Wöhrl will mit SinnLeffers seinen Umsatz verdoppeln

5.1.2013, 10:14 Uhr
Die Nürnberger Unternehmerfamilie Wöhrl sichert sich den Wettbewerber SinnLeffers.

© dpa/dapd (2) Die Nürnberger Unternehmerfamilie Wöhrl sichert sich den Wettbewerber SinnLeffers.

„SinnLeffers passt perfekt zu uns“, sagte Familienoberhaupt Gerhard Wöhrl, der den Kauf der Unternehmensanteile gemeinsam mit seiner Familie stemmt. Und Patrick Feller, Aufsichtsratschef des Hagener Unternehmens, parierte: „Wir freuen uns, mit Gerhard Wöhrl und seiner Familie ein gutes Zuhause für SinnLeffers gefunden zu haben.“

Die beiden Textilhandelsketten kommen unter dem gemeinsamen Dach mit etwa 4000 Beschäftigten in 60 Modehäusern in ganz Deutschland auf einen Jahresumsatz von etwa 600 Millionen Euro.

Die beiden Textilhandelsketten kommen unter dem gemeinsamen Dach mit etwa 4000 Beschäftigten in 60 Modehäusern in ganz Deutschland auf einen Jahresumsatz von etwa 600 Millionen Euro. © dpa

Feller ist auch geschäftsführender Gesellschafter des bisherigen SinnLeffers-Eigners Deutsche Industrie Holding (DIH). SinnLeffers war 1997 durch die Fusion der beiden Traditions-Modehäuser Sinn und Leffers entstanden und war bis 2001 im Besitz der Familie Schickedanz. Im Jahr 2001 verkaufte Schickedanz das Unternehmen an Karstadt. Im Zuge des Niedergangs des Handelskonzerns wurde SinnLeffers 2005 von der DIH übernommen und im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens saniert. Der Konzern schreibt nach einem harten Restrukturierungsprogramm wieder schwarze Zahlen. Jetzt trennt sich der Finanzinvestor DIH von seinen Anteilen.

Packen gemeinsam an: Gerhard Wöhrl (2.v.l.) und sein Sohn Olivier (r.), der das Unternehmen seit 2012 führt, mit den SinnLeffers-Managern Abram Nette (l.) und Karsten Oberheiden(2.v.r.).

Packen gemeinsam an: Gerhard Wöhrl (2.v.l.) und sein Sohn Olivier (r.), der das Unternehmen seit 2012 führt, mit den SinnLeffers-Managern Abram Nette (l.) und Karsten Oberheiden(2.v.r.).

Zu welchem Preis dies erfolgen wird, darüber hüllen sich alle Beteiligten weiterhin in Schweigen. Über Geld wird, wie in vielen Familien, nun mal nicht gerne öffentlich gesprochen. Die anderen Unternehmens- Kernzahlen liegen auf dem Tisch: Durch den Mode-Verbund entsteht eine deutschlandweit präsente Textilhandelsgruppe: 60 Modehäuser, rund 4000 Beschäftigte und ein gemeinsamer Jahresumsatz von über 600 Millionen Euro, zu dem beide Partnerunternehmen derzeit jeweils rund die Hälfte beisteuern.

Die beiden Textilhandelsketten kommen unter dem gemeinsamen Dach mit etwa 4000 Beschäftigten in 60 Modehäusern in ganz Deutschland auf einen Jahresumsatz von etwa 600 Millionen Euro.

Die beiden Textilhandelsketten kommen unter dem gemeinsamen Dach mit etwa 4000 Beschäftigten in 60 Modehäusern in ganz Deutschland auf einen Jahresumsatz von etwa 600 Millionen Euro.

Diese neue Dimension, in die das Nürnberger Familienunternehmen Wöhrl mit der Übernahme wächst, stärkt die Marktposition und erhöht die Schlagkraft. Wöhrl sieht vor allem im gemeinsamen Einkauf – beide Firmen bieten in weiten Teilen Mode der gleichen Handelsmarken an – die Chance, „als führender deutscher Modehausbetreiber im gehobenen Segment“ der Konkurrenz im deutschen Textilmarkt die Stirn zu bieten. Synergieeffekte sollen beispielsweise auch im Marketing und anderen zentralen Bereichen gehoben werden.

Neben dem Internethandel machen vor allem international agierende Modeketten wie H&M, Zara oder Esprit den mittelständischen Textilhändlern zu schaffen. So musste Wöhrl in den vergangenen Jahren Umsatzrückgänge hinnehmen. „Wir stehen vor gewaltigen Veränderungen im stationären Einzelhandel“, sagte SinnLeffers-Geschäftsführer Karsten Oberheide gestern.

Versender wie Otto oder Zalando generieren im Internet wachsende Umsätze. Wöhrl und SinnLeffers haben hier Nachholbedarf. Das will Olivier Wöhrl ändern. SinnLeffers werde im Februar in den Online-Handel einsteigen, bestätigte der Wöhrl-Vorstandschef gestern: „Die haben ein exzellentes Konzept. Sicher können wir bei Wöhrl davon lernen.“

Für die insgesamt 4000 Beschäftigten soll es vorerst keine Veränderungen geben. Entlassungen seien nicht geplant. Konditionen und Arbeitsbedingungen der rund 2000 SinnLeffers-Mitarbeiter blieben gleich. Auch alle 38 Wöhrl-Standorte sowie die vorwiegend in Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland angesiedelten 22 SinnLeffers-Häuser sollen erhalten bleiben, versicherten die Partner. Ungeklärt ist die Zukunft der 120 Beschäftigten der Hagener Firmenzentrale von SinnLeffers. Über „die Einbindung der Zentrale“ würden demnächst Gespräche geführt, hieß es.

Überschneidungen der Geschäftsgebiete gibt es dagegen kaum. Lediglich an drei Standorten – Dresden, München und Magdeburg – sind beide Firmen präsent. Auch das solle derzeit so bleiben, sagte Olivier Wöhrl. „Wir glauben sehr an die beiden Marken“, betonte er. „An diesen Standorten ist Platz für beide Marken.“ Die SinnLeffers-Filialen sollten auch nicht „auf Wöhrl getrimmt“ werden. Das Unternehmen habe in den vergangenen drei Jahren eine positive Entwicklung genommen. „Diese Stärken wollen wir ausbauen. Und wir können viel von einander lernen.“

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