Mercedes EQV 300: Stromern im großen Stil

29.9.2020, 12:53 Uhr
Mercedes EQV 300: Stromern im großen Stil

© Hersteller

Alles, was rein elektrisch fährt, bekommt bei Mercedes die beiden Buchstaben "EQ" vorangestellt. Das ist schon jetzt beim Smart EQ und beim Crossover EQC so, bei den künftigen EQA, EQE und EQS wird man analog verfahren.

Aus der Systematik lässt sich auch ableiten, dass der EQV 300 die elektrische Variante der V-Klasse ist. Ein Edel-Stromer im Großformat also, der in Lang (5,14 Meter) und Extralang (5,37 Meter) verfügbar ist, bis zu acht Sitzplätze besitzt und seine Passagiere mit markenkonformem Premium-Ambiente umgibt, von der dreistufig einstellbaren Luftfederung "Airmatic" bis hin zum MBUX-Multimedia-System, das nebst Online-Anbindung und Sprachassistent – der auf die Stichwörter "Hey, Mercedes" hört – auch Kommunikationsfähigkeit mit Ladestationen aufbietet.

Mercedes EQV 300: Stromern im großen Stil

© Hersteller

Elektromotor mit 204 PS

Für den Antrieb ist ein Elektromotor mit 150 kW/204 PS Peak- und 70 kW/105 PS Dauerleistung zuständig, das maximale Drehmoment liegt bei 362 Newtonmetern. Wie viel Leistung abgerufen wird, hängt vom Fahrprogramm ab: Die Standardeinstellung C stellt die vollen Antriebskräfte bei starker Heiz- und Klimatisierungswirkung zur Verfügung. Im reichweitenoptimierten E-Programm werden 100 kW/136 PS aufgeboten, im auf maximale Reichweite gepolten E+-Modus regelt sich der EQV auf 80 kW/109 PS herunter. Wiederum alles gibt er hingegen im sportlichen S-Programm.

Als maximalen Aktionsradius verspricht Mercedes urlaubstaugliche 418 Kilometer. Ganz schön stattlich. Um so viel Strecke machen zu können, bedarf es eines großen Akkus. Das wassergekühlte Lithium-Ionen-Batteriepack im EQV hat eine Kapazität von 90 kWh. Dies aufzufüllen, dauert: Eine Ladung Wechselstrom (AC) aus der Wallbox oder öffentlichen 11-kW-Ladestrom soll rund zehn Stunden in Anspruch nehmen. Alternativ beherrscht der EQV auch das Schnellladen von Gleichstrom (DC) bis zu 110 kW. Dabei nutzt er den CCS-Standard. In einer Dreiviertelstunde ist der Akku auf 80 Prozent gebracht.

Mercedes EQV 300: Stromern im großen Stil

© Hersteller

Shuttle- oder Taxifahrer, so stellt sich Mercedes das vor, könnten so zwischen ihren Touren mal rasch nachladen. Dazu ist freilich zu sagen, dass sich Schnellladestationen derzeit hauptsächlich entlang der Autobahnen und nicht in den Städten finden. Am Ionity-Schnellladenetz ist auch Daimler beteiligt, über "Mercedes Me Charge" erhält der EQV-Fahrer Zugang zu den Ladestationen (und zu denen von 300 weiteren Anbietern). Am Ladepunkt muss er sich dann nur identifizieren – via App, Ladekarte oder das MBUX-Multimediasystem – und den Ladevorgang starten, der Bezahlvorgang wird automatisch geregelt.

Ein Jahr lang bleibt das "Me Charge"-Angebot kostenfrei, den zumeist teuren Strom aus der Ladesäule gibt es somit eine Ecke günstiger. Im Anschluss an die Gratis-Zeit fallen 99 Euro Jahrestarif an. 

Fünf Rekuperationsstufen

Die elektrischen Reserven des EQV lassen sich auch während der Fahrt auffüllen, insgesamt fünf Rekuperationsstufen stehen dafür zur Verfügung, inklusive "One-Pedal-Driving", bei dem die Bremswirkung so stark ist, dass das Fahrzeug mehr oder weniger von alleine zum Stehen kommt. Und das intelligente Navi berechnet die Route so, dass möglichst wenige Ladestopps und möglichst kurze Ladezeiten anfallen, Schnellladestationen werden also bevorzugt.

Mercedes EQV 300: Stromern im großen Stil

© Hersteller

Mancher mag angesichts von Fahrzeuggröße und –gewicht (fast 2,8 Tonnen) die Sinnfrage stellen: Batterieelektrischer Antrieb für ein solch großes und schweres Gefährt – macht das überhaupt Sinn? Tatsächlich haben Modelle wie Opel Zafira-e Life, Citroën ë-SpaceTourer, Peugeot e-Traveller oder der elektrische "Bulli" VW T6.1 (von Abt) durchaus ihre Existenzberechtigung. Vor allem im innerstädtischen Bereich, der aus Gründen der Luftreinhaltung immer mehr reglementiert wird, sind die Elektro-Vans gefragt – als lokal emissionsfreie Shuttles, beispielsweise in Diensten von Taxiunternehmen oder Hotels.

Allerdings ist das Stromern im Großformat gerade bei Mercedes nicht billig. Der EQV kommt auf mindestens 69.588 Euro. Auch wenn ein direkter Vergleich aufgrund der unterschiedlichen Ausstattungslevels schwierig zu ziehen ist: Die günstigste dieselnde V-Klasse gibt es bereits ab rund 37.000 Euro.

Umweltbonus abzugsfähig

Immerhin: Weil der Netto-Listenpreis des EQV unter 65.000 Euro liegt, dürfen 7900 Euro Innovationsprämie abgezogen werden. Und eine Alternative aus dem Hause Mercedes gibt es auch: Der nicht ganz so glamouröse Personentransporter eVito Tourer bietet zwar weniger Luxus, aber den gleichen Antrieb – und ist fast 7000 Euro günstiger.

Ulla Ellmer

 

Mercedes EQV 300 in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits erhältlich

Wen er ins Visier nimmt: VW T6.1 Elektro, Opel Zafira-e Life, Citroën ë-SpaceTourer, Peugeot e-Traveller

Was ihn antreibt: Elektromotor mit 150 kW/204 PS. Akkukapazität 90 kWh

Was er kostet: Ab 69.588 Euro