Wer Größenvorteile hat, muss Kopfballtore machen
11.07.2011, 07:00 Uhr
Ines Pelzl (47), Kunsthistorikerin: Ich habe das Spiel mit meinem Sohn gesehen – sehr enttäuschend. Zumindest ab der zweiten Halbzeit, als die deutsche Elf nichts mehr zustande bekam. Ich denke, die Konstitution hat einfach gefehlt. Man hat ja gemerkt, dass die deutschen Mädels so nach 90 Minuten ziemlich abgebaut haben. Den großen, blonden Engländerinnen ging es gegen Frankreich genauso. Deshalb habe ich für mich die These aufgestellt, dass die kleinen, asketischen Französinnen und die kleine, asketischen Japanerinnen

vielleicht einfach zäher, körperlich leistungsfähiger sind. Ich bin persönlich enttäuscht, und auch unsere Kinder sind sehr enttäuscht – alle vier sind Fußballfans, teilweise auch aktiv als Schiedsrichter –, dass dieses Fußballmärchen nicht weitergeht. Wer Weltmeister wird? Ich denke Amerika, oder vielleicht auch die Französinnen.
Sebastian Schmidt (29), Beamter bei der Berufsfeuerwehr: Im Großen und Ganzen war ich enttäuscht von den Deutschen, weil sie in den

120 Minuten kaum auf das gegnerische Tor geschossen haben. Gute Torszenen hatten sie erst, nachdem sie 0:1 hinten lagen. Die Torhüterin der Japanerinnen war nicht gerade die Größte; meiner Meinung nach hätten die Deutschen viel mehr aufs Tor schießen müssen – einfach mal probieren. Irgendwann wäre so ein Ball dann reingegangen. Allerdings waren die Japanerinnen in der Abwehr sehr gut, die Vierer-Kette hat hervorragend gestanden. Die Deutschen hatten es da nicht gerade leicht. Und wenn man über 60, 70 Minuten hinweg merkt, dass man nicht wirklich weiterkommt, dann setzt sich das auch im Kopf fest.

Sven Adolphs (27), Angestellter bei einem Logistik-Dienstleister: Ich finde, die Japanerinnen hatten eigentlich keine echten Chancen. Nur: Die Deutschen haben keinen Weg gefunden, um ihr Tor zu erzielen. Wenn ich einen Größenvorteil habe, dann muss ich eben – wie gegen Frankreich – mal zwei Kopfballtore machen. Wenn ich es aber bei 15 Freistößen und Eckstößen nicht schaffe, den Ball mal über die Torlinie zu drücken, obwohl ich 20 Zentimeter größer bin, dann hab’ ich’s vielleicht nicht verdient, weiterzukommen. Birgit Prinz? Von ihrer Erfahrung her hätte sie eingesetzt werden müssen, wenn man aber die aktuelle Form betrachtet, sage ich Nein. Weltmeister werden, hoffe ich, die Schwedinnen, nicht Brasilien.

Christina Renner (25), Lehramts-Studentin: Ich finde, beide Mannschaften haben gut gespielt. Die Partie war viel schneller als das Spiel zwischen Frankreich und England – ein höheres Niveau. Die Deutschen hätten auch gewinnen können, aber die Japanerinnen waren schon sehr hartnäckig – und haben ihre Chance am Ende genutzt. Die deutschen Mädels haben auch oft genug gezielt, aber eben nicht getroffen. Die Pässe hätten noch genauer laufen können, aber ein bisschen Glück hat auch gefehlt. Ich glaube, wenn man, wie die Deutschen, lange nicht mehr verloren hat, dann braucht man vielleicht mal eine Niederlage als Motivation. Wer wird Weltmeister? Eigentlich wäre ich für die Französinnen, aber ich glaube, die Japanerinnen würden es verdienen.
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