«Wir haben die Schnauze voll!»
25.03.2009, 00:00 Uhr
«Das schlimmste Chaos bricht jeden Donnerstag so ungefähr um ein Uhr aus», erzählt Braunersreuther. Da nämlich kommen gleich mehrere Faktoren zusammen, die nicht selten in dieser Seitenstraße der Deutschherrnstraße zum Verkehrsinfarkt führen: Zum Unterrichtsschluss an der Löheschule holen viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto ab und müssen oft eine ganze Zeitlang auf ihre Sprösslinge warten. Sie stehen dann zwangsläufig in zweiter Reihe, weil die regulären Plätze am Straßenrand sowieso schon belegt sind. Außerdem hat die Familienkasse ausschließlich am Donnerstag durchgehend geöffnet – also statten da die meisten Klienten der Einrichtung ihren Besuch ab.
Die Familienkasse der Agentur für Arbeit musste im vergangenen Jahr aus der Karl-Grillenberger-Straße weg, weil das Gebäude dort verkauft wurde. Im August 2008 hat sie ihren jetzigen Standort mitten im «Deutschherrnkarree» bezogen. Da war die Parksituation schon vorher nicht einfach. Deshalb habe die Stadt vor drei Jahren Anwohnerparkplätze ausgewiesen, erzählt Brigitte Braunersreuther. 30 Euro legen sie dafür im Jahr auf den Tisch, «nur ist so gut wie nie einer frei».
Die Plätze würden hauptsächlich von den Besuchern der Familienkasse besetzt. Diese Einrichtung verfügt über keine Stellplätze für Kunden. Die auf dem großen Parkplatz neben dem «Deutschherrnkarree» sind vermietet. Die Arbeitsagentur hat nicht das Geld, um für ihre Kunden Parkplätze anzumieten – für die Kosten müsste letztlich der Steuerzahler aufkommen. Außerdem sollten die Klienten der Familienkasse eigentlich die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen – doch das tun die wenigsten.
Die Hoffnung, dass Kontrollen der kommunalen Verkehrsüberwachung die Situation in der Solgerstraße verbessern, haben die Anwohner beinahe schon begraben. Werner Bayer, beim Ordnungsamt für die Verkehrsüberwachung zuständig, bedauert: «Unsere 25 Mitarbeiter sind von Montag bis Samstag von früh bis spät im ganzen Stadtgebiet unterwegs. Aber sie können nicht immer dort sein, wo der einzelne Bürger es sich wünschen würde.» Bayer betont außerdem, dass ein Anwohnerparkplatz noch längst keinen Anspruch auf einen freien Platz bedeute.
Einige Leute, die im unteren Teil der Solgerstraße wohnen, der direkt an die Deutschherrnstraße angrenzt, sind der Meinung, dass die Stadt eben mehr Verkehrsüberwacher einstellen sollte. «Die könnten dann mehr Straßen kontrollieren, und die Stadt würde mehr Bußgelder einnehmen – damit würden sich die zusätzlichen Leute praktisch selber finanzieren», schlägt Braunersreuther vor.
Die Anwohner ärgern sich auch über die häufige «Verstopfung» ihrer Straße. «Wenn ich von der Deutschherrnstraße her abbiegen will, geht das oft nicht, weil parkende und haltende Autos oder Lieferwagen im Weg stehen», klagt Brigitte Braunersreuther. Dann bleibt ihr nichts anderes übrig, als einen Umweg zu machen und das Viertel mit dem Pkw zu umrunden – im Sinn der Umwelt ist so etwas jedenfalls nicht.
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