Üben für den Ernstfall

25.02.2008, 00:00 Uhr
Üben für den Ernstfall

© Fengler

Dieses Szenario hat sich am Samstag in der Geschwister-Scholl-Realschule abgespielt - allerdings war das Blut nur Farbe, und Ahmet Karahoya, ehrenamtlich beim Jugendrotkreuz engagiert, ist schon 22 und längst kein Schüler mehr.

Beim Wettbewerb der Schulsanitätsdienste stellen die Mitarbeiter des Jugendrotkreuzes realistisch Unfälle nach, wie sie sich tagtäglich in Schulhäusern ereignen können. Zehn Stationen müssen die insgesamt 20 Teams aus neun Schulen durchlaufen, eine davon ist der «Treppensturz» mit dem «blutenden» Ahmet. Stefan Döbereiner (16 Jahre), Laura Göschel (16), Debora Frank (17) und Lucia Preiß (13) von der Peter-Vischer-Schule meistern sie souverän. Während Stefan mit Ahmet spricht und ihn auch ein wenig ablenkt («Worum ging es in der Ex in Musik?»), versorgen die anderen den gebrochenen Arm, wärmen den Patienten und messen Blutdruck. Das Knifflige an der Aufgabe: Es stellt sich heraus, dass Ahmet einen Schock hat, zugleich aber spürt er seine Beine nicht mehr. Soll man die Beine wegen des Schocks dennoch hochlegen und damit eventuell eine spätere Lähmung riskieren?

«An einem Schock stirbt der Patient möglicherweise innerhalb von 20 Minuten, da ist ein Wirbelsäulentrauma in dem Moment völlig bedeutungslos», sagt Johannes Bolz (26), stellvertretender Leiter der Jugendarbeit beim Jugendrotkreuz, der den Wettbewerb mitorganisiert hat. «Die Hauptsache ist, dass der Patient überlebt und nicht die Frage, ob er danach querschnittsgelähmt ist.» Die Schüler setzen die richtige Priorität und legen nach kurzer Beratung die Beine des «Verletzten» hoch.

Prüfer Thomas Ziegler vom Jugendrotkreuz gibt ihnen denn auch 16 von 17 möglichen Punkten. «Ihr habt als einzige beachtet, dass der Arm gut gepolstert werden muss und nicht so viel bewegt werden darf», sagt er anerkennend. Kein Wunder, denn das Quartett ist aufeinander eingespielt, alle sind schon länger beim SSD dabei. Zwei -bis dreimal pro Woche, erzählt Debora Frank, müssen die Schulsanitäter tätig werden: «Ein häufiger Fall sind Kopfplatzwunden bei den Fünftklässlern. Die müssen erst unsere Wände kennenlernen.»

Die insgesamt 71 Schüler haben sichtlich Spaß an den Aufgaben, und auch die «Opfer» spielen ihre Rollen äußerst realistisch. Bei einzelnen Stationen wird zudem auf aktuelle problematische Entwicklungen Bezug genommen. So treffen die Schulsanitäter etwa auf einen Schüler, der von gehässigen Klassenkameraden im Kühlraum des Schulcafés eingesperrt wurde. Hier ist neben der Behandlung der Unterkühlung vor allem die psychologische Betreuung wichtig. «Mit dieser Aufgabe findet auch Aufklärung über Mobbing statt», erläutert die hauptamtliche Jugendrotkreuz-Mitarbeiterin Dietlinde Kirschner.

Und der sportliche Ehrgeiz wird obendrein angestachelt: «Wir wollen gewinnen!», sagt Debora, und tatsächlich holt ihr Team am Ende Platz eins unter elf Gruppen in der Kategorie Ersthelfer, also bei den Schulsanitätern ab 14 Jahren. Bei den Juniorhelfern (acht bis 13) setzt sich die Mannschaft der Bismarckschule gegen acht andere Teams durch.

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