Niederlage gegen Belarus
Deutschland verliert erneut: Ein Ice-Tigers-Treffer ist zu wenig
7.5.2021, 19:40 UhrIm September des vergangenen Jahres war Sergei Kostitsyn von der Polizei neben seinem weißen Mercedes mitten in Moskau angetroffen worden. Das Auto war nicht mehr fahrtüchtig, Kostitsyn auch nicht. Natürlich bestritt er gefahren zu sein, einen Alkoholtest verweigerte er. Ein halbes Jahr später kreiselte genau dieser Sergei Kostitsyn über das Eis der Arena Nürnberger Versicherung, winkte kurz, trat kraftvoll an, zwei Pässe später lag der Puck im Tor der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft.
In Belarus ist er eine Legende, auch wegen solcher Geschichten, vor allem aber, weil er ein herausragender Eishockeyspieler ist – auch im Alter von 34 Jahren, nach schweren Knieverletzungen und diversen Begegnungen mit der kanadischen und russischen Polizei. Genau zwei Wochen vor dem WM-Auftaktspiel gegen Italien begegnete nun auch das deutsche Team Kostitsyn – und der Mannschaft aus Belarus. Und auch wenn die großen Auftritte der Auswahl der ehemaligen Sowjetrepublik – Platz vier bei den Olympischen Spielen 2002, WM-Viertelfinale 2015, Abstieg in die B-Gruppe 2018, Wiederaufstieg 2019 – schon etwas länger her sind, war sie genau der richtige Gegner nach einer aufregenden Woche.
Physisch zunächst überraschend unterlegen
Die positiven Schnelltests von Co-Trainer Matt McIlvane bremsten Bundestrainer Toni Söderholm in seinen Bemühungen aus, vor der letzten Casting-Runde allmählich eine Mannschaft zu formen. Die Kurz-Isolation im Hotel war dem Team des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB) beim 1:4 (0:2, 1:0, 0:2) durchaus anzusehen. Wie schon in den beiden Partien gegen Tschechien schienen sich selbst in der Deutschen Eishockey Liga herausragende Spieler wie die von den Halbfinalisten aus Mannheim und Ingolstadt nachgeholten Spieler erst noch an Tempo und Physis eines Länderspiels gewöhnen müssen. Wie gegen Tschechien steigerte sich Söderholms Mannschaft aber von Drittel zu Drittel.
Kostitsyns Antritt und sein Pass auf German Nesterov (1. Minute) schien sie noch überrascht zu haben. Dmitri Znakharenkos 2:0 war die Folge belarussischer Überlegenheit im ersten Drittel (8.). Im Gegensatz zur deutschen Mannschaft kamen die Gäste bei nahezu jedem ihrer Angriffe zum Abschluss, erst nachdem der 2,05 Meter lange Stepan Falkovski den Puck an die Latte gedonnert hatte, kam der Mannheimer Stefan Loibl zur ersten nennenswerten Chance. Da waren bereits 18 Minuten gespielt.
Treffer drei im fünften Spiel
Es waren zwei Nürnberger, die ihren Bemühungen um ein Ticket nach Riga im Sinne des Teams Ausdruck verliehen. Nachdem der sehr solide Oliver Mebus vors Tor gezogen war, wurde auf der deutschen Bank schon vorsorglich, aber grundlos gejubelt (24.). Und dass Daniel Schmölz im Power-Play für den Anschlusstreffer gesorgt hatte, mussten andere beklatschen. Der Torjäger der Ice Tigers hatte den Puck gewohnt nüchtern reingeschmölzt (38.).
Nach dem dritten Treffer des Nürnbergers im fünften Spiel verlagerte sich das Spiel weitgehend ins belarussische Drittel. Dort hatten die Deutschen aber wenig Platz. Der Druck führte immerhin zu einem späten Foul von Kostitsyn, das die Schiedsrichter aber dem falschen Spieler anlasteten. Söderholm nahm Torhüter Felix Brückmann vom Eis, Chancen ergaben sich daraus keine mehr. Der gebürtige Kanadier Francis Pare zauberte den Puck ins leere Tor (60.). Brückmann blieb auf der Bank, Ilya Usov besorgte den Endstand (60.).
Das 1:4 war die fünfte Niederlage im fünften Testspiel. Nur noch eine Chance hat das DEB-Team vor Beginn der WM: Am Samstag (15.45 Uhr/Sport1) erneut in Nürnberg - erneut gegen Belarus.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen