Tag der Archive bot überraschende Einblicke

8.3.2010, 00:00 Uhr
Tag der Archive bot überraschende Einblicke

© Fengler

Das befindet sich mittlerweile im Bestand des Nürnberger Stadtarchivs. Zum «Tag der Archive» am vergangenen Samstag präsentierte Mitarbeiterin Martina Bauernfeind den Besuchern diese ungewöhnliche Geschichte. Dass sie weitgehend unbekannt blieb, erklärt Bauernfeind mit «fränkischer Nüchternheit». Die Verwaltung ignorierte die Bewerbung und heftete sie kommentarlos in den Akten ab. Nicht einmal auf der offiziellen Bewerberliste erschien Voigt – obwohl andere aussichtslose Kandidaten dort durchaus aufgeführt waren.

Archivleiter Michael Diefenbacher präsentierte «unbekannte Schätze». Darunter befinden sich auch zwei Darstellungen, die um 1840 wegen Unsittlichkeit beschlagnahmt und zu den Akten genommen wurden. Was damals offenbar pornografisch anmutete, würde heute auch den Sittsamsten nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken: «Die Neugierigen» zeigt zwei fischende und vogelfangende Burschen im Boot, die drei barbusige Mädchen heimlich beim Bad im See beobachten – und präsentiert die Moral: «Fische fangen und Vogelstellen verdirbt so manchen Junggesellen.»

Die zweite Zeichnung ist noch harmloser: Ein junger Mann trägt eine Frau Huckepack durch flaches Gewässer. Sie will ihm die Pfeife stibitzen, dabei kippt der Korb, den sie bei sich trägt, und Fische fallen heraus. «Hättest du nicht meine Pfeife genommen, wären deine Fische nicht weggeschwommen», steht darunter. Dass man dabei auf unanständige Gedanken kam, sagt wohl mehr über die Zensoren aus, als ihnen lieb wäre.

Dass man schon im 17. Jahrhundert um die gesundheitsschädliche Wirkung des Rauchens wusste, beweist ein Blick ins Kolersche Geschlechterbuch. In der Biografie Hans Christof Kolers (1589–1637) heißt es, «übermäßiges Tabacktrincken» habe zu seinem frühzeitigen Tod geführt – er sei unter großen Schmerzen an einer «Geschwulst des Leibes» gestorben.

Da hätte wohl auch keine Salbe geholfen. Wie viele Cremes in Nürnberger Tuben verpackt waren, beweist ein Musterkoffer der Firma Louis Vetter. Das Unternehmen erfand den Kapselverschluss, der sich schnell durchsetzte – und zwar für alle möglichen Pasten. Und so liegen Hämorrhoidensalbe, Kaltlöt-Paste und Herdpflege einträchtig beieinander.

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