«Wir bleiben in Nürnberg»
14.6.2008, 00:00 UhrNZ: Sie feiern 75 Jahre Familienunternehmen Wöhrl. Nun ist Wöhrl seit Jahren eine Aktiengesellschaft. Wird es auch noch zum 100. in der Hand der Familie sein?
Wöhrl: Die Umwandlung zur AG fand ausschließlich aus Steuergründen statt. Klare Antwort: Wöhrl soll ein Familienunternehmen bleiben.
NZ: Sie wohnen privat in München. Bleibt Wöhrl auch eine Nürnberger Firma?
Wöhrl: Nürnberg ist der Stammsitz und solange ich etwas zu sagen habe, wird das so bleiben.
NZ: Sie sind 63. Wie lange wollen Sie noch an der Spitze stehen?
Wöhrl: Ich kann mir gut vorstellen, mich wieder auf die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden zurückzuziehen.
NZ: Wird Ihnen ein Familienmitglied an der Spitze nachfolgen?
Wöhrl: Wenn es nach mir geht: Nein! Die Familie sollte stärker die Brille eines Investoren aufsetzen und anderen das operative Geschäft überlassen. Wer zu nah dran ist, sieht nicht immer besser.
NZ: Tradition ist schön, aber wie will Wöhrl die Zukunft meistern?
Wöhrl: Wir haben vor drei Jahren begonnen, uns neu und höher zu positionieren. Bis zum Ende des Geschäftsjahres werden wir alle 38 Häuser umgestaltet haben.
NZ. Was bedeutet «höher positionieren»? Noch größere Flächen für große Marken-Hersteller?
Wöhrl: Nein, nicht unbedingt. Wir orientieren uns am Kunden. Viele Kunden sind sehr markenbewusst. Für sie bündeln wir das Angebot. Vielleicht haben wir zuletzt zu einseitig in solche Shops investiert. Wir müssen auch die anderen Kunden mit einem gut sortierten Angebot bedienen.
NZ: Was ist das Ziel der Neupositionierung?
Wöhrl: Wir wollen überall, wo wir präsent sind, der bedeutendste Anbieter sein. Sonst haben wir keine Lebensberechtigung.
NZ: Wie wollen sie das schaffen zwischen internationalen Ketten und Discountern?
Wöhrl: Sicher ist das nicht einfach, denn die Marktmitte bröckelt. Allein über den Preis verkaufen können wir nicht so gut wie Anbieter auf der Grünen Wiese. Wir haben nur eine Chance über einen Super-Service. Das ist unser Credo.
NZ: Wie sieht Wöhrl in zehn Jahren aus?
Wöhrl: Mir schwebt vor, dass wir Marken-Outlets als zweite Schiene aufbauen, die stärker über den Preis agieren. Außerdem müssen wir eine Ertragsstärke erreichen, die uns Krisenjahre überstehen lässt. Fragen: Josef Hofmann, NZ
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