BMW X4: Was kann der Bayer mit Basis-Diesel?
12.6.2019, 05:46 UhrWie er aussieht: Wer hat's erfunden? BMW! Die Münchner waren die ersten, die das SUV zum SUV-Coupé umgeschneidert und damit einen beachtlichen Überraschungserfolg gelandet haben. Der 4,75 Meter lange X4 ist das schräge Derivat vom Klassiker X3. Mit der hohen Gürtellinie sowie dem knackigen Heck kommt der X4 bullig und athletisch rüber, aber keineswegs plump.
Wie er eingerichtet ist: Nobel und hochwertig, alles andere wäre in dieser Preisklasse auch eine Überraschung. Die Verarbeitungsqualität ist erstklassig, die Materialien – Leder, Carbon-Deko, Klavierlack – geschmacksicher zusammengestellt.
Einmal mehr erweist es sich, dass BMW derzeit Benchmark ist, was die Bedienbarkeit der vielfältigen multimedialen Möglichkeiten ist. Bestens bewährt hat sich hier der rund iDrive-Controller in der Mittelkonsole. Zudem hört der X4 bereitwillig auf lässig dahingesprochene Sprachbefehle, und wer mit dem brillant auflösenden Display arbeiten möchte, kann die darauf abgebildeten Kacheln bequem händisch verschieben. Weniger gut funktioniert dagegen die Gestiksteuerung, das Investment von 250 Euro kann man sich getrost sparen. Eine Empfehlung ist dagegen das Head-Up-Display. Und wer 3100 Euro ins Navigationspaket "Connected Drive" investiert, bekommt dafür alles, was das Unterhaltungs- und Informationsbedürfnis des anspruchsvollen Reisenden abdeckt - vom WLAN Hotspot über Concierge-Service, Echtzeit-Verkehrsinfos bis hin zum DVD-Laufwerk und kabellosem Smartphone-Laden.
Wie viel Platz er hat: Vorne richtet man sich auf bequemen und vielfach verstellbaren Sportsitzen schnell und gut ein. Als Reisefahrzeug ist der X4 dennoch eher ein Fall für zwei statt für vier oder gar fünf Personen. Warum? Weil die Dachschräge die Kopffreiheit im Fond einschränkt. Hut oder Hochsteckfrisur sollte man besser nicht tragen, und wer über 1,85 Meter misst, wird grundsätzlich nicht glücklich auf der Rückbank. Verschieben lässt sich das "Sofa" nicht, die Lehne aber ist in der Neigung dreifach, optional sogar sechsfach verstellbar. Der mit einem Schienensystem und Netzen gut durchorganisierte Kofferraum nimmt 525 bis 1430 Liter auf. Dass beim Befrachten eine hohe Ladekante überwunden werden muss, ist bauartbedingt hinzunehmen.
Was ihn antreibt: Der Zweiliter-Vierzylinder im X4 20d ist der Basis-Diesel im Programm, die Wahl der Vernunft, wenn man so will. 140 kW (190 PS) leistet er, das maximale Drehmoment von 400 Newtonmetern liegt zwischen 1750 und 2500/min an. Wer gern kraftmeiert, mag sich mit diesem Triebwerk unterversorgt fühlen. Wir fanden aber: Es reicht völlig aus, um den 1,8-Tonner ordentlich auf Trab zu halten. Kultiviert macht sich der Selbstzünder an die Arbeit, das Zusammenspiel mit der sanft und präzise schaltenden Achtgangautomatik funktioniert bestens. Die gute Geräuschdämmung unterstreicht die Qualitäten des X4 als Reisewagen noch zusätzlich. Mit Hilfe des Driving Assistant Plus (2300 Euro) wechselt und hält das SUV-Coupé unter anderem selbstständig die Spur, das funktioniert bis in hohe Geschwindigkeitsbereiche.
Wie er sich fährt: Von einem BMW wird erwartet, dass er als Fahrdynamiker agiert. Der permanent allradgetriebene und mit M-Sportfahrwerk ausgestattete X4 enttäuscht in dieser Hinsicht nicht. Erstaunlich behände, präzise und sauber lässt er sich in schnelle Kurven zwingen. Den meisten Fahrern wird es freilich mehr auf Komfort ankommen. Der X4 toleriert eine relaxt cruisende Vorgehensweise ebenso geschmeidig wie eine eher sportliche, das optionale Adaptivfahrwerk passt Feder und Dämpfer professionell an. Beim Rangieren fällt die schlechte Rundumsicht auf.
Was er verbraucht: Um den Normverbrauch (5,4 l/100 km) zu erreichen, muss man sich schon arg kasteien. Unser Schnitt pendelte sich bei 7,4 l/100 km ein, angesichts von Fahrzeuggröße und Gewicht geht das in Ordnung. AdBlue und SCR-Kat stellen Euro 6d-Temp sicher.
Was er bietet: Serienmäßig unter anderem Allradantrieb, Achtgangautomatik, Leder, 18-Zoll-Leichtmetallräder, M-Sportfahrwerk, automatische Heckklappenbetätigung, Dreizonen-Klimaautomatik, Aufmerksamkeitsassistent, Auffahr- und Personenwarnung mit City-Bremsfunktion. Auf dieses Sortiment gibt es freilich noch genügend draufzupacken, von leider aufpreispflichtigen Petitessen wie der Sitzheizung über den Display Key (sieht wie ein kleines Smartphone aus) bis hin zum Harman-Kardon-Surround-Soundsystem.
Was er kostet: Ab 52.900 Euro. Unser luxuriös ausgestatteter Testwagen kam auf 72.630 Euro.
Was wir meinen: Der X4 ist ein gleichermaßen feiner wie komfortabler Reisewagen, der schon mit dem verhältnismäßig sparsamen Basis-Diesel gut versorgt ist. Das stimmige Gesamtpaket hat freilich einen hohen Preis.
Ulla Ellmer
Die Daten des BMW X4 xDrive 20d
Hubraum 1995 ccm, Zylinder 4, Leistung 140 kW (190 PS) bei 4000/min, max. Drehmoment 400 Nm bei 1750 - 2500/min, Spitze 213 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 8,0 sec, Normverbrauch innerorts 6,3 – 6,2, außerorts 5,3 – 5,1, kombiniert 5,6 – 5,3 l D pro 100 km, Testverbrauch 7,4 l D/100 km, CO2-Emission 146 - 138 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse B - A, Länge 4,75 m, Breite 1,92 m ohne, 2,14 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,62 m, Kofferraum 525 bis 1430 l, Tank 68 l, Leergewicht 1845 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2410 kg, Zuladung 640 kg, Anhängelast 2400 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst). 8-G-Steptronic, Allradantrieb. Versicherungs-Typklassen 18 (KH), 27 (VK), 30 (TK). Preis ab 52.900 Euro.
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