Mahnwache bei Electrolux
24.10.2009, 00:00 Uhr
Unter dem Motto «5 vor 12« begann die Mahnwache Freitag um 11.55 Uhr mit einer Auftaktveranstaltung. Vertreter von Gewerkschaft und Betriebsrat riefen zum Protest auf und mahnten die Auswirkungen eines weiteren Arbeitsplatzabbaus für die Region an.
Jürgen Wechsler, erster Bevollmächtigter der IG Metall Nürnberg und Mitglied des Aufsichtsrats von Electrolux Deutschland, sprach sich für den Fortbestand dieser Abteilung hier am Standort aus. Es gäbe laut Wechsler keinerlei betriebswirtschaftliche Gründe für eine Schließung der Nürnberger Geschirrspülerentwicklung.
«Mittlerweile hat das der Konzern auch schon eingestanden«, sagte Wechsler in seiner Ansprache. «53 Arbeitsplätze sollen hier wegfallen, nach Stockholm verlagert werden.« Die Parallelen zur Quelle seien unübersehbar: Auch hier habe man es mit einem scheinbar unfähigen Management zu tun, das mehr an politischen Entscheidungen und dem Shareholder Value interessiert sei, als an den Kompetenzträgern des eigenen Unternehmens.
Am Donnerstag hatte Oberbürgermeister Ulrich Maly zu einem Gespräch mit den Mitarbeitern der betroffenen Abteilung eingeladen, sich die Argumente für Nürnberg noch einmal im Detail darlegen lassen. «Die Stadt will nun eine Initiative für den Standort Nürnberg starten und sich in einem Brief an die Konzernleitung in Stockholm für die Mitarbeiter einsetzen«, berichtete Wechsler.
«Die tragende Entwicklungskompetenz in der Geschirrspüler–Sparte ist hier in Nürnberg konzentriert. In Stockholm findet nur Grundlagenentwicklung statt«, erklärte Stefan Strohecker, Betriebsratsvorsitzender von AEG/Electrolux Nürnberg. «Man wolle zwar den Mitarbeitern anbieten, nach Stockholm wechseln zu können. Dem werden aber nicht alle folgen können.« Damit bliebe das Know-how des Konzerns klar auf der Strecke. «Gerade bei so ausgereiften Produkten, wie es Geschirrspüler sind, ist jeder Entwicklungsschritt hoch komplex und erfordert viel Erfahrung der Mitarbeiter«, erläuterte Strohecker weiter. Mit unerfahrenen Mitarbeitern lasse sich das nicht wettbewerbsfähig schaffen.
Außerdem bestehen gewisse Zweifel an der Ehrlichkeit des Konzerns, wie der Entwickler Wolfgang Schmidt (51) erklärte: «Als vor zwei Jahren auch die Entwicklungsabteilung in Torsvik, Schweden geschlossen wurde, verwies man die dortigen Mitarbeiter damals auf Nürnberg. Hier wollte man eine Zentralentwicklung schaffen.« Jetzt, da Nürnberg geschlossen werden soll, zeige sich, was von diesen Plänen geblieben sei.
Die Angestellten würden auch weiterhin in der Luft hängen, sagt Schmidts Kollege Hansjörg Lampe (47): «Angekündigt wurde zwar, dass jedem Mitarbeiter ein unbefristeter Arbeitsplatz in Stockholm angeboten werden soll – etwas schriftliches haben wir aber noch nicht.« Und ein solcher Umzug sei ja durchaus problematisch: «Die Mitarbeiter haben hier Familie, ihr Umfeld. Da ist es nicht so einfach, 2000 Kilometer weiter weg zu gehen in eine vollkommen neue Umgebung.« Jan Christgau
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