Fahrrad-Check vor dem Winter
8.11.2020, 12:12 UhrGewinner hat es im Corona-Jahr 2020 nicht allzu viele gegeben. Zu den wenigen Profiteuren zählt das Fahrrad. Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) hat den Mai 2020 sogar als umsatzstärksten Monat der Fahrradgeschichte ausgemacht. "Statt zu verreisen, haben viele Leute ihr Urlaubsgeld lieber in ein Rad samt Ausrüstung investiert", erinnert sich ein Verkäufer bei einem großen Nürnberger Fahrradhändler. Home Office und Kurzarbeit schufen zeitliche Freiräume fürs Radeln. Zudem schwangen sich viele Pendler lieber in den Sattel, als sich in überfüllten "Öffis" Infektionsgefahren auszusetzen.
Jetzt aber ist die unwirtliche Jahreszeit da. Wer in den kommenden Wochen noch Rad fährt, braucht erstens Nehmerqualitäten und zweitens ein gut auf die kalte Jahreszeit vorbereitetes Bike.
Bremsen überprüfen
Vor allem auf die Bremsen muss Verlass sein. Hier empfiehlt sich ein kurzer Test: "Die Räder sollten beim Schieben blockieren, wenn die Bremsen betätigt werden", heißt es beim ADAC. Andernfalls ist Handeln angesagt; die Bremsen müssen nachgestellt, abgefahrene Bremsbeläge ersetzt werden. Damit sie auch bei Frost funktionieren, tut Bremshebeln und Bremszügen eine einfettende Kur gut. Der Fachhandel hält Bremsklötze bereit, die speziell für Nässe taugen.
Kette und Schaltung bekommen ihr Fett ab
Auch für Kette und Schaltung ist die kalte Jahreszeit eine Herausforderung. Damit es sich noch bei niedrigen Temperaturen gut schalten lässt, empfiehlt es sich, Kette, Ritzel und Zahnkränze zunächst zu reinigen (Bürste oder Lappen). Anschließend werden Kette und Schaltmechanik neu gefettet, um Schäden durch Regen, Schnee und Streusalz vorzubeugen.
Auf's Profil kommt es an
Gut greifen müssen jetzt die Reifen. Spätestens zu Beginn des Winters sollten abgefahrene Pneus ausgetauscht werden, eventuell durch Reifen mit größerer Profiltiefe und möglicherweise sogar durch Spikes, die – im Gegensatz zum Auto – am Fahrrad erlaubt sind. Spikes eignen sich besonders gut für Fahrten über verschneites oder vereistes Terrain. Auch etwas Luft aus dem Reifen abzulassen verbessert den Grip.
Beleuchtung checken
Überlebenswichtig kann in der dunklen Jahreszeit eine funktionierende Beleuchtung werden. Gerissene Kabel gilt es zu erneuern und defekte Birnen auszutauschen. Vielfach werden statt der klassischen Dynamo-Lichtanlagen Akku-Leuchten genutzt, die inzwischen zulässig sind. Ebenso wie Naben- oder Speichendynamos sind sie insofern gegenüber Seitenläufer-Dynamos im Vorteil, als diese – wie der ADAC warnt – bei Matsch und Schnee häufig Aussetzer haben.
Vorsicht, Blender
Die Fahrrad-Beleuchtung muss nicht nur funktionieren, sondern auch richtig eingestellt sein. Ansonsten droht Blendgefahr. Dies ist deshalb problematisch, weil es inzwischen Scheinwerfer gibt, die weit über die gesetzlich vorgeschriebene Mindestleuchtkraft von 10 Lux hinausgehen und auch die vom ADAC als ausreichend bezeichnete Leuchtstärke von 40 Lux weit übertreffen. Mit bis zu 150 Lux strahlen solche Highend-Scheinwerfer. Wenn sie, aber auch andere Leuchten, schlecht am Fahrrad befestigt und/oder nicht ordentlich justiert sind, kann das für entgegenkommende Verkehrsteilnehmer sehr unangenehm werden.
Deshalb empfiehlt es sich, schon beim Kauf darauf zu achten, dass sich das Lichtset sauber und wackelfrei montieren lässt. Zudem sollte während des Winters immer wieder überprüft werden, ob die Leuchte blendfrei eingestellt ist. Besitzt das Fahrrad eine Federung, setzt sich dabei am besten eine Person in den Sattel.
Die Werkstatt hilft
Übrigens: Nicht jeder Radler ist ein begabter Schrauber. Wer ganz auf Nummer Sicher gehen will, gibt sein Bike deshalb zum Winter-Check in die Werkstatt.
Ulla Ellmer