Gregor und Aleut schnuppern Frühlingsluft
23.03.2011, 16:03 Uhr
Die Eisbärenmutter war ungeduldig geworden in den vergangenen Tagen: Immer wieder scharrte und kratzte sie am Schieber der Wurfhöhle und stieß laute Rufe aus. „Sie hat uns deutlich signalisiert, dass sie raus will“, sagt Tierpflegerin Anne Redmann. Am Montag mussten die Bärchen noch ihre zweite Schutzimpfung über sich ergehen lassen. Weil sie die gut verkrafteten, stand dem ersten Spaziergang von Familie Eisbär in der Frühlingssonne nichts mehr im Wege.
Als Vera am Mittwoch nach ihrem monatelangen Aufenthalt in der abgeschotteten Geburtshöhle endlich ins Freie blinzelte, „war sie sehr aufgeregt“, findet Zoodirektor Dag Encke. Zunächst erkundet die Bärin die Außenanlage eine halbe Stunde lang und kontrolliert, ob der Schieber zum benachbarten Gehege von Eisbärenpapa Felix auch wirklich verschlossen ist. Felix würde die Kleinen nicht als Nachwuchs erkennen, sondern als Konkurrenz empfinden und töten. Um den Eisbären unnötigen Stress zu ersparen, soll Felix erst einmal eine Zeitlang in seinem Innenkäfig bleiben. Als Vera merkt, dass keine Gefahr droht, holt sie Gregor und Aleut ins Freie.
Die flauschigen Zwillinge tapsen erst ein wenig verzagt über die Sandsteinfelsen und lassen sich über die Stufen ins weiche Stroh plumpsen, das die Pfleger zur Sicherheit ausgelegt haben, damit sich die Bärchen nicht verletzen. Und dann zeigen die zwei gleich, was für mutige kleine Eisbären sie sind: Sie testen mit den Pfoten kurz die Temperatur im Schwimmbecken, bevor sie ins Wasser gleiten und vorführen, wie gut sie von Natur aus schwimmen können. Die Mama achtet sorgsam darauf, dass ihre beiden Jungs sich nicht zu weit von ihr entfernen und zieht sie immer wieder nahe an sich heran.
Zoochef Encke strahlt: „Die beiden sind gesund und topfit.“ Ungefähr 15 Kilo bringen sie jetzt auf die Waage, und sie legen einen kräftigen Appetit an den Tag. Zwar ernähren sie sich noch hauptsächlich von Muttermilch, aber die Pfleger füttern bereits „Fleisch- und Fischstückchen oder klein geschnittene Honigmelone zu“, erzählt Anne Redmann. Auch für Vera stellen die Pfleger einen abwechslungsreichen Speiseplan zusammen: Neben zwei Kilo Fisch und Fleisch gibt es täglich jede Menge Tomaten, Gurken, Fenchel, Möhren, Äpfel und Birnen.
Als Flocke, die berühmte Schwester von Gregor und Aleut, vor drei Jahren erstmals ins Freigehege durfte, hatte es einen Andrang von Hunderten Medienvertretern gegeben. Nun geht alles ohne den damaligen Hype über die Bühne, und das ist ganz im Sinn der Zooleitung. „Wir sind froh, wenn unser jetziger Nachwuchs ohne großen Rummel in Ruhe heranwachsen kann“, betont Encke. Dem Tiergarten liege nichts daran, mit den Bärchen ein Riesengeschäft zu machen, wie es ihm manche Tierschützer vorwerfen.
Zweieinhalb Stunden Ausflug und drei Schwimmrunden haben die Eisbärenzwillinge ganz schön müde gemacht. Mutter Vera dirigiert ihre Babys zurück zum Höhleneingang in den Sandsteinfelsen. Die Fotografen und Kameraleute müssen sich in Geduld üben und auf ihre Bilder warten. „Die Kleinen schlafen jetzt erst mal eine Runde“, erklärt Pflegerin Redmann. Aber der Tag ist ja noch lang...
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