Selbst Pelzrock-Kopie wirbelt Staub auf

1.3.2012, 08:00 Uhr
Selbst Pelzrock-Kopie wirbelt Staub auf

© Harald Sippel

Das Dürer-Haus schließt von Mitte April bis Mitte Mai wegen Umbauarbeiten – um auf diesen Umstand gebührend hinzuweisen, lud das Dürer-Haus die Presse ein. Und damit auch wirklich alle kommen, wurde auch gleich noch das Schaustück März, also ein ausgewähltes Kunstwerk, vorgestellt.

Der Leiter Thomas Schauerte entschied sich bei der Auswahl dieses Schaustückes für die Kopie eines Dürer-Gemäldes. Und zwar nicht für irgendeines, sondern für die Kopie des „Selbstbildnis im Pelzrock“. Womit Schauerte nicht rechnete, war das große Aufgebot an Journalisten, das sich daraufhin gestern im Erdgeschoss des Dürer-Hauses versammelte.

Die Besucher, die das Bild in den kommenden Wochen ansehen und in die Geschichte der Dürer-Kopien einsteigen, werden eine spannende Welt entdecken. Denn die Geschichte der Kopien ist ebenso faszinierend wie die der Originale. Zunächst muss man sich vor Augen führen, dass es zu Dürers Zeiten keine Fotografien gab, also wurden Kunstwerke kopiert – im Fall von Dürers Pelzrock-Bild (entstanden um 1500) dürfte das, nach heutigen Erkenntnissen, bis zu elfmal geschehen sein. Üblicherweise waren die Kopien großer Meister jedoch mit der Signatur des Kopisten gekennzeichnet, meist waren sie auch kleiner. Doch bei der derzeit im Dürer-Haus ausgestellten Kopie ist das nicht der Fall: „Dieses Bild ist eine 1:1-Kopie“, erklärt Ursula Kubach-Reutter von den städtischen Museen.

Selbst Pelzrock-Kopie wirbelt Staub auf

© Harald Sippel

Dem Laien erscheint das Bild ein wenig dunkler, der Strich nicht ganz so fein und im Ganzen auf jeden Fall geheimnisvoll. Denn der Maler dieser Kopie ist völlig unbekannt. Jahrelang lagerte das Bild in einem städtischen Depot. In den Bestand der Stadt war es nach der Auflösung der Sammlung von Johann Georg Friederich von Hagen gekommen.

Dieser war 1784 verstorben, daraufhin wurden zwei Jahre später 896 Gemälde seiner Sammlung zum Verkauf angeboten. 35 Bilder konnten aber nicht an den Mann gebracht werden und landeten in den städtischen Lagerstätten – darunter die Kopie des Pelzrock-Dürers.

Zunächst hatte die Stadt geglaubt, es handele sich dabei um eine der drei Kopien des Malers Abraham Wolfgang Küfner. Küfner stand lange im Verdacht, die Stadt Nürnberg genarrt zu haben, denn er soll 1798 das Bild im Auftrag der Stadt kopiert haben und nach dem Ende der Arbeiten seinem Auftraggeber nicht das Original, sondern eine Fälschung zurückgegeben haben. Das Original verkaufte er 1805 für 600 Gulden an den Kurfürsten Maximilian nach München.

Selbst Pelzrock-Kopie wirbelt Staub auf

© Harald Sippel

Seitdem hängt das original „Selbstbildnis im Pelzrock“ in der Alten Pinakothek. Nicht schriftlich belegbar ist hingegen die These, die Stadt Nürnberg habe aus Geldknappheit das Bild an die Münchner verkauft. Fehlende schriftliche Zeugnisse ließen über Jahre Legenden ins Kraut schießen, dabei weiß niemand wirklich, wie, wann und warum sich Original und Kopien durch die Lande bewegten. „Fest steht nur, dass das original ,Selbstbildnis im Pelzrock‘ in München hängt“, so Kubach-Reutter. Das hätten aufwändige Analysen ergeben.

Untersuchungen des Germanischen Nationalmuseums, darunter Röntgenaufnahmen oder Infarotbestrahlungen, haben nun auch vor wenigen Tagen ergeben, dass die Kopie, von der die Nürnberger lange glaubten, sie sei von Küfner, nicht von ihm sein kann. „Das Bild ist vor 1786 gemalt, Küfner lebte jedoch von 1760 bis 1817“, so Kubach-Reutter. Fragen wirft auch die Akribie auf, mit der der Kopist auch die Rückseite des Bildes schuf – bis ins Detail gleicht sie dem Original. Das entdeckte man übrigens auch erst kürzlich. Dass die Kopie erst jetzt untersucht wurde, begründete Matthias Henkel, Direktor der Nürnberger Museen, damit, dass man erst seit einigen Jahren vermehrt versuche, Gemälde wissenschaftlich zu analysieren.

Es bleiben viele Fragen offen, einige sollen sich klären, wenn die Kopie nach dem 16. April mit dem Original und einer weiteren Kopie in München verglichen wird. Die Kopie der Münchner ist übrigens auch kein Küfner, so viel weiß man auch dort schon.

Selbst Pelzrock-Kopie wirbelt Staub auf

© Harald Sippel

Zur Kopie von Dürers „Selbstbildnis im Pelzrock“ wird es zwei Sonderführungen geben: am 15. und am 29. März, jeweils um 18 Uhr (5 Euro, ermäßigt 3 Euro). Weil unter anderem der Eingangsbereich des Dürer-Hauses (Albrecht-Dürer-Straße 39) umgestaltet wird, bleibt das Museum vom 16. April bis zum 10. Mai geschlossen. Am 26. Juli eröffnet auch der Dürer-Saal. Infos: 231-2568 und www.museen.nuernberg.de/duererhaus
 

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