Zahl der Flüchtlinge verdreifacht sich
26.5.2014, 14:31 UhrDie Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer nimmt kein Ende. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden bereits 42000 Menschen an den Außengrenzen der EU gezählt, ein Großteil kam übers Wasser. Das waren dreimal mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. „Wir gehen davon aus, dass im Sommer sehr hohe Zahlen erreicht werden“, erklärte Gil Arias-Fernandez, stellvertretender Direktor der Grenzschutzagentur Frontex, bei der Vorstellung der Daten.
Hauptursachen für die neue Entwicklung seien die Konflikte in Syrien sowie die sich weiter verschlechternden Bedingungen in einigen afrikanischen Staaten. Deshalb rechne Frontex auch mit einem weiteren Anschwellen des Stroms über das Mittelmeer.
Erst in der letzten Woche war vor der italienischen Insel Lampedusa ein völlig überfülltes Boot gekentert, 14 Menschen kamen dabei ums Leben, obwohl sowohl die Küstenwache wie auch die Marine schnell alarmiert wurden und mit zahlreichen Schiffen zu Hilfe eilten. An Bord waren nach italienischen Angaben rund 400 Personen, darunter viele Kinder.
Es war das zweite Unglück innerhalb nur einer Woche. Am Sonntag zuvor ertranken 40 Menschen vor der libyschen Küste. EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström hatte sich nach dem Vorfall „tief schockiert“ geäußert. Man müsse jetzt alles tun, um weitere Todesfälle zu vermeiden, sagte sie.
Die EU nahm erst Ende letzten Jahres das Eurosur-Überwachungsnetz in Betrieb, bei dem die Daten aller beteiligten Behörden und Ämter rund um das Mittelmeer (Küstenschutz, Militär, Grenzschutz) sowie von Satelliten zusammengeführt werden, um Flüchtlingsboote frühzeitig zu erkennen.
Dabei entspricht die Entwicklung an den EU-Außengrenzen offenbar auch einem weltweiten Trend. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) legten gestern in Genf einen Bericht vor, nach dem 33,3 Millionen Kinder, Frauen und Männer Ende 2013 im eigenen Land auf der Flucht waren — so viele Menschen wie wahrscheinlich nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg.
Das seien 4,5 Millionen mehr so genannte Binnenflüchtlinge gewesen als 2012. Besorgniserregend sei auch, dass durchschnittlich 17 Jahre vergehen, ehe Binnenvertriebene in ihre Wohngebiete zurückkehren, erläuterte NRC-Generalsekretär Jan Egeland. „Das zeigt, dass wir beim Umgang mit diesem Problem irgendetwas ganz falsch machen.“
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