Fahrbericht: Skoda Citigo e iV
8.7.2020, 22:13 UhrWie er aussieht: Nett. Ein schlichter kleiner Kasten von 3,60 Metern Kürze, fünftürig und mit praktischer Heckklappe. Der Citigo ist der baugleiche Bruder von VW up und Seat Mii. Wie der Mii hat er seine Vergangenheit als Verbrenner hinter sich gelassen, es gibt ihn nurmehr als elektrischen "iV". Der up bleibt somit der einzige aus dem Kleinwagen-Trio, der nicht nur mit Strom, sondern auch mit Benzin fährt.
Wie er eingerichtet ist: Wiederum schlicht, was wir aber richtiggehend erfrischend fanden – zumal es an der Verarbeitungsqualität überhaupt nichts auszusetzen gibt. Das einfache Leben im Citigo dokumentiert sich auch darin, dass die hinteren Fenster nur auszustellen sind. Und dass der Elektromotor tatsächlich per "Zünd"schlüssel gestartet wird.
Ein digitales Kombiinstrument oder ein Touchscreen sind dem Citigo fremd, er stellt das dreifache Rund großer Analoginstrumente ins Blickfeld, das höhenverstellbare Lenkrad zeigt sich bis auf die Regler für Lautstärke und Bluetooth-Freisprecheinrichtung leergeräumt, weder eine Rückfahrkamera noch ein Navigationssystem sind erhältlich.
Stattdessen dient das Smartphone der Wegfindung, die entsprechende Halterung wird mitgeliefert. "Move&Fun"-Dockingstation nennt Skoda das Teil, auch die Anbindung ans Infotainmentsystem geht mit ihrer Hilfe vonstatten.
Eine gleichnamige App navigiert nicht nur, sondern liefert auch Infos über diverse Fahrzeugdaten und –funktionen (Restreichweite und Ladestand beispielsweise) sowie über die aktuelle Parkposition.
Wie viel Platz er hat: Der Citigo ist ein Kleinwagen, Wunderdinge darf man also nicht erwarten. Im zweisitzigen Fond reisen bestenfalls Kinder bequem. Dennoch hat uns erstaunt, was der Skoda-Mini so alles wegpackt, wenn man die geteilt umklappbare Rücksitzlehne umlegt und das Gepäckabteil von 250 auf 923 Liter erweitert. Hier macht sich auch die kastige Karosserie mit ihrem senkrechtem Heckabschluss bezahlt.
Die Batterie schränkt das Fassungsvermögen übrigens nicht ein, sie ist platzsparend im Wagenboden untergebracht.
Was ihn antreibt: Ein 61 kW/83 PS starker Elektromotor mit gar nicht schlappen 212 Newtonmetern Drehmoment. Als Energielieferant dient eine 60-Ah-Lithium-Ionen-Batterie der Kapazität 36,8 kWh. Das ist gar nicht wenig, mehr sogar, als Mazdas elektrischer Kompakt-Crossover MX-30 mit seinen 35,5 kWh aufbietet und mehr als der Smart EQ mit seinen schmalen 17,6 kWh sowieso.
Wie weit er kommt: Nach praxisnaher WLTP-Norm 252 Kilometer. In der Praxis, das muss man gerade bei Elektroautos immer wieder betonen, kommt es auf die Fahrweise und das Streckenprofil an. Als Lohn für maximal vorsichtiges Vorgehen im "Eco+"-Modus und als Entschädigung für die ebenso maximal missmutigen Blicke aus den Lkw-Cockpits zeigte uns der Bordcomputer eine triumphale Reichweite von 328 Kilometern an.
Realistisch ist das aber nicht. Nach unserer Erfahrung würden wir sagen, dass man es bei überwiegend Stadtverkehr mit viel Gelegenheit zum Rekuperieren auf 250 Kilometer bringen kann und bei einigen untergemischten Landstraßenetappen auf etwa 200.
Für die Autobahn, so viel muss klar sein, ist der Citigo nicht gemacht, bei Tempo 120 – mehr als 130 sind eh nicht drin – sollte nach etwa 150 Kilometern ein Ladestopp eingeplant werden.
Verlängern lässt sich die Reichweite durch Aktivieren der Modi "Eco" oder "Eco+", die allerdings die Leistung begrenzen.
Wie er lädt: Wechselstrom kann der Citigo zunächst an der Haushaltssteckdose zapfen, dort dauert es allerdings fast 13 Stunden, bis der Akku auf 80 Prozent gebracht ist. Selbst über Nacht wird das also knapp. Besser ist es, an der Wallbox oder öffentlichen Ladestation anzudocken. Zwar "tankt" der Elektro-Mini dort nur mit 7,2 kW, vier Stunden und fünfzehn Minuten sind aber schon eine andere Hausnummer. Die beiden Ladekabel für Schukosteckdose und Wallbox werden serienmäßig mitgeliefert, dass sie sich zumeist störend im Laderaum schlängeln, gehört zum Alltag des E-Auto-Fahrers. Ordentliche Naturen können sie auch in den entsprechenden Taschen unterbringen.
Lobenswert ist die Fähigkeit zum Gleichstrom-Schnellladen. An der CCS-Säule zieht der Citigo mit 40 kW Strom, in einer knappen Stunde ist er dann wieder zu 80 Prozent bei Kräften.
Außerdem lassen sich die elektrischen Reserven auch während der Fahrt auffüllen, hierzu stellt der Skoda-Stromer vier Rekuperationsstufen bereit, in der stärksten übernimmt der Motor weitestgehend die Bremsarbeit. "One-Pedal-Driving" nennt der E-Auto-Kundige das, weil nur das Fahr-, kaum aber das Bremspedal benötigt wird.
Wie er sich fährt: Super. Kleinwagentypisch flink und wendig, elektroautogemäß antrittsstark, außerdem ganz famos übersichtlich – so macht Autofahren in der City Spaß. Überrascht hat uns angesichts des kurzen Radstands der gebotene Fahrkomfort. Im Vergleich zu einem Opel Corsa neuester Generation, auf den wir kurz danach umstiegen, erschien uns der Citigo geradezu auf S-Klasse-Niveau.
Was er verbraucht: Nach Norm 12,8 kWh/100 km. Auf unserer eher unrealistischen Sparrunde brachten wir es auf 11,5 kWh, im Schnitt auf 16,7 kWh.
Was er bietet: Wie bereits erwähnt, hat Skoda das preiswerte Citigo-Basismodell aus dem Programm genommen und lässt Kunden nurmehr eine Wahl: "Best of" oder "Best of". Das heißt dann, dass 16-Zoll-Leichtmetallfelgen mitgeliefert werden, ferner Tempomat, Licht- und Regensensor, Klimaautomatik, beheizbare Vordersitze und Parksensoren hinten, ebenso wie das Infotainmentsystem "Swing" mit DAB+-Radio, die Dockingstation fürs Smartphone sowie eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung. Bis auf Sonderwünsche beim Lack bleiben da kaum noch Extras anzukreuzen.
Auch ein Spurhalteassistent gehört zum Lieferumfang. Einen Totwinkel-Warner oder einen automatischen Notbremsassistenten gibt es indes nicht, letzteres hat dazu geführt, dass der Citigo beim Euro-NCAP-Crashtest nur drei von fünf Sternen erhielt.
Was er kostet: Aktuell, also mit 16 Prozent Mehrwertsteuer, 24.360 Euro. Viel Geld für einen Kleinwagen. Abzugsfähig ist die kräftig aufgestockte Innovationsprämie, die sich aus 6000 Euro staatlicher Förderung und 3570 Euro Skoda-Bonus (brutto) zusammensetzt und somit 9570 Euro beträgt. Das heißt, dass der Citigo e iV unterm Strich auf 14.790 Euro kommt. Hört sich schon anders an.
Was wir meinen: Der Skoda Citigo e iV ist das ideale Auto für die Stadt: Klein, wendig, munter und dabei lokal emissionsfrei unterwegs. Bei überwiegend urbanem Einsatz fällt auch die geringe Reichweite nicht ins Gewicht. Ärgerlich mag mancher Kunde finden, dass es – anders als bei den Geschwistern Seat Mii oder VW e-up – kein preiswertes Einstiegsmodell gibt. Angesichts der üppigen Förderprämie reduziert sich aber auch der Preis des "Best of" auf ein überlegenswertes Maß.
Ulla Ellmer
Die Daten des Skoda Citigo e iV
Leistung 61 kW/83 PS, max. Drehmoment 212 Nm bei 0 - 2750/min, Spitze 130 km/h (abgeregelt), Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 12,3 sec. Batterietyp Lithium-Ionen, Kapazität 36,8 kW/h, Ladeanschluss Typ 2 (bis 7,2 kW) und CCS (40 kW). Normverbrauch 12,8 kWh/100 km, Testverbrauch 16,7 kWh. Reichweite Norm 252 km. CO2-Emission 0 g/km, Schadstoffklasse Elektrofahrzeug, Energie-Effizienzklasse A+. Länge 3,60 m, Breite 1,65 m, Höhe 1,48 m, Kofferraum 250 -923 l, Leergewicht 1235 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1530 kg, Zuladung 370 kg. Einganggetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 15 (KH), 15 (VK), 15 (TK). Preis ab 24.360 Euro.