Schneematsch hielt die Kunden nicht vom Bummeln ab

06.12.2010, 07:00 Uhr
Schneematsch hielt die Kunden nicht vom Bummeln ab

„Nein, da sind keine Weihnachtsgeschenke drin. Alles für mich“, diese Aussage bekommt man an diesem Tag sinngemäß häufig zu hören. Es scheint, als würden sich viele Menschen tatsächlich freiwillig ins Adventssamstags-Getümmel stürzen – und nicht aus der Notwendigkeit heraus, etwas Angemessenes für Onkel Karl-Heinz und Oma Hildegard zu finden.

Annika und Stefan Rupp aus Bayreuth gehören dazu. Sie tragen schwere Tüten durch den Schneematsch, die gefüllt sind mit Parfüm, Handschuhen, Mütze, Sofakissen, Schminkspiegel, Honig – alles für sie selbst. „Weihnachtsgeschenke kaufen wir auf den letzten Drücker“, sagt Annika Rupp. Wie so viele verbinden sie den Einkaufsbummel mit dem Besuch des Christkindlesmarktes. Da waren sie am Morgen schon, als es noch nicht so voll war.

Diana Bretting und Christine Deeg machen es umgekehrt: Erst wird geshoppt, dann mit Glühwein wieder aufgewärmt. Diana hat einen schlichten Ledergürtel für die Schwester erstanden, sonst hat sie nur für sich eingekauft. Christine hat nichts gefunden. „Aber ich habe schon ganz viele Weihnachtsgeschenke beisammen“, sagt sie stolz.

Die beiden Schwestern Katja und Ilona Popek haben gemeinsam Geschenke gekauft. „Die sind für den Papa“, sagt Katja und öffnet bereitwillig die Einkaufstüte. Tee und Likör gibt es, am Stand von Glasgow auf dem Markt der Partnerstädte haben sie eine Keksdose und einen tönenden Mini-Dudelsack erstanden.

Weniger überraschend wird der Heiligabend für Sandy Ross und Michael Ramspeck aus Schwabach ausfallen: Die beiden suchen sich die meisten Geschenke gemeinsam aus. Sandy hat sich für eine Pfanne entschieden, von der aber auch Michael profitieren wird – immerhin wohnen die beiden zusammen.

Origineller ist da die Geschenkidee von Wilfried Kübeck. Der Mann aus der Lüneburger Heide hat für seine Frau einen kleinen Teddybär gekauft. „Sie sammelt Teddys“, erklärt er die ungewöhnliche Wahl. Die beiden sind wegen des Christkindlesmarktes in Nürnberg und gehen kurzzeitig getrennte Wege. Sie sind Weihnachtsmarktfans und haben der Noris schon mehrfach zur Adventszeit einen Besuch abgestattet. Als Wilfried Kübecks Frau auftaucht, schirmt er ihren Blick schnell vom Inhalt der Tüte ab, die er für den Fotografen so bereitwillig geöffnet hatte.

Trotz der Kälte sind die Einkäufer gut gelaunt: Ein Trupp älterer Damen hat die Tüten auf eine Parkbank gestapelt und mampft genüsslich Bratwurstsemmeln. Beim Lachen steigen Atemwölkchen aus den Mündern. Ein Mann – der wegen der sonst verdorbenen Überraschung seinen Namen nicht nennt – hat mit dem kleinen Sohn gemeinsam einen Schokobrunnen für seine Frau gekauft und freut sich sichtlich aufs Ausprobieren.

Den Eindruck der gutgelauten Konsumenten teilt auch Roland Schmidt, Prokurist von Küchen Loesch: „Die Kunden scheinen durch die Krise nicht allzu sehr gebeutelt zu sein“, sagt er. Viele – auch junge – Leute kauften hochwertige Küchenartikel wie gusseiserne Töpfe und Pfannen. „Wie schon im vergangenen Jahr geht der Trend weiter in Richtung Qualität“, sagt Schmidt. Espressomaschinen seien nach wie vor echte Verkaufsschlager.

Im Elektrofachhandel boomt nach wie vor die Digitalfotografie, berichtet Saturn-Geschäftsführer Sascha Schlösser. Ebenfalls gefragt sind die neuesten Spielekonsolen mit Bewegungserkennung wie Kinect von Microsoft und Move für die PlayStation 3.

Dem Filialgeschäftsführer der Galeria Kaufhof, Klaus-Peter Kempf, fällt ebenfalls die gute Laune der Kunden auf: „Das Wetter ist schön, die Straßen frei, und der Schnee trägt viel zur weihnachtlichen Atmosphäre bei“, sagt er. Da mache das Arbeiten richtig Spaß – vor allem, wenn dann auch noch die Umsätze stimmen. Das Geschäft laufe besser als im Vorjahr, und es gebe auch schon eine Steigerung im Vergleich zum ersten Advent. „Besonders gut verkaufen sich Winterbekleidung, Süßwaren, Schmuck, Parfüm und Wintersportartikel wie Schlittschuhe.“ Viele Kunden, schätzt Kempf, seien Christkindlesmarktbesucher. „Man hört viel Osteuropäisch, Spanisch, Amerikanisch.“

Übrigens: Nicht bei allen scheint der Schnee für gute Stimmung zu sorgen. Gemessen an der Anzahl der hektisch durch die Fußgängerzone gezerrten Koffern (noch mit Preisschild versehen), können manche die nächste Reise ins Warme offenbar kaum mehr abwarten.

 

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