die Nutzer der Nightliner sind irritiert
Weniger Probleme macht dagegen die Verlegung der Straßenbahn- und Buslinien rund um den Bahnhofsplatz. Insgesamt zwölf Infowürfel, sieben VAG-Mitarbeiter, die von 5 bis 21 Uhr vor Ort informieren, und zahlreiche Plakate im Untergeschoss des Hauptbahnhofs haben das große Chaos bisher verhindert.
Vor allem die Nutzer der Nightliner müssen sich aber an die geänderten Abfahrtsorte gewöhnen. „Die Fahrgäste kommen uninformiert zum Hauptbahnhof und sind dann erst einmal irritiert“, sagt VAG-Betriebsplanungsleiter Horst Schmidt über die Startschwierigkeiten. Die VAG hat nun Postkarten mit einer Übersichtsgrafik drucken lassen, die in Discos und Bars verteilt werden sollen.
An den höheren Geräuschpegel, den die Nachtschwärmer an der neuen Haltestelle für sieben Nightliner in der Gleißbühlstraße verursachen, müssen sich in den kommenden Monaten auch die Hotelbetreiber und ihre Gäste gewöhnen. Bereits am ersten Wochenende wurde es einem Hotelier zu viel und er beschwerte sich bei der VAG. „Es gibt keine Alternative für diese Haltestelle“, sagt Schmidt. „Aber wir versuchen, die Fahrgäste besser in den Griff zu bekommen.“
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