Bald für Tiergarten-Besucher zu sehen: Delfinbaby Nami

17.12.2014, 10:33 Uhr
Bald für Tiergarten-Besucher zu sehen: Delfinbaby Nami

© Tiergarten Nürnberg

Bislang waren das sechs Wochen junge Säugetier und seine Mutter Sunny komplett abgeschottet von der übrigen Gruppe. Die beiden zogen im Rundbecken sowie im alten Delfinarium ungestört ihre Runden. Seit Montag wurde der älteste Delfin Moby, seit gestern Delfin Anke in den abgesperrten Bereich hineingelassen. Ziel der Trainer ist, den Kontakt zur Gruppe ganz allmählich und selbstverständlich aufzubauen.

Mit dem 54-jährigen Leittier haben die Tiergarten-Mitarbeiter begonnen: „Moby ist unsere sichere Bank, der bringt keine Unruhe hinein“, sagt Veterinärin Katrin Baumgartner. Falls es zu einer kniffligen Situation gekommen wäre, hätte man Moby am leichtesten von allen Tümmlern führen können.

 Doch die erste Begegnung lief völlig entspannt: Moby kam neugierig heran und schwamm ein kurzes Stück mit dem Kalb, ehe Mutter Sunny es wieder entschieden unter ihre Obhut nahm. Weil es gut geklappt hat, kam am Dienstag der nächste Artgenosse dazu. Das weibliche Jungtier bleibt meist in der unmittelbaren Nähe der Mutter, es schwimmt den ganzen Tag in deren „Windschatten“ — oder besser: in der Bugwelle: Weil Nami den Sog des Tümmlers optimal nutzt, ist ihr Energieverbrauch auch relativ gering.

Antibiotikum schlägt an

Die viel zu hohen Leukozyten-Werte des kleinen Säugers haben sich durch wochenlange Antibiotika-Abgabe normalisiert. Tierärztin Baumgartner war mit dem gestrigen Level der weißen Blutzellen sehr zufrieden: „Sie sind jetzt ganz normal. Wenn sie so bleiben, ist alles in Ordnung.“

Mittlerweile hat das Kalb sein Gewicht von anfangs 10,7 auf nunmehr 29,5 Kilogramm gesteigert. Der Tümmler ist jetzt 1,25 Meter lang. Stündlich trinkt Nami bei der Mutter — das ist wichtig, denn der erste Nachwuchs von Sunny war 2007 gestorben, weil er nicht ausreichend Muttermilch zu sich nehmen konnte.

Bei den wöchentlichen Kontrollen des jetzigen Kalbs werden neben den Blutwerten auch Blasproben vom Atemloch genommen, um mögliche Keime rasch festzustellen. Die Tiermediziner messen bei der Gelegenheit außerdem die Herzfrequenz.

Das Video in Kooperation mit frankenfernsehen.tv:

Die Mitarbeiter des Tiergartens konnten sich Mutter und Jungtier bereits im alten Delfinarium anschauen. Den genauen Zeitpunkt, wann alle Gäste ins alte Delfinarium dürfen, legt die Tiergarten-Leitung in Kürze mit Trainern und Veterinären fest. Doch nach der jetzigen positiven Entwicklung des Säugers kann dies durchaus schon nächste Woche sein. Die Tiergarten-Leitung will das Jungtier jedoch nicht mit zu viel Neuem auf einmal konfrontieren: mit der Tümmler-Gruppe, dem Aufbau der Traglufthalle über der Lagune und mit den Besuchern. Besondere Vorsicht war wegen des labilen Immunsystems erforderlich: Nach der Geburt besitzt der Tümmler so gut wie keinen Schutz. Erst nach drei bis vier Monaten hat sich die Widerstandskraft weitgehend ausgebildet. Daher haben die Veterinäre sowie die Mitarbeiter, die unmittelbar mit Sunny und dem Jungtier befasst waren, penibel auf Hygiene geachtet.

Große Spannung

Die Anspannung im Tiergarten war besonders groß, weil am Schmausenbuck seit 1998 keine Aufzucht mehr gelungen ist. Etliche Jungtiere starben seither schon nach wenigen Tagen oder Wochen. Dies hatte immer wieder zu Kritik von Tierschutz-Organisationen an der Haltung sowie zu der Forderung geführt, die Delfinlagune zu schließen. Besonders die räumliche Enge sowie die reizarmen Betonwände der Becken waren Argumente, um sich nachhaltig für ein Ende der Tümmler-Population am Schmausenbuck einzusetzen.

In einem offenen Brief appelliert jetzt die Organisation ProWal erneut an die Bezirksregierung sowie an den sozialdemokratischen Tiergarten-Bürgermeister Christian Vogel, die Lagune mittelfristig aufzugeben.

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