Der Grüne Pfeil hat Geburtstag
22.1.2018, 16:30 UhrNicht vieles hat sich aus der früheren DDR in den Straßenverkehr des neuen Gesamtdeutschlands hin-übergerettet. Trabbi und Wartburg waren schneller von der Bildfläche verschwunden, als der Bürger "Wiedervereinigung" sagen konnte, die kultigen Ampelmännchen (und -frauen) blieben vorwiegend im Osten erhalten. Und dann ist da noch der Grüne Pfeil, der an bestimmten Kreuzungen, in Nürnberg beispielsweise beim Einfahren aus der Bahnhof- in die Flaschenhofstraße - das Rechtsabbiegen auch bei Rot erlaubt.
Schon 1978 ist dieses Verkehrszeichen in der DDR eingeführt worden, weil - so weiß die UDV (Unfallforschung der Versicherer) - die vorherige Regel "Rechtsabbiegen auch bei Rot erlaubt" internationalen Vereinbarungen zum Straßenverkehrsrecht widersprach. Nach der Wiedervereinigung dauerte es etwas, bis der Grünpfeil - Ordnung muss schließlich sein - in die Straßenverkehrsordung (StVO) aufgenommen wurde, 1994 war es schließlich so weit.
Verwirrung unter den Verkehrsteilnehmern
Fortan herrschte Verwirrung unter den Verkehrsteilnehmern. Wie mit dem Grünen Pfeil umgehen? Für Ost und West eine gleichermaßen ungewohnte Situation. Bei Rot zunächst einmal anhalten und erst dann weiterfahren - diese Vorschrift hatte im Osten bislang nicht gegolten, und die Grünpfeil-Neulinge im Westen mussten sich mit dem Verkehrszeichen überhaupt erst einmal vertraut machen.
Autofahrern, die sich komplett unsicher sind, sei gesagt: Man darf, muss dem Pfeil aber nicht folgen - wer will, kann ihn auch ignorieren und warten, bis die Ampel umschaltet. Wer aber an der Grünpfeilkreuzung bei Rot abbiegt, muss das Auto zuvor an der Haltelinie komplett zum Stehen bringen. Tut er das nicht und wird er erwischt, drohen eine Geldbuße von 70 Euro und ein Flensburg-Punkt. Werden beim Abbiegen andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, erhöht sich das Bußgeld auf bis zu 150 Euro, kommt es zu einem Unfall, sind sogar bis zu 180 Euro fällig.
Bis heute umstritten
Bis heute ist der Grünpfeil umstritten. Die einen loben den verbesserten Verkehrsfluss und die dadurch reduzierte Umweltbelastung, die anderen monieren eine erhöhte Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern. Rein objektiv, befindet die UDV, sei der Grünpfeil letztlich "ein überflüssiges Verkehrszeichen".
Nach wie vor gibt es die meisten Grünpfeil-Kreuzungen in den östlichen Bundesländern. In Dresden beispielsweise sind 62 Prozent aller Ampelkreuzungen mit einem grünen Pfeil versehen, im Westen hingegen gilt Ingolstadt (29 Prozent) schon als Grünpfeil-Hochburg.
epr
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