Im Fahrbericht: Citroën C5 Aircross Hybrid ë-EAT8
26.3.2021, 20:56 UhrWie er aussieht: Wir bekommen eine Wallbox, als erster darf der C5 Aircross an die neue Stromtanke, unter dem wachsamen Auge des Elektrikers. Er liebäugle derzeit mit einem Audi RS Q3, lässt uns der Fachmann wissen, den Aircross beäugt er zunächst mit Misstrauen, dann aber doch mit Interesse. Der mitarbeitende Sohn wird herbeigerufen; so so, ein Citroën also, da schau her, die haben sich ja gemacht, die Franzosen!
Tatsächlich hebt sich der 4,50 Meter lange C5 Aircross recht erfolgreich vom Gros der vielen Konkurrenten ab, die außer ihm das Segment der Kompakt-SUVs bevölkern, auch die Plattform-Brüder DS7 Crossback, Peugeot 3008 und Opel Grandland-X gehören zu den Mitbewerbern. Bullig-steile Front mit hoch positionierten, schmalen LED-Schlitzen, an den Seiten die Kunststoff-Polster der "Airbumps", im Falle unseres Testwagens eine schicke Zweifarb-Kombi aus Perlmutt-Weiß und schwarzem Dach – da kann man auch als Freund bayerischen Automobilbaus einen Blick riskieren.
Die Plug-in-Version gibt sich nur sehr dezent durch einen blauen "hybrid"-Schriftzug am Heck und ein winziges "h" an den Flanken zu erkennen. Und natürlich durch den Ladeanschluss vorne links.
Wie er eingerichtet ist: Auch das Interieur hält sich mit Hybrid-Spezifischem zurück, sieht man einmal von den klassischen Elektro-Infos ab, die sich ins großflächige Fahrerdisplay importieren lassen, Energiefluss, Batterieladestand und E-Reichweite beispielsweise. Oder vom kleinen Knopf mit dem Blitz, der elektrisch relevante Angaben auf den Touchscreen holt.
Die Menüstruktur des Multimediasystems haben wir schnell verstanden, allerdings fehlt es dem Infotainment etwas an Reaktionsschnelligkeit, auch das Bild der Rückfahrkamera wird nicht so glasklar übertragen wie anderswo.
Und sonst? Angenehme, hohe Sitzposition auf bequemen und mit geschmackvollem Stoff-Leder-Mix bezogenen Fauteuils, auf den ersten Blick ordentliche Verarbeitung und schöne Materialien, auf den zweiten aber auch verhältnismäßig viel Hartplastik, gerade im unteren Bereich des Armaturenträgers.
Wie viel Platz er hat: Der C5 Aircross sieht aus wie ein SUV, hat sich in Sachen Variabilität aber einiges vom Van abgeschaut. Die Rücksitzbank ist eigentlich ein Konglomerat aus drei vollwertigen Einzelsitzen, die mit neigungsverstellbaren Lehnen ausgestattet sind, sich versenken und jeweils um 15 Millimeter längs verschieben lassen. Das Kofferraumvolumen variiert zwischen 460 und 600 Litern, gegenüber den reinen Verbrennermodellen büßt der Plug-in-Hybrid 120 Liter ein. Ganz SUV ist der Aircross dann wieder bei der Ladekante, die verhältnismäßig hoch ausfällt. Die Kabel finden unter einem variablen Kofferraumboden Platz.
Die Topausstattung "Shine-Pack" bietet serienmäßig eine Handsfree-Heckklappenbetätigung mit Fußsteuerung, für die einfacheren Modellvarianten ist sie nicht erhältlich. So oder so öffnet die Hecktür nicht allzu weit – größer gewachsene Mitmenschen müssen sich darunter ducken.
Nicht nur in der breiten Mittelkonsole tun sich viele Ablagen auf, der C5 Aircross organisiert sich gut für die Langstrecke.
Was ihn antreibt: Die Plug-in-Variante ist die leistungsstärkste im C5-Portfolio. 133 kW/181 PS stellt der 1,6-l-Vierzylinder-Benziner bereit, 81 kW/110 PS packt der Elektromotor drauf – nach Hybrid-Arithmetik addiert sich das zu einer Systemleistung von 165 kW/224 PS. Eine Achtgangautomatik schickt die Antriebskräfte an die Vorderräder. Anders als es Opel beim Grandland-X und Peugeot beim 3008 tut, legt Citroën keine Allradvariante mit zweitem Elektromotor und 221 kW/300 PS Systemleistung auf.
Als Energieversorger für den Elektromotor betätigt sich eine Lithium-Ionen-Batterie von 13,2 kWh Bruttokapazität.
Wie er sich fährt: Der C5 Aircross Hybrid startet immer mit Strom. Wenn die elektrischen Reserven aufgebraucht sind, übernimmt der Verbrenner – ein an sich unauffälliger, da ruckfreier Vorgang, auch das hinzutretende Arbeitsgeräusch des Vierzylinders ist keine Belästigung, und doch ist schade, wenn die elektrische Stille ein Ende hat. Über einen Kippschalter auf der Mittelkonsole kann alternativ der Hybridmodus vorgewählt werden, die Elektronik organisiert dann einen Mischbetrieb aus beiden Antriebswelten. Als dritte Fahrstufe bietet sich "Sport" an.
An Leistung gebricht es dem Aircross in keiner Fahrsituation, gerade auf der Autobahn erweist er sich als angenehmer Partner, dem weder an Steigungen noch bei Überholmanövern die Puste ausgeht. Die Frage nach dem Sportsgeist erübrigt sich dennoch, denn in fahrdynamischer Hinsicht – das zeigt auch die eher indirekte Lenkung – hegt der C5 ebensowenig Ambitionen wie, so vermuten wir, auch seine Käufer.
"Ja, aber der Fahrkomfort", wirft der automobilhistorisch Bewanderte ein und denkt hoffnungsfroh an die seligen Zeiten der Hydropneumatik. Tatsächlich sucht der Aircross eher im sanften denn im sportiven Umgang mit der Straße sein Heil. Irgendwelche Schwebezustände waren dennoch nicht feststellbar, von der "Advanced Comfort Federung" hätten wir uns ein bisschen mehr erwartet.
Je nach Investitionsbereitschaft darf sich der Fahrer auf die Unterstützung etlicher Fahrassistenten verlassen, die Citroën in Paketen gebündelt hat, aber nicht für alle Ausstattungsvarianten gleichermaßen zur Verfügung stellt. Der "Drive Assist 5" platziert Abstandstempomat, Spurhaltesystem, Fernlicht-Assistent und Verkehrszeichenerkennung an Bord, im Topmodell "Shine Pack" serienmäßig und ohne Extra-Salär.
Wie weit er kommt: Die WLTP-Norm spricht von 55 Kilometern rein elektrischer Fahrt. Bei vorfrühlingshaften Temperaturen sind wir dem verhältnismäßig nahe gekommen und konnten 48 Kilometer weit stromern.
Was er verbraucht: Mit Bedacht und Weitsicht bewegt, lässt es der C5 Aircross mit 4,5 l/100 km gut sein. Realistischer sind Werte um die 6,3 l. Autobahngeschwindigkeiten um 180 km/h schlagen mit etwa 8 l/100 km zu Buche. Hinzu kommt der Strombedarf.
Wie er lädt: Serienmäßig ist der C5 Aircross Hybrid mit einem 3,7-kW-Onboardlader ausgestattet, gegen Aufpreis – 300 Euro – gibt es das Update auf einen 7,4-kW-Charger. Er zahlt sich allerdings erst an der 22-kW-Ladestation aus, denn wie die meisten Plug-in-Hybride lädt auch der teilelektrifizierte C5 nur ein- und nicht dreiphasig. Die Ladedauer beträgt dann knapp zwei Stunden. An der 11-kW-Wallbox nimmt Vollladen etwas weniger als vier Stunden in Anspruch.
Ein kurzer Zug am Automatikwählhebel versetzt den Aircross in den B-Modus für maximale Rekuperationsstärke, den wir oft zugeschaltet haben, selbst auf der A3 zwischen Nürnberg und Würzburg, wo viele Baustellen immer wieder zum Verringern der Geschwindigkeit zwingen.
Schließlich besteht noch die Möglichkeit, den Elektromotor via "eSave" während der Fahrt vom Verbrenner laden zu lassen. Das kostet freilich Sprit – und macht nur dann Sinn, wenn entlang der Route beispielsweise noch eine Umweltzone liegt, die ausschließlich elektrisch befahren werden darf.
Was er bietet: Der C5 Aircross Hybrid 225 ist ab der mittleren von fünf Ausstattungsvarianten erhältlich, die Citroën für sein derzeitiges Flaggschiff bereitstellt. Es geht also mit dem "Feel Pack"los, das Details wie Audiosystem, Bluetooth-Freisprechen, Klimaautomatik und Nebelscheinwerfer noch um das digitale Kombinstrument, ein 3D-Navi, ein Keyless-System, elektrisch anklappbare Außenspiegel, einen Totwinkelassistenten, 18-Zoll-Leichtmetallfelgen und einiges mehr ergänzt.
Was er kostet: Ab 40.390 Euro. Davon kann der Umweltbonus von maximal 6750 Euro abgezogen werden. Unterm Strich ergeben sich also 33.640 Euro. Interessant ist der Blick auf das umfangreich ausgestattete Topmodell "Shine Pack". Es kostet 44.190 Euro, minus Umweltbonus bleiben 37.440 Euro - was deutlich unter jenen 39.390 Euro liegt, die Citroen für den ausschließlich als "Shine" verfügbaren reinen Benziner mit 133 kW/181 PS verlangt.
Was wir meinen: Der Citroën C5 Aircross ist ein Charakterkopf unter den SUVs. Nicht nur optisch hebt er sich vom Gros seiner Gattung ab, sondern auch durch die familienfreundliche Variabilität eines Vans. Wie alle Teilzeitstromer ist speziell der Hybrid vor allem für Kunden interessant, die überwiegend auf kurzen (Pendler-)Distanzen unterwegs sind und idealerweise auf eine Lademöglichkeit zurückgreifen können.
Ulla Ellmer
Die Daten des Citroën C5 Aircross Hybrid 225 ë-EAT8
VERBRENNUNGSMOTOR: Hubraum 1598 ccm, Zylinder 4, Leistung 133 kW/181 PS bei 6000/min, max. Drehmoment 300 Nm bei 3000/min. ELEKTROMOTOR: Leistung 81 kW/110 bei 2500/min, Drehmoment 320 Nm bei 500 - 2500/min. SYSTEMLEISTUNG 165 kW/224 PS, SYSTEMDREHMOMENT 360 Nm. Batterietyp Lithium-Ionen, Kapazität 13,2 kW/h brutto. Ladeanschluss Typ 2, 1-phasig bis 3,7 kW, optional bis 7,4 kW. Spitze 225 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 8,9 sec. Reichweite elektrisch WLTP 55 km. Kraftstoffverbrauch Norm 1,4 l S/100 km, Test 6,3 l/100 km. CO2-Emission 33 – 31 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-ISC-FCM, Energie-Effizienzklasse A+. Länge 4,50 m, Breite 1,97 m, Höhe 1,65 m, Kofferraum 460 - 600 l. Leergewicht 1845 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2300 kg, Zuladung 530 kg, Anhängelast gebremst 1300, ungebremst 750 kg. Achtgangautomatik, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 18 (KH), 24 (VK), 22 (TK). Preis ab 40.390 Euro.