Neue Leitstelle gut gestartet
09.09.2010, 20:29 Uhr
Darunter den Bombenfund im Knoblauchsland und den Gasalarm in Boxdorf. Wer den Raum zum ersten Mal betritt, ist beeindruckt. Ein schwarz-grau gemusterter Teppichboden, helles Holz an den Wänden, großzügige halbrunde Arbeitsplätze. Die Stimmung zwischen den schweren schwarzen Ledersesseln wirkt am Donnerstagvormittag gedämpft-entspannt. Die Feuertaufe der Integrierten Leitstelle ist bestanden. Im Vollbetrieb musste die Leitstelle des Rettungsdienstes als erster und größter Alarmierungs-Bereich in der Region am Mittwoch umziehen.
Das bedeutete einen kurzzeitigen Parallelbetrieb an der Sulzbacher Straße und an der Feuerwache 4 - und mehrstündige Spannung. Doch am Ende funktionierte das Umstöpseln der Notruf-Leitungen problemlos. Dank eines Dutzends Telekom-Techniker, die binnen eineinhalb Stunden alles umgeleitet hatten. Nur vereinzelte Anrufe seien verloren gegangen; und es habe kleinere Datenverluste gegeben: Marginalien, hieß es.
Dabei war die EDV lange Zeit das Sorgenkind der ILS-Verantwortlichen in der Berufsfeuerwehr Nürnberg gewesen. Zum einen, weil es nicht unerhebliche Probleme mit der Software gab, die künftig in allen Integrierten Leitstellen Bayerns zum Einsatz kommt. Zum anderen, weil die Daten aus den teils jahrzehntealten Leitstellen-System von Rettungsdienst und Feuerwehren in der Region nicht ohne weiteres übernommen werden konnten.
Fünf Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr waren über Monate hinweg damit beschäftigt, jede noch so kleine Information aus den sieben alten in das hochmoderne neue System zu "übersetzen". Zumal Kürzel und Bezeichnungen für Kliniken, Notarztfahrzeuge, Objekte und vieles mehr künftig einem einheitlichen Muster folgen. Damit bei Bedarf jede ILS im Freistaat auf Daten der anderen Leitstellen zugreifen kann. Für die Disponenten wird die Arbeit in der neuen ILS in einigen Punkten einfacher.
Bei der Adresseneingabe eines Notrufs etwa spielt das System automatisch den korrespondierenden Straßenkarten-Ausschnitt auf einen der fünf PC-Bildschirme, die der Disponent vor sich hat. Arztpraxen, Schulen, Kindergärten und andere Objekte sind dort zudem hervorgehoben. All dies mussten die Mitarbeiter bisher mühsam in einem Straßenatlas nachschlagen, sagt ILS-Chef Marc Gistrichovsky. Einer der nächsten Schritte besteht in der Ausrüstung von Notarzt- und Rettungsdienst-Fahrzeugen mit GPS. Deren aktuelle Standorte werden dann laufend auf den Bildschirm-Karten markiert: Eine weitere Entlastung für die Disponenten, die bislang noch alle Fahrzeug-Bewegungen im Kopf behalten müssen.
Am 22. September folgt noch ein großer Schritt
Rund 9,8 Millionen Euro hat die neue Leitstelle gekostet - mit einem komplizierten Kostenträger-Modell, das sich u.a. am Aufkommen von Rettungsdienst- und Feuerwehreinsätzen in den sechs beteiligten Gebietskörperschaften orientiert. Von den Gebäudekosten trägt die Stadt Nürnberg 80 Prozent (als Rettungsdienst-Anteil). Das verbleibende Fünftel (Feuerwehr-Anteil) bezuschusst der Freistaat zu 35 Prozent, der Rest wird auf die Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen sowie die drei Landkreise umgelegt.
Bei der EDV-Ausstattung wiederum trägt der Freistaat den Rettungsdienst-Anteil ganz und übernimmt 70 Prozent des Feuerwehr-Anteils. Den Disponenten der neuen ILS stehen noch bis 22. September rund um die Uhr speziell ausgebildete Trainer zur Seite. An diesem Tag folgt der zweite große Schritt beim ILS-Start: die Übernahme der Alarmierung für die Feuerwehren in Nürnberg, im Landkreis Fürth und im Nürnberger Land. Gelingt auch dies, dann dürften nach Überzeugung von Feuerwehr-Chef Volker Skrok keine Schwierigkeiten mehr auftauchen.