Nur einmal im Jahr öffnen sich die Tore
11.09.2010, 00:00 Uhr
Mancher Leser wird sich gerne an Abenteuer erinnern, die er oder sie während einer Landschulwoche auf der Burg Hoheneck bei Ipsheim erlebt hat. Die Burg thront erhaben und für den Normalsterblichen unzugänglich über den Weinbergen von Windsheim.
Aber morgen, am Sonntag, öffnen sich die Tore im Rahmen des bundesweiten „Tages des offenen Denkmals“ von 12 bis 18 Uhr für alle, die Lust auf mittelalterliche Romantik haben. An allen anderen Tagen des Jahres hat der Kreisjugendring Nürnberg die Burg für seine jungen Gäste reserviert.
Wer mit der Bahn fährt, der darf auch Wein trinken
Ipsheim erreicht man mit dem Auto über Neustadt/Aisch (B470) oder über Langenzenn (B8), mit der Bahn/VGN über Neustadt/Aisch (R81). Das Auto parkt man auf dem Großparkplatz beim Ipsheimer Bahnhof. Wer mit dem Zug kommt, kann gleich ohne Umstände losmarschieren oder sich vorher in einer der zahlreichen Weinstuben von Ipsheim mit einem Schoppen Wein für den Aufstieg zur Burg Hoheneck stärken, denn Bahnreisende müssen ja nicht auf Promillegrenzen achten.
Am Bahnhof wenden wir uns zuerst nach links zur Waldstraße, die am Ende von Ipsheim nahtlos in den Wein-Wander-Weg übergeht. An dieser Stelle wird der Blick auf die Burg Hoheneck frei, die 1132 erstmals urkundlich erwähnt wurde und – nach wechselvoller Geschichte - seit 1953 der Stadt Nürnberg gehört.

An der ersten Infotafel zum Wein-Wander-Weg müssen wir uns entscheiden, welchen Weg wir nehmen wollen. Die Sportlicheren nehmen die Straße, die nach links geht und mit einigen Steigungen direkt hinauf zur Burg führt. Wer es bequemer haben will oder mehr Zeit hat, der bevorzugt die Straße, die rechts herum in Serpentinen um den Weinberg und an dem Bewirtungshaus der Winzergemeinschaft vorbei führt, das an Sonn- und Feiertagen mit deftiger Brotzeit und heimischen Weinen aufwartet.
Im Burghof den zweiten Schoppen

Morgen ist es aber geschlossen. Stattdessen wird ausnahmsweise auf der Burg Speis und Trank kredenzt. Außerdem findet in Ipsheim das traditionelle Weinfest statt, bei dem fränkische Spezialitäten angeboten werden. Im Burghof warten von 12 bis 18 Uhr Grillspezialitäten, ein großer Bücherflohmarkt, Bastel- und Spielaktionen für Kinder sowie Burgführungen auf die Besucher. Wer von der Burg noch über Bühlberg und Holzhausen nach Eichelberg weiterwandern will, findet direkt neben dem Hohenecker Parkplatz einen gut bestückten Wegweiser, der auf die Wandermöglichkeiten hinweist, die sich von hier aus bieten. Für die Wanderung nach Eichelberg (weiß-blaue Markierung) stehen zwei Varianten zur Auswahl. Entweder wir folgen der Asphaltstraße, die durch Bühlberg durchführt. Oder wir gehen oberhalb des Hohenecker Parkplatzes gleich rechts und nach etwa 300 Metern wieder links ab. Dann folgen wir ab dem Waldrand der blau-weißen Markierung in Richtung Holzhausen/Eichelberg.
Beide Wege treffen sich nach etwa 700 Metern bei einer Bank am Waldrand. Auf einem Baum dahinter ist ein Schild angebracht, das auf die links im Wald stehende „Königssäule“ hinweist. Sie erinnert an die Gräueltaten im Dreißigjährigen Krieg. Nach 360 Metern können wir einen Abstecher (etwa 100 Meter) zu dieser Säule machen. Allerdings ist sie ziemlich verwittert und wirkt heute nicht mehr so imposant. Auch der sumpfige Boden rundherum ist von Gestrüpp überdeckt und lädt nicht zu längerem Verweilen ein.
Wesentlich bequemer ist der breite Waldweg, der von hier aus leicht abfallend bis Holzhausen führt, wo im Gasthaus „Zur fröhlichen Einkehr“ eine Verschnaufpause eingelegt werden kann (Montag Ruhetag). Dieses Gasthaus liegt allerdings versteckt zwischen größeren Häusern. Zu
finden ist es hinter dem ersten Kuhstall, an dem wir links abbiegen und nach ein paar Schritten am Ziel sind.
Das dritte Glas: Stärkung für den Rückweg
Um nach Eichelberg zu gelangen, muss eine größere Steigung überwunden werden: Der Weg führt an den letzten Häusern von Holzhausen vorbei rechts hinauf zwischen Brombeersträuchern und Maisfeldern. Der blau-weißen Markierung, die sich auf dem Sackgassenschild am Ende des Dorfes befindet, können wir getrost folgen. Oben bietet sich ein wunderbarer Ausblick über den sanft gewellten Hohenecker Forst. Im Gasthaus „Hohenecker Forst“ (Donnerstag Ruhetag) können wir uns für den Rückweg nach Ipsheim stärken.
Für diesen benutzen wir entweder die Asphaltstraße, die an Holzhausen vorbei über Bühlberg zur Burg Hoheneck und von dort wieder hinunter nach Ipsheim führt, oder den bereits für den Hinweg benutzen Wanderweg mit der blau-weißen Markierung. Reizvoller ist natürlich letzterer, obwohl die Straße nach Hoheneck relativ wenig befahren ist.
Falls wir auf der Straße bleiben, können wir kurz vor Bühlberg unsere Kenntnisse über den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) auffrischen: Links am Waldrand steht eine handgeschnitzte Tafel, die ausführlich auf die bereits erwähnte Königssäule hinweist, die der hohenzollersche Burgherr Lehmann aus Bewunderung für König Gustav Adolf dort aufstellen ließ, obgleich dieser wohl nie bis Bühlberg gekommen ist, sondern nur bis Bad Windsheim.
Wer sich weniger für Geschichte, sondern mehr für Tiere interessiert, der wird kurz nach Bühlberg auch noch fündig: Sicher hinter einem Zaun verwahrt zupfen vier knuffige Gestalten aus der Neuen Welt seelenruhig Grashalm um Grashalm ab und kümmern sich nicht um die erstaunten Kommentare, die ihre Anwesenheit auf diesem Fleckchen Erde auslöst. Die vier jungen Alpakas (Lamas aus der Familie der Kamele) tragen eine Gelassenheit zur Schau, um die sie der gestresste Mensch nur beneiden kann.
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