Happy End: Raums optimaler Abschied vom Kleeblatt

Florian Jennemann

Sport

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27.5.2021, 08:00 Uhr
Abschiedsparty: David Raum blickt nach dem Fürther Aufstieg vom Stadion auf die feiernde Fans.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Abschiedsparty: David Raum blickt nach dem Fürther Aufstieg vom Stadion auf die feiernde Fans.

Als Maximilian Wittek im Sommer 2020 von Fürth zum niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim wechselte, stellte sich die Frage, wer den Leistungsträger ersetzen sollte. Schließlich hatte Wittek auf der linken Außenbahn defensiv wie offensiv auf sich aufmerksam gemacht. Nicht umsonst wurde er bei mehreren Vereinen gehandelt. Den Verlust zu kompensieren, würde nicht einfach werden. Denn gute Außenverteidiger sind schwer zu kriegen und deswegen oft nicht gerade günstig. Ein wichtiges Kriterium für die Fürther Transferpolitik.

Leitl überzeugt

Warum sich also nicht einfach im eigenen Kader bedienen? Schon seit einer Weile hatten Stefan Leitl und sein Trainerteam damit begonnen, den eigentlichen Offensivspieler Raum zum Linksverteidiger umzuschulen. Ihn als Nachfolger für Wittek aufzubauen. „Dave kann das“, sagte Kleeblatt-Coach Leitl schon zu Beginn der Vorbereitung auf die Saison 2020/21.

Und wie er das konnte.

Mit seinen Sprints, den entschlossenen Vorstößen, aber auch seinen robusten, defensiven Zweikämpfen gehörte der U21-Nationalspieler zu den auffälligsten in einer auffälligen Fürther Mannschaft. Er war einer der Besten der zweiten Liga in dieser Saison. „Ich habe nie aufgehört, für den Verein zu kämpfen“, sagt Raum auch über die Zeit, nachdem sein Wechsel zur TSG Hoffenheim perfekt war. Kämpfen für die Spielvereinigung, für den Verein, bei dem er seit 2006, spielte. Als Achtjähriger kam er in den Ronhof, den er nach 15 Jahren in Richtung Kraichgau verlässt. „Der Verein hat mich unterstützt, seit ich klein war“, sagt der 23-Jährige. „Für mich war es sehr wichtig, einen schönen Abschluss zu haben, und das war der beste Abschluss, den man überhaupt haben kann“. Als Aufsteiger geht Raum in die erste Liga und nimmt seinen Jugendverein einfach gleich mit.

"Ich werde mich blicken lassen"

In Deutschlands höchste Spielklasse, aber auch im Herzen. „Ich nehme die vielen Menschen mit, die ich in den 15 Jahren im Verein kennengelernt habe, die vielen Freunde, die ich gefunden habe“, spricht Raum über das, was neben den vielen Erinnerungen mit Ball an Erinnerungen ohne Ball haften bleiben wird. „Wenn ich zu Hause zu Besuch sein werde, dann werde ich mich blicken lassen“, kündigt der gebürtige Nürnberger fürs Kleeblatt an.

Für den Linksfuß war die Situation zu Saisonbeginn im Sommer 2020 eine extra große Motivation. So wie auch für die gesamte Fürther Mannschaft. „Viele haben uns so eine Saison nicht zugetraut. Viele haben gesagt, dass wir nur jung sind. Wir wollten zeigen, dass man auch als junge Mannschaft bestehen kann, das hat uns angespornt“, blickt er zurück. Gleichzeitig nennt er auch Gründe für diese Ausnahmesaison der juvenilen Fürther. „Das war kein Glück. Man kann Großes leisten, wenn man daran glaubt“, sagt Raum.

Kein echter Tiefpunkt

Abgesehen vom etwas holprigen Start erlebten die Fürther kein richtiges sportliches Tal, hatten keine nennenswerte Serie ohne Sieg, bogen im Gegenteil in vielen Spielen noch Rückstände um. In der Rückrunde holten sie sogar 19 Punkte nach Rückständen. Topwert in der zweiten Liga. „Wir haben uns nicht in einen Tiefpunkt ziehen lassen“, liefert Raum eine ganz einfache Erklärung. All das führte zum Aufstieg. Nachdem mit dem 3:2 gegen Düsseldorf am letzten Spieltag der Sprung geschafft war, saßen einige Fürther zusammen auf dem Platz und fragten sich, wie sie „das gerockt haben“ berichtet Raum. Was danach passierte, die Feier mit dem Team, die Fans draußen vor dem Stadion im Laubenweg, wird er nie vergessen. Und ist damit nicht alleine. „Das vereint uns für immer“, ist er sich sicher.

Mit dem bestmöglichen Gefühl verabschiedete sich Raum unmittelbar nach dem Aufstieg und dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Fürth zur U21 des Deutschen Fußball-Bundes, um die K.o.-Runde der U21-Europameisterschaft zu bestreiten. „Schöner könnte es nicht sein“, beschrieb er seine Gemütslage kurz nach der Ankunft im Quartier. In Fürth hat er große Fußstapfen hinterlassen. Die muss nun ein Anderer füllen.

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