Großartige Kleinigkeiten

14.11.2008, 00:00 Uhr
Großartige Kleinigkeiten

© Gerullis

«Küchengeräte und Spielwaren en gros» steht auf dem Werbeschild. Gleich darunter «Spezialität: Miniatur-Spielwaren». Und dann muss sich der Besucher ein wenig bücken, um zu erkennen: Tatsächlich, da steht eine aus Holz gefertigte und komplett eingerichtete Wohnstube in der Glasvitrine - eine Wohnstube mit Tischchen und Stühlchen und Schränkchen und allem Pipapöchen, die auf eine Handfläche passt. Und dort, in der Zündholzschachtel, kämpfen Feuerwehrmännlein gegen einen Brand. Und in einer anderen Schachtel arbeiten Bergleutchen unter Tage.

Etwa 2000 Objekte wurden in filigraner Fleißarbeit der Museumsmitarbeiter sensibel arrangiert, so dass man nicht nur die Hersteller aus dem Erzgebirge kennenlernen kann, sondern vor allem die Lebenswelt am Anfang des 20. Jahrhunderts.

Ob Fuhrwerke oder Automobile, eine Hochzeitsgesellschaft oder die verniedlichte Grausamkeit des Ersten Weltkrieges in Form einer ausgebrannten Kirchenruine - die Spielzeugwelt bietet in einem Näherungsmaßstab von 1:87 eine Nachbildung des damaligen städtischen und ländlichen Alltags.

Die traditionsreiche Produktion des sächsischen Spielzeugs stand um 1900 vor einem Umbruch. Als eine der ärmsten Gegenden Deutschlands war das Erzgebirge ein Billigproduktionsgebiet - vergleichbar mit Südostasien heute, sagt Urs Latus, Initiator und Ausführer der Sonderausstellung. Die Holzpreise für die Hersteller stiegen, Exportländer erhöhten ihre Einfuhrzölle und machten das wirtschaftliche Überleben schwer.

Da kam die Entwicklung des Miniaturspielzeugs in Dresden gerade recht, denn in Produktion gingen die Winzlinge schließlich bei den Spielzeugmachern in Seiffen. Nach der Vorstellung auf dem Denkmalpflegetag in Mainz 1904 finden sich Ausstellungsstückchen auf der Leipziger Messe, vom Dresdner Spielwarenhändler Richard Zeumer mit seinem deutschlandweiten Versand machte sich das Minispielzeug auf seinen weltweiten Siegeszug. Der dauerte 50 Jahre und hatte seine Blütezeit in den 1920er und -30er Jahren. Bis Zinkdruck- und Plastikspritzguss kamen. Doch noch immer gibt es Sammler, und noch immer gibt es ein paar Seiffener Familienbetriebe, die die Welt des winzigen Holzspielzeugs nicht aus den Augen verlieren. Kathrin Walther

Öffnungszeiten: 28. November bis 23. Dezember täglich 10 bis 17 Uhr, 29. und 30. Dezember sowie 2. und 5. Januar 10 bis 17 Uhr; feiertags geschlossen. Der Eintritt ist frei.

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