Ford Puma: Fahrtalent mit funktioneller Seite
17.1.2020, 17:45 UhrFord Puma – war da nicht mal was? Doch: Ein kleines Sportcoupé, das ab 1997 gebaut wurde und 2001 seine Karriere beendet hat. Jetzt kehrt der Puma zurück – aber als ganz anderer Kerl: Der Crossover teilt sich die B-Segment-Plattform mit dem Kleinwagen Fiesta, wächst aber um rund fünfzehn Zentimeter über diesen hinaus, 4,19 Meter misst er in der Länge. Und er hat etwas, was den meisten Ford-Modellen abgeht: Ausstrahlung.
Tatsächlich hat uns lange kein Ford so gut gefallen wie der lifestylige Puma. Optisch ist er eine gelungene Melange aus bullig und elegant, aus den weit oben in den Kotflügeln positionierten Scheinwerfern lässt der Porsche Macan grüßen, der Farbton "Lucid Red" scheint vom erfolgreichen Mazda-Rot inspiriert. "Nicht aggressiv, sondern freundlich, dabei aber athletisch" habe der Puma aussehen sollen, sagt Amko Leenarts, Fords europäischer Design-Direktor. Klar: Trotz ungebrochen starker Kundennachfrage haben SUVs nicht den besten Ruf, da braucht es kein martialisches Trumm mit bösem Blick.
Wohlfühl-Ambiente und digitales Cockpit
Das geräumige Interieur vermittelt mit bequemen Sitzen und hochwertig soften Oberflächen Wohlfühlambiente, vom Werkstoff Hartplastik haben die Innenarchitekten dankenswerterweise weitgehend Abstand genommen. Hinterm Lenkrad installiert Ford – ausstattungsabhängig serienmäßig – eine voll digitale und bestens ablesbare Instrumententafel, auf der Mittelkonsole thront ein großer Touchscreen mit logisch aufgebauter Menüführung. Das Smartphone wird via Android Auto und Apple CarPlay eingebunden, auch induktiv laden lässt es sich.
Vor allem aber serviert der Puma ein paar schlaue Details, welche die eigentlich fürs "Simply Clevere" zuständigen Skodas locker in die Defensive drängen. Da ist zum einen die komplett mit Kunststoff ausgekleidete "Mega-Box" im 456 Liter (Mildhybrid 401 Liter) großen Kofferraum. Sie fasst 81 Liter, sitzt tief im Ladeboden und ermöglicht es so, großes Transportgut wie Golfbags oder das Olivenbäumchen auch aufrecht einzuladen. Größter Clou aber: Die Hinterlassenschaften schmutziger Wanderstiefel oder nasser Badekleidung lassen sich einfach mit dem Wasserschlauch ausspülen, ein Ablaufventil entlässt das Nass ins Freie.
Standing Ovations
Mindestens ebenso praktisch: Die mit Reißverschlüssen ausgestatteten "Zipper Seats" sind im Nu abgezogen und in die Waschmaschine gesteckt. Soll es nach ein paar Jahren ein anderes Design sein, kann der Kunde die Bezüge auch austauschen. "Standing Ovations" habe er für diese cleveren Ideen bekommen, sagt Baureihenleiter Sigurd Limbach dazu.
Die Rücksitzbank lässt sich leider nicht längs verschieben, aber es gibt einen variablen Ladeboden und eine flexible Kofferraumabdeckung, die beim (auf Wunsch sensorgesteuerten) Öffnen der Heckklappe praktischerweise mit nach oben schwenkt, was die Beladung durchaus erleichtert.
Neben solcher Funktionalität ist der Puma aber vor allem ein fahrtechnisches Talent. Ungemein agil wirkt der eher straff abgestimmte Fronttriebler, handlingstark und sportlich. Fahrwerk – das beherrschen die Ford-Ingenieure einfach. Ein Fahrmodusschalter ("Normal", "Eco", "Sport", "Rutschig", "Unbefestigte Straßen") ermöglicht per Tastendruck weitergehendes Feintuning. Allradantrieb ist für den Puma nicht vorgesehen.
Wenn der Puma im März zu Preisen ab 23.150 Euro auf den Markt kommt, dann treiben ihn zunächst zwei Einliter-Dreizylinder-Benziner an, die dem Mildhybrid-Prinzip mit 48-Volt-Technologie folgen. Der kleinere dieser Ecoboosts leistet 92 kW/125 PS und 210 Nm, der größere (auf Wunsch auch nicht-hybridisiert zu haben) setzt 114 kW/155 PS und 240 Nm frei. Im Mai reicht Ford zudem einen Diesel (88 kW/120 PS) nach.
Elektrische Unterstützung
Auf ersten Probefahrten haben wir Bekanntschaft mit dem 155-PS-MHEV geschlossen und waren angetan: Kernig-knurrig, aber nicht lästig lärmend lässt er von sich hören; weil bei niedrigen Drehzahlen ein kleiner Elektromotor in Gestalt eines riemengetriebenen Startergenerators (ISG) unter die Arme greift und auch das Turboloch ausmerzt, wirkt der Dreizylinder munter und aufgeweckt.
Zudem schaltet sich der Verbrennungsmotor – beispielsweise beim Zurollen auf eine Ampel – ab, sobald Kupplung und Bremse getreten werden. Das soll beim Spritsparen helfen. Nach WLTP verbraucht der 155-PS-Ecoboost 5,7 l/100 km, entsprechend 131 g/km CO2.
Die bei Crossovern durchaus nachgefragte Automatik wird es nur für den 125-PS-Dreizylinder ohne Mildhybrid geben, auch der Diesel geht hier leer aus. Für manchen Käufer könnte dies ein Ausschlusskriterium sein – trotz Funktionalität und Fahrtalent.
Ulla Ellmer
Ford Puma in Kürze:
Wann er kommt: Im März 2020
Wen er ins Visier nimmt: VW T-Cross, Seat Arona, Opel Crossland X, Fiat 500 X, Peugeot 2008, Renault Captur, Mazda CX-3, Hyundai Kona & Co.
Was ihn antreibt: Einliter-Dreizylinder-Benziner mit 48-Volt-Mildhybridtechnologie und 92 kW/125 PS sowie 114 kW/155 PS. Den 155-PS-Motor gibt es auch nicht-hybridisiert
Was er kostet: Ab 23.150 Euro
Was noch kommt: Diesel, Automatikgetriebe
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