Lexus UX 300e: Endlich elektrisch
27.11.2020, 14:31 UhrFür Modelle mit Stecker hat Toyota bislang nur wenig Begeisterung gezeigt. Ihre Kompetenz sahen die Japaner stets im Hybridantrieb, wo sie auf eine langjährige Expertise verweisen - und in der Brennstoffzellentechnologie. Inzwischen aber hat man ein "wachsendes Interesse an Elektrofahrzeugen" ausgemacht. Und so wird Toyotas Edelmarke Lexus jetzt die Ehre zuteil, mit dem ersten rein batterieelektrischen Modell im Konzern vorstellig zu werden.
Den UX kennt man schon anders
Gegenstand der Elektrifizierung ist der kompakte und 4,50 Meter lange Crossover UX. Als Benziner und selbst aufladenden Hybrid kennt man ihn schon; als UX 300e nutzt er einen 150 kW/204 PS starken E-Motor, der von einer 54-kWh-Batterie versorgt wird. Gemäß WLTP-Zyklus schafft der neue Stromer eine Reichweite von 305 bis 315 Kilometern. Das ist nicht überwältigend, aber alltagskonform.
Sind die elektrischen Reserven aufgebraucht, kann der UX 300e an der Haushaltssteckdose tanken; bis der leere Akku komplett geladen ist, zieht freilich ein kompletter Tag ins Land. In zügigeren acht Stunden und fünfzehn Minuten geht das Prozedere an der Wallbox oder öffentlichen Ladestation vonstatten, hier zieht der Japaner Strom bis 6,6 kW, allerdings nur 2-phasig.
Chademo statt CCS
Wer es besonders eilig hat, steuert eine Schnellladestation an, aus der bis zu 50 kW Gleichstrom fließen. In 50 Minuten sind 80 Prozent Ladestand erreicht. Für solch extraflottes Laden besitzt der Japaner allerdings keinen CCS-Stecker, sondern nutzt das unpopulärere Chademo-System. Produktmanagerin Linda Schlösser erklärt dies mit den Anforderungen des asiatischen Raum, wo bidirektionales Laden gefragt sei, die Rückspeisung von Ladeüberschüssen ins Netz also – ein Unterfangen, das derzeit nur mit Chademo gelinge.
Auf der Suche nach Lademöglichkeiten durchforstet eine App das "Lexus Charging Network", dem europaweit rund 160.000 Stationen angeschlossen sind. Auch Verfügbarkeit, Ladegeschwindigkeit und Preis pro Kilowattstunde werden dem strombedürftigen UX-Fahrer angezeigt; der Ladevorgang selbst lässt sich entweder über die App oder eine RFID-Karte starten und abrechnen. Zwecks Bezahlung erhält der Kunde eine monatliche Rechnung.
Auf ersten Probefahrten zeigte sich der frontgetriebene UX 300e von seiner einnehmenden Seite. In typischer E-Auto-Manier erfolgt die Beschleunigung flüssig und linear, der niedrige Schwerpunkt – ein Resultat der tief im Fahrzeugboden platzierten Batterie – ermuntert dazu, Kurven gern mal schneller zu nehmen, wobei das tendenziell komfortabel abgestimmte Fahrwerk straßenbauliche Malaisen sanft abfängt. Der Standardsprint von 0 auf 100 km/h erfolgt in 7,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 160 km/h limitiert.
Über Schaltwippen am Lenkrad lassen sich vier Rekuperationsstufen einstellen, zudem variieren drei Fahrmodi – Eco, Normal, Sport – das Wesen des Japaners. Nach WLTP-Norm beträgt der Stromverbrauch 17,1 bis 16,8 kWh/100 km. Am Ende unserer Fahrt zeigte der Bordcomputer einen Wert von 22,8 kWh an.
Klima-Concierge an Bord
Wie es dem Nimbus einer Edelmarke entspricht, zeigt sich der UX 300e premiumwürdig eingerichtet. Das Cockpit rückt Digitalanzeigen ins Blickfeld des Fahrers, rechts davon wenden sich ihm ein großformatiger Bildschirm sowie eine Leiste von Kippschalterchen zu, die Direktzugriff auf verschiedene Funktionen bieten. Eine sogenannte "Klima Concierge" erkennt wachsam, welche Sitze belegt sind und beheizt neben dem Lenkrad ausschließlich diese, das soll die elektrischen Reserven schonen. Und wer noch immer mit leiser Wehmut an alte Verbrennerzeiten denkt, kann sich per Druck auf die "ASC"-Taste einen künstlichen Motorsound ins Auto zaubern, der uns aber nur wenig begeistert hat.
Während die vorderen Passagiere räumlich keinen Grund zur Klage haben, geht es im Fond verhältnismäßig knapp zu. Und der Kofferraum hat gegenüber der Hybridvariante UX 250h zwar um 47 Liter zugelegt, bleibt mit 367 Litern aber kein wirkliches Großformat.
Nur im Leasing
Lexus bringt den umfangreich ausgestatteten UX 300e im Januar 2021 in den Handel. Allerdings nur im Leasing: Bei 36 Monaten und 10.000 Kilometern Laufzeit beträgt die monatliche Rate 399 Euro, ohne Anzahlung. Dem liegt ein Preis von 47.550 Euro (19 Prozent MwSt) zugrunde. Auf die Batterie gibt es zehn Jahre (oder über eine Million Kilometer Fahrleistung) Garantie.
Mit dem stromernden Crossover sind die elektrischen Pläne der Marke noch nicht beendet. Ein erster Plug-in-Hybrid, so heißt es, befinde sich bereits in Vorbereitung. Und während der UX noch die sogenannte GA-C-Architektur nutzt, auf der auch Toyota Prius, Corolla und C-HR aufbauen, arbeitet man im Konzern an einer speziellen Plattform für batterieelektrische Fahrzeuge. Es wird also noch mehr Modelle mit Stecker geben.
Ulla Ellmer
Lexus UX 300e in Kürze:
Wann er kommt: Am 11. Januar 2021
Wen er ins Visier nimmt: Audi Q4 e-tron, Tesla Model Y, Kia e-Niro, Mazda MX-30, den künftigen VW ID.4
Was ihn antreibt: Elektromotor mit 150 kW/204 PS
Wie weit er kommt: Nach WLTP-Norm 305 bis 315 km
Was er kostet: Ab 47.550 Euro (19 Prozent MwSt). Nur Leasing möglich, Monatsrate 399 Euro