"Chaos hoch drei" - Ansturm auf verschneite Bergregionen

2.1.2021, 17:25 Uhr
Auf einer Bundesstraße im Harz stehen am 2. Januar die Autos auf einem Behelfsparkplatz dicht an dicht. Ausflügler haben sich in Scharen aufgemacht, um am ersten Wochenende des Jahres wandern und Schlitten fahren zu gehen.

© Swen Pförtner, dpa Auf einer Bundesstraße im Harz stehen am 2. Januar die Autos auf einem Behelfsparkplatz dicht an dicht. Ausflügler haben sich in Scharen aufgemacht, um am ersten Wochenende des Jahres wandern und Schlitten fahren zu gehen.

Alle Bitten um Verzicht nützten wenig: Im Harz und anderen verschneiten Berggebieten waren die Parkplätze am Samstag vielerorts schon am Morgen voll. "Wir haben hier Chaos hoch drei, es bricht alles zusammen", sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Goslar am Mittag. "Es geht so gut wie gar nichts mehr, einige Autos sind auch liegengeblieben. Es ist zu viel los." Auf Rodelbergen wie der Hexenritt-Abfahrt am Wurmberg tummelten sich die Massen, auch auf Wanderwegen liefen Ausflügler dicht an dicht.

Ansturm von Rodlern und Wanderern

Behörden und Polizei hatten zuvor immer wieder darum gebeten, im Corona-Lockdown lieber auf Ausflüge in die Berge zu verzichten - und doch kam es erneut zu einem Ansturm von Rodlern und Wanderern.

Polizei und Ordnungsbehörden schrieben Anzeigen wegen zahlreicher Verstöße gegen die Corona-Schutzmaßnahmen, wie eine Sprecherin der Stadt Winterberg im Sauerland sagte. In den verschneiten Ortschaften bildeten sich lange Autoschlangen und Staus. Schon am Vormittag twitterte die Polizei Goslar, dass die Parkplätze weitgehend ausgelastet seien und sich auf der B4 ein langer Stau bilde. Der Großraumparkplatz in Torfhaus war überfüllt. Auf dem Goetheweg von Torfhaus zum Brocken strömten die Massen. Auch in Braunlage war viel los. In Niedersachsen gibt es keine Beschränkung für Tagestouristen, nicht nur aus der Region, sondern auch aus Berlin und Hamburg reisten Ausflügler an.


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Lifte und Pisten sowie Restaurants und Hütten sind bis mindestens 10. Januar geschlossen. Die Betreiber der Wintersport-Arena und des Skiliftkarussells in Winterberg weisen auf ihren Internetseiten darauf hin, dass es darum für Ausflügler keine Toiletten und keine Möglichkeiten zum Aufwärmen gibt - und dass keine Retter vor Ort sind. "Wir lieben unsere Berge", heißt es auch. "Aber in diesen Zeiten müssen wir diese Liebe ruhen lassen, denn der Ansturm führt zu Stau und Massenaufläufen. Verstopfte Straßen, fehlende Parkplätze und viele potenzielle Kontakte. Wer will das schon?"

"Es ist voll"

Auch am Großen Feldberg in Hessen hielt der Ansturm von Ausflüglern mit Sehnsucht nach Schnee an. Rund um den höchsten Gipfel im Taunus sei es "chaotisch wie die letzten Tage", sagte ein Sprecher der Polizei in Königstein. Zahlreiche Ausflügler seien trotz gesperrter Gipfel-Zufahrten unterwegs, Straßen in den Ortschaften rund um den Feldberg seien zugeparkt. Auch in der Rhön zog es am ersten Samstag des Jahres viele Menschen nach draußen und zur Wasserkuppe, Hessens höchstem Berg. "Es ist voll", sagte ein Polizeisprecher in Fulda.

Bereits in den vergangenen Tagen hatten sich die Autos in manchen Ausflugsorten kilometerlang gestaut. "Ich denke, am Sonntag wird es genauso sein wie heute", befürchtete ein Polizeisprecher im Harz.

Bis zu fünf Zentimeter Neuschnee

Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge schneit es am Sonntag in vielen Regionen, in einem Streifen von Baden-Württemberg über Hessen und Thüringen bis nach Sachsen und Brandenburg. Dabei dürften zwei bis fünf Zentimeter Neuschnee zusammenkommen.

Mit Glatteis müsse vor allem im Osten gerechnet werden, hieß es vom DWD. Mindestens bis Mitte der Woche bleibt es demnach unter dicken Wolken bei nasskalter Witterung. "Sonne ist in den kommenden Tagen wirklich kein großes Thema", so ein Sprecher des Wetterdienstes.

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