Viel Lob und etwas Kritik zum runden Geburtstag

19.04.2010, 00:00 Uhr
Viel Lob und etwas Kritik zum runden Geburtstag

Die Glupes gehen zwar nur sporadisch, aber doch gerne ins Neue Museum. Das Gebäude gefällt dem Ehepaar ausgesprochen gut. »Die Treppe ist eine Wucht«, findet Gertraud Glupe, und ihr Ehemann Jürgen zeigt sich von der Architektur angetan: »Die geschwungene Form ist was fürs Auge. Ich mag diese Kastenbauweise nicht so sehr.« Zum runden Geburtstag der Einrichtung hätten die beiden gerne eine Tour durch das Depot mitgemacht, aber die war schon ausgebucht. Nun haben sie sich alternativ für eine Führung entschieden, in der das Werk Gerhard Richters vorgestellt wird.

Für die Zukunft würden sie sich wünschen, dass das Neue Museum intensiver beworben und besser ausgeschildert wird. »Die Leute werden immer älter, aber die Schilder immer kleiner. Viele wissen gar nicht, wo das Neue Museum ist«, meint Gertraud Glupe.

»Man sieht es ja von der Königstraße auch nicht«, sagt Jürgen Glupe. Wenn man so eine Einrichtung schon in der Stadt habe, meinen die beiden, müsste man damit auch offensiver umgehen und das Publikum gezielter darauf hinweisen.

Auch Ingrid Zitzmann hätte einen Wunsch für die Zukunft des Neuen Museums: »Die- se großformatigen Strichbilder finde ich super«, lobt sie die Wandzeichnungen, mit denen Gerhard Mayer das Museum stockwerkübergreifend verschönert hat. »Aber die werden ja leider wieder übertüncht.« Wenn es nach Ingrid Zitzmann ginge, würden Mayers Zeichnungen auch über den 11. Juli hinaus das Museum schmücken. Und noch einen Verbesserungsvorschlag hätte sie parat: »Ich finde es sehr schade, dass der Klarissenplatz nicht belebter ist. Man bräuchte mehr Gastronomie. Das ist beinahe unglaublich, dass das Café zu ist«, sagt sie mit Blick auf das benachbarte Lokal, das angesichts der vielen Besucher, die ins Neue Museum strömen, durchaus einen guten Umsatz machen könnte.

Ingrid Zitzmanns »Lieblingsmuseum« ist eigentlich das Germanische Nationalmuseum (GNM), aber anlässlich des zehnten Geburtstags hat sie auch mal wieder im Neuen Museum vorbeigeschaut und neben Mayers Werk vor allem die Fotografien von Bernd und Hilla Becher bewundert. Die Fotos zeigen Industriebauten des 19. und 20. Jahrhunderts.

Susanne Blom wiederum findet insbesondere das Konzept des Neuen Museums, Kunst und Design gemeinsam zu präsentieren, überzeugend: »Das ist gut gelungen.« Sie geht gleichsam mit einem fachmännischen Blick durch die Ausstellung, denn Susanne hat Design studiert und arbeitet als »Art Director« auch in diesem Bereich. Dennoch ist es ihr erster Besuch im Neuen Museum – die Nürnbergerin hat die Frankenmetropole schon lange verlassen; sie ging zunächst zum Studium nach Wiesbaden und später »der Liebe wegen« nach Schweden. Seit acht Jahren lebt sie nun schon in Göteborg.

»Ich war natürlich immer mal wieder in Nürnberg, aber dann habe ich hauptsächlich Verwandte besucht und bin nicht so in die Altstadt gekommen.« Susanne Blom kann sich gar nicht mehr so recht erinnern, wie der Klarissenplatz aussah, bevor das Neue Museum im Jahr 2000 dort hinkam. Die Einrichtung hält sie für einen Gewinn: »Die Architektur ist genial.«

»Ja, die ist unschlagbar«, kann ihre Freundin Sylvia Hochstrasser nur beipflichten. »Die Treppe ist auch toll.« Kritikpunkte oder Verbesserungsvorschläge haben die beiden jungen Mütter keine, zumal sie sogar ihre beiden kleinen Kinder problemlos zum Museumsbesuch mitnehmen konnten. »Wir sind überall mit den Kinderwagen hingekommen«, sagt Susanne Blom. »Und die Museumsangestellten sind auch sehr nett und hilfsbereit«, ergänzt Sylvia Hochstrasser.

Was die Kunstobjekte betrifft, so findet Sylvia Hochstrasser vor allem die Schau »Maßstabssprünge« von Claus Bury beeindruckend. Burys Holzinstallation »Gewächshaus der Gedanken« hat es der jungen Mutter angetan. Und auch ihrem eineinhalbjährigen Sohn Benjamin. »Er wollte an dem Bury-Exponat gleich hochklettern.«

Der vier Monate alte Elmer dagegen hat seinen ersten Besuch im Neuen Museum gänzlich verschlafen. »Er ist ein Kunstbanause«, sagt seine Mutter Susanne Blom und lacht.

Als Kunstbanausen kann man Botho Kickhöfer aus München dagegen wahrlich nicht bezeichnen. Er ist anlässlich einer Geburtstagsfeier nach Nürnberg gekommen und nutzte gleich die Gelegenheit, die hiesige kulturelle Landschaft ausführlich zu erkunden. »Am Samstag haben wir uns die barocken Gärten angeschaut.« Auch im GNM und auf dem Johannisfriedhof war er. Für den Johannisfriedhof müsste Nürnberg viel mehr werben, meint Kickhöfer: »So einen Friedhof habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Das ist ein Juwel, ein Weltkulturerbe.«

Das Neue Museum überzeugt ihn von der Außenansicht ebenfalls. »Aber der Eingangsbereich ist erdrückend. Das wirkt nicht modern, sondern wie aus den 80er Jahren. Das ist zu niedrig, da hat man den Eindruck, es fällt einem die Decke auf den Kopf.« Kickhöfer befindet sich noch am Anfang seines Rundgangs, aber er denkt, dass ihm das Museum dank der modernen Exponate durchaus gefallen könnte. »Ich mag Kunst ab dem Zeitpunkt, wo sie nicht mehr religiös ist.«

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